Kurt-Alphons-Jochheim-Medaille
Dem Lebenswerk des Namensgebers entsprechend ehrt die DVfR mit dieser Medaille seit 2011 Personen und Einrichtungen, die in verschiedenen Teilbereichen der Rehabilitation und Teilhabe von behinderten und von Behinderung bedrohten Menschen einschließlich der Forschung Herausragendes geleistet haben.
DVfR zeichnet Forschungsinstitut FIBS gGmbH aus
Die Kurt-Alphons-Jochheim-Medaille für besondere Leistungen in der Rehabilitation und Teilhabe von Menschen mit Behinderungen geht in diesem Jahr an das Forschungsinstitut für Inklusion durch Bewegung und Sport gGmbH (FIBS) in Frechen. Durch anwendungs- und teilhabeorientierte Forschung sowie Netzwerk- und Konzeptentwicklung fördert das FIBS die Gesundheit und Teilhabe von Menschen mit Behinderungen in beispielgebender Art.
Die Deutsche Vereinigung für Rehabilitation (DVfR) verlieh der FIBS gGmbH die Auszeichnung am 15. Oktober in Berlin im Rahmen ihrer diesjährigen Mitgliederversammlung. Seit seiner Gründung im Jahr 2008 fördert das Institut die Inklusion, das Selbsthilfepotenzial und das selbstbestimmte Leben von Menschen mit Behinderungen durch lokale, nachhaltige Projekte zum Thema Bewegung und Sport. Der Vorsitzende der DVfR, Dr. med. Matthias Schmidt-Ohlemann, unterstrich: „Die praxisnahe Forschungsarbeit des FIBS ebnet Menschen mit Behinderungen den Weg zur Teilhabe an sportlicher Betätigung mit allen positiven Begleiterscheinungen wie besserem körperlichen Befinden und sozialer Interaktion. Dabei werden die Zielgruppen beispielhaft mit ins Boot geholt.“
Prof. Dr. med. Bernhard Greitemann, Ärztlicher Direktor an der Klinik Münsterland am RehaKlinikum Bad Rothenfelde, betonte in seiner Laudatio die positiven Effekte von Sport und körperlicher Aktivität für Menschen mit Behinderungen, speziell mit Mehrfachbehinderungen. Die FIBS gGmbH habe es sich „zum Ziel gesetzt, in diesem Bereich richtungsweisend praxisnahe Forschung zu betreiben, um die Teilhabe und die Inklusion der Menschen mit Behinderungen durch die Umsetzung von wissenschaftlichen Erkenntnissen in der Praxis voranzutreiben“. Die Forschungstätigkeiten der diesjährigen Preisträgerin haben dabei folgende Ziele: Stärkung von motorischen und psychosozialen Ressourcen von Menschen mit Behinderungen durch Sport, Begleitung der Inklusion von Menschen mit Behinderungen in die Gesellschaft durch Bewegung und Sport über wissenschaftliche und praxisrelevante Forschung sowie die Analyse des inklusiven Potenzials bestimmter Sportarten einschließlich der Beleuchtung von Risiken und Optimierungsmöglichkeiten.
Dr. Volker Anneken, Geschäftsführer der FIBS gGmbH, dankte für die Anerkennung der Arbeit durch die verliehene Auszeichnung und ergänzte: „Wir als FIBS-Team sind stolz und begeistert über diese wertschätzende Anerkennung unserer Arbeit. Dafür möchte ich der DVfR im Namen des gesamten Teams und der Gesellschafter Gold-Kraemer-Stiftung, Deutsche Sporthochschule Köln und Lebenshilfe NRW großen Dank aussprechen.“
Laudatio von Prof. Dr. med. Bernhard Greitemann
Website des Forschungsinstituts für Inklusion durch Bewegung und Sport gGmbH
DVfR-Reha-Auszeichnung geht an Selbsthilfeorganisation bifos
Die Kurt-Alphons-Jochheim-Medaille für besondere Leistungen in der Rehabilitation und Teilhabe von Menschen mit Behinderungen geht in diesem Jahr an das Bildungs- und Forschungsinstitut zum selbstbestimmten Leben Behinderter (bifos) in Jena. Durch Informationen, Weiterbildungen und Forschungsprojekte stärkt das Institut die Kompetenzen für ein selbstbestimmtes Leben (Empowerment) und die Selbstvertretung von Menschen mit Beeinträchtigungen nach dem Grundsatz „Nichts über uns ohne uns!“
Die Deutsche Vereinigung für Rehabilitation (DVfR) verlieh bifos die Auszeichnung Mitte November in Berlin. Seit 1994 fördert das Institut die Inklusion, das Selbsthilfepotenzial, das Empowerment und selbstbestimmte Leben von Menschen mit Behinderungen durch Tagungen und Weiterbildungen. Eine Online-Akademie bietet Weiterbildungen auch digital an.
Bifos entwickelte ein Ausbildungs-Curriculum für das Peer Counseling, also die Beratung von Menschen mit Behinderungen durch ebenfalls betroffene Personen, und führt dazu seit vielen Jahren erfolgreich Weiterbildungen durch. Die Laudatorin Prof. Dr. Sigrid Arnade, Vorsitzende des Sprecherinnenrats beim Deutschen Behindertenrat, ist langjährige Wegbegleiterin von bifos. Sie unterstrich, dass das Institut „wesentlich dazu beigetragen hat, Peer Counseling in Deutschland zu etablieren und zu verbreiten, so dass das Peer Counseling schließlich mit der Ergänzenden unabhängigen Teilhabeberatung seine politische Anerkennung gefunden hat.“ Die durch die Aktion Mensch geförderte bifos-Weiterbildung „Empowerment zur Selbstvertretung behinderter Menschen“ unterstützt Betroffene sich in Organisationen der Zivilgesellschaft zu engagieren, um ihre Interessen in politischen Gremien zu vertreten. Die Bildungsangebote stehen allen behinderten Menschen unabhängig von der Art der Beeinträchtigung offen.
Barbara Vieweg, Geschäftsführerin von bifos, dankte für die Anerkennung der Arbeit durch die verliehene Auszeichnung. Sie betonte in ihrer Danksagung u.a. die Bedeutung der partizipativen Forschung. Bifos ist Gründungsmitglied des „Aktionsbündnisses Teilhabeforschung“ und engagiert sich in der Arbeitsgruppe „Expert*innen in eigener Sache“. Mit Unterstützung des Aktionsbündnisses konnte bifos das Projekt „An Wissenschaft und Forschung teilhaben“ durchführen. Damit hat bifos die Beteiligung von Menschen mit Behinderungen an der Entwicklung von Forschungsthemen sowie an wissenschaftlichen Studien angestoßen, die das Institut auch zukünftig fördern wird.
Bifos ist eng mit der „Selbstbestimmt-Leben-Bewegung“ behinderter Menschen in Deutschland und der internationalen Behindertenbewegung verbunden. Das Institut ist Mitglied des Dachverbandes „Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland e. V. − ISL“.
Laudatio von Prof. Sigrid Arnade
Website des Bildungs- und Forschungsinstituts zum selbstbestimmten Leben Behinderter (bifos) e. V.
DVfR zeichnet Kinderrehabilitation der Kölner UniReha aus
Die Deutsche Vereinigung für Rehabilitation (DVfR) verlieh am 11.11.2022 dem Kölner Zentrum für Kinder- und Jugendrehabilitation der UniReha GmbH die Kurt-Alphons-Jochheim-Medaille 2022. Die DVfR bewertet die Programme „Auf die Beine“ und die „Ambulante Medizinisch-Lebenswelt orientierte Rehabilitation“ (AMLOR) als außergewöhnlich innovativ, interdisziplinär, patientenorientiert und nachhaltig.
In der Rehabilitation von Kindern und Jugendlichen ist das Angebot an Intensivbehandlungs- und ambulanten Reha-Programmen, die lange Klinikaufenthalte vermeiden können, noch nicht flächendeckend vorhanden. Die ambulanten Programme des Kölner Zentrums für Kinder und Jugendliche mit Bewegungseinschränkungen können als Pionierangebote gelten und werden von den jungen Patientinnen und Patienten sowie ihren Eltern gut angenommen. Die Behandlungsteams sind interdisziplinär; die vielschichtige Therapie beinhaltet modernste Behandlungsansätze.
Seit 2006 gibt es das interdisziplinäre Programm „Auf die Beine“ für 4- bis 25-Jährige mit ausgeprägten Bewegungsstörungen, zum Beispiel bei Zerebralparesen. Das sechsmonatige Programm umfasst eine breite Diagnostik und Behandlungen wie Physiotherapie und Vibrationstraining. Zum Einsatz kommen u. a. robotergestützte Laufbandsysteme und ein speziell angepasstes Gerätetraining. Intensive Trainingsphasen in der Klinik und längere Heimtrainingszeiten sind so miteinander verknüpft, dass Kinder und Eltern ihr Zuhause nur kurzzeitig für Klinikaufenthalte verlassen müssen. Nachuntersuchungen dokumentieren den Trainingsfortschritt, der auch in einer Anschlussbehandlung verstetigt werden kann. Das Programm zielt auf eine größtmögliche Selbständigkeit im Alltag.
Dr. Matthias Schmidt-Ohlemann, Vorsitzender der DVfR, unterstrich: „Das Angebot ‚Auf die Beine‘ eröffnet für schwer beeinträchtigte Kinder und Jugendliche große Chancen auf mehr Selbstbestimmung und Teilhabe. Dabei werden die Eltern beispielhaft mit ins Boot geholt.“
Der langjährige Leiter des Zentrums für Kinder- und Jugendrehabilitation, Professor Dr. Eckhard Schönau, dankte der DVfR für die Auszeichnung und ergänzte: „Das Programm-Konzept ist Ergebnis von 15-jähriger Erforschung des Zusammenspiels von Nerv-, Muskel- und Knochenfunktionen und ein Beispiel für translationale Forschung. Mittlerweile erkennen viele Krankenkassen das Programm an.“
Prof. Dr. Eckhard Schönau (2. von re.) und Miriam Hehn, Stephanie Groß und Karoline Spiess (von li.) erhielten die Kurt-Alphons-Jochheim-Medaille und -Urkunde von Dr. Matthias Schmidt-Ohlemann (re.), Vorsitzender der DVfR. Die Laudatio hielt Dr. Christian Fricke (2. von li.) (Foto: DVfR)
Das halbjährige AMLOR-Programm ist eines der ersten ambulanten Reha-Angebote für junge Menschen. Es bietet Kindern und Jugendlichen mit neurologischen und orthopädischen Erkrankungen oder mit Adipositas seit 2018 eine ambulante Rehabilitation, die besonders an die Lebenswelt der Betroffenen angepasst ist. Schul- oder ausbildungsbegleitend findet die individuelle Therapie weitgehend am Nachmittag statt – auch hier mit intermittierenden Intensivtrainingsphasen. Ziel ist es, eine verbesserte Schul-, Ausbildungs- und Erwerbsfähigkeit zu erreichen. Mit AMLOR sei der Beweis gelungen, dass eine ambulante Rehabilitation auch bei Kindern und Jugendlichen möglich und wirksam ist, so Dr. Schmidt-Ohlemann.
Weitere Informationen
Laudatio von Dr. Christian Fricke
Die Website der UniReha - Zentrum für Prävention und Rehabilitation der Uniklinik Köln bietet vertiefte Informationen zu: Reha-Programm "Auf die Beine" und „Ambulante Medizinisch-Lebenswelt orientierte Rehabilitation“ (AMLOR).
DVfR ehrt Verbund der Embrace-Hotels für Engagement zugunsten der Inklusion von Menschen mit Behinderungen
Die Deutsche Vereinigung für Rehabilitation e.V. (DVfR) verleiht dem Verbund der Embrace-Hotels e.V. die Kurt-Alphons-Jochheim-Medaille 2021. Der Verbund fördert 45 Mitgliedshotels, die in herausragender Weise Arbeits- und Ausbildungsplätze für Menschen mit Behinderungen bereitstellen. So ermöglicht der Preisträger nachhaltig die Teilhabe von Beschäftigten mit Beeinträchtigungen auf dem ersten Arbeitsmarkt.
Im Verbund der Embrace-Hotels sind verschiedene Hotels sowie Gästehäuser und Jugendherbergen zusammengeschlossen. Deutschlandweit einzigartig ist, dass bei allen Embrace-Mitgliedern 30 bis 60 Prozent der Beschäftigten schwere Behinderungen haben. Der Verbund mit Sitz in Much nahe Köln berät seine Mitgliedseinrichtungen, fördert den Erfahrungsaustausch und bietet Weiterbildungen rund um das Thema Mitarbeitende mit Behinderungen. Darüber hinaus unterstützt der Verbund seine Mitgliedshäuser durch eigene Hotel-spezifische Jobtrainings. Ebenso hilft er in der Schaffung von Barrierefreiheit für Gäste mit Behinderungen. Alle Mitgliedshotels sind vom Deutschen Seminar für Tourismus mit dem Siegel „Reisen für Alle“ zertifiziert.
Walter Krug, Vorstandsmitglied der DVfR, erläuterte in seiner Laudatio zur Verleihung der Medaille am 19. Oktober 2021: „Die Embrace-Hotels schaffen Inklusion in einem doppelten Sinne: Sie inkludieren Menschen mit Behinderung als Mitarbeitende und als Kunden. Die Vielzahl der Hotels des Verbunds zeigt, dass es gelungen ist, nicht nur Einzellösungen zu finden, sondern einen vorbildlichen konzeptionellen Ansatz zu verfolgen.“ Die Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderungen auf dem ersten Arbeitsmarkt seien außerdem wichtig für den nachhaltigen Abbau von Barrieren in der Gesellschaft.
„Die bundesweite Plattform der Embrace-Hotels zeigt großes unternehmerisches Engagement für die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen und unterstützt mit kollegialer Beratung und durch Schulungen bei der inklusiven Beschäftigung und Ausbildung. Die Verbund-Hotels eröffnen so für viele Menschen auch mit schweren Beeinträchtigungen Chancen der Teilhabe“, so Dr. Matthias Schmidt-Ohlemann, Vorsitzender der DVfR.
Timo Witt, Vorstand des Verbunds der Embrace-Hotels, dankte der DVfR: „Es ist eine große Ehre für unseren Verbund, die Kurt-Alphons-Jochheim-Medaille zu erhalten. Die Auszeichnung wird die Arbeit unseres Verbunds weiterbringen und bestärkt unsere Philosophie der selbstverständlichen Vielfalt und Diversität bei Mitarbeitenden und bei Kunden.“
Über die Kurt-Alphons-Jochheim-Medaille
Mit dieser Medaille ehrt die DVfR seit 2011 Initiativen und Einrichtungen, die in herausragender Weise die individuelle und umfassende Rehabilitation von Menschen mit Behinderungen fördern und zu deren Selbstbestimmung und Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft beitragen. Namensgeber der Medaille ist der 2013 verstorbene Pionier der Neurorehabilitation in Deutschland: Prof. Dr. Dr. Kurt-Alphons Jochheim. In diesem Jahr wäre er 100 Jahre alt geworden. Weitere Informationen finden Sie auf: www.dvfr.de/die-dvfr/kurt-alphons-jochheim-medaille/.
Über den Verbund der Embrace-Hotels e.V.
Seit 13 Jahren unterstützt der Verbund der Embrace-Hotels seine Mitglieder in der Schaffung von Arbeits- und Ausbildungsplätzen für Menschen mit Behinderungen in verschiedenen Bereichen von Beherbergungsbetrieben. Zwischen 30 und 60 Prozent (durchschnittlich 50 Prozent) der Beschäftigten der Mitgliedshäuser sind Menschen mit Behinderungen. Derzeit sind 45 Tagungs-, Familien-, Wellnesshotels, Gästehäuser und Jugendherbergen in Deutschland, Österreich und der Schweiz Mitglied in dem deutschlandweit einmaligen Verbund. Dieser hilft seinen Mitgliedern außerdem ihre Barrierefreiheit für Gäste mit Behinderungen auszubauen.
Weitere Informationen
Website des Verbunds der Embrace-Hotels
Die Deutsche Vereinigung für Rehabilitation e. V. (DVfR) hat den Bundesverband Schädel-Hirnpatienten in Not e. V. für sein herausragendes Engagement als Selbsthilfeorganisation von Betroffenen für Betroffene mit der Kurt-Alphons-Jochheim-Medaille ausgezeichnet. Die Verleihung fand am 13. November 2020 online statt.
Der Verband mit über 3.000 Mitgliedern vertritt die Interessen von Menschen mit Schädel-Hirn-Trauma, schwerem Schlaganfall, Hirnblutung und von wiederbelebten Menschen im Koma oder Wachkoma sowie aller Schädel-Hirn-Erkrankten. 70 regionale Gruppen im Bundesgebiet betreuen Betroffene vor Ort.
Hohe fachliche Kompetenz und außerordentliches Engagement
„Zur Verbesserung der Lebenssituation und der Versorgung der betroffenen Menschen bringt der Verband die aus der Betroffenheit seiner Mitglieder gewachsene Kompetenz als Selbsthilfeorganisation mit Stellungnahmen, vielfältigen Gesprächen und anderen Interventionen auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene ein“, so Sozialrechtsexperte und Hauptvorstandsmitglied der DVfR Prof. Dr. Harry Fuchs in seiner Laudatio. Die konsequente Umsetzung des Peer Counseling – also die Beratung von Betroffenen durch Betroffene – stärke deren Selbstbestimmung und Beteiligung, heißt es in der gemeinsam mit der Medaille verliehenen Urkunde. „Der Bundesverband Schädel-Hirnpatienten in Not zeichnet sich durch eine hohe fachliche Kompetenz und außerordentliches Engagement für die neurologische Rehabilitation und die Förderung der Teilhabe von schwerstbeeinträchtigten Menschen aus“, unterstrich der Vorsitzende der DVfR Dr. Matthias Schmidt-Ohlemann im Rahmen der Medaillenverleihung.
Wie entstand der Bundesverband Schädel-Hirnpatienten in Not?
Die Geschichte des Bundesverbands begann vor über 30 Jahren als der 24-jährige Wolfgang Nentwig beim Skifahren verunglückte und fast 50 Minuten unter einer Schneelawine lag. Er wurde wiederbelebt, verstarb aber fünf Monate später an den Folgen seines schweren Schädel-Hirn-Traumas. Für Patienten und Patientinnen wie ihn gab es damals, im gesamten Bundesgebiet nur wenige Behandlungsplätze für Frührehabilitation. Fast alle Menschen mit schweren Kopfverletzungen im Koma und Wachkoma fanden damals in Deutschland weder eine angemessene Krankenhausbehandlung noch Rehabilitation vor. So erging es auch Wolfgang Nentwig. „Wir fühlten uns in dieser Zeit 1988 völlig allein gelassen und standen einer unfassbaren Situation gegenüber“, erinnert sich Armin Nentwig an den Kampf um das Leben seines Sohnes.
1990 gründete Nentwig den Bundesverband Schädel-Hirnpatienten in Not e. V., dem er bis heute vorsitzt. Schwerpunkt der Verbandsarbeit ist der Ausbau der neurologischen Rehabilitationsphasen.
Fortschritte in der neurologischen Rehabilitation
Für Patientinnen und Patienten im „Apallischen Durchgangssyndrom“ (Wachkoma) gibt es heute bundesweit eine fast flächendeckende und durchgängige Versorgung. Dies ist auch ein Verdienst des Bundesverbandes Schädel-Hirnpatienten in Not e. V. Seit 30 Jahren hat die bundesweite Notrufzentrale in Amberg über 100.000 betroffene Familien begleitet und betreut.
Seit 2001 ist die Frührehabilitation durch das SGB IX als Bestandteil der Krankenhausbehandlung im SGB V verankert. „Wir arbeiten weiterhin an Verbesserungen und Mängeln in allen Reha-Bereichen“, so Nentwig. Besonders wichtig sei dabei die größtmögliche Teilhabe der Betroffenen am gesellschaftlichen Leben.
In Verbundenheit mit Prof. Dr. Dr. Kurt Alphons Jochheim
Die Medaille ist nach Kurt-Alphons Jochheim benannt, der als Pionier der Neurorehabilitation und Leiter des Rehabilitationszentrums der Universität Köln dem Bundesverband Schädel-Hirnpatienten in Not nahestand. Bereits 1997 gab es eine gemeinsame Veranstaltung in Köln.
Die DVfR würdigt mit der Verleihung das große Engagement und die ehrenamtliche Arbeit des Verbandes. Damit verbindet sie auch eine besondere Anerkennung für Armin Nentwig und seine Verdienste um die Rehabilitation von Schädel-Hirnpatientinnen und -patienten.
Nentwig dankt der DVfR für die jahrzehntelange Unterstützung und bezieht dabei alle ehrenamtlich Tätigen des Bundesverbands und die Fachkräfte in Pflege, Therapie und Medizin in diese höchste Anerkennung mit ein.
Weitere Informationen
Laudatio von Prof. Harry Fuchs
Urkunde zur Medaillen-Verleihung
Webseite des Bundesverbands Schädel-Hirnpatienten in Not e. V.
Bundesweite Notrufnummer: 06921 / 6 48 00
Die Kurt-Alphons-Jochheim-Medaille der Deutschen Vereinigung für Rehabilitation (DVfR) 2019 geht an die Initiative „Peers im Krankenhaus“ (PiK). Die Auszeichnung wurde am 19. November 2019 im Rahmen der DVfR-Mitgliederversammlung in Berlin an die Träger der Initiative verliehen: das Unfallkrankenhaus Berlin (UKB), die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV), der Bundesverband für Menschen mit Arm- oder Beinamputation (BMAB), die AOK Nordost und der AOK-Bundesverband.
Seit 2010 bietet das Unfallkrankenhaus Berlin bei Amputationen regelhaft ein Peer Counseling an, d. h. die Beratung von Patientinnen und Patienten durch selbst Betroffene, sogenannte Peers (englisch für Gleichgestellte). Denn der Verlust eines Körperteils ist ein traumatisches Ereignis für die Betroffenen, bei dessen Auswirkungen auf Psyche und Alltag auch Ärzte und Therapeuten an ihre Grenzen stoßen.
„Die Rolle von Peers im Krankenhaus ist, dass sie als selbst Betroffene, die eine Amputation, die folgende Rehabilitation und Prothesenversorgung mit all ihren Anforderungen und Mühen selbst erfahren und bewältigt haben, Patienten bei einer bevorstehenden Amputation auf Augenhöhe begegnen, zuhören, Mut machen und Rat geben“, erläuterte Prof. Dr. Bernhard Greitemann, Mitglied des Geschäftsführenden Vorstands der DVfR und ärztlicher Direktor der Münsterland Klinik, in seiner Laudatio. Greitemann betonte den Vorbildcharakter der Peers, die aus eigenem Erleben den Betroffenen Bewältigungsstrategien nahebringen und authentisch vermitteln können, dass es sich lohnt, eigene Teilhabeziele anzugehen und die Anstrengungen der Rehabilitation dafür auf sich zu nehmen. Das Peer Counseling trage damit erheblich dazu bei, Ängste abzubauen, an der Rehabilitation aktiv mitzuwirken und Teilhabechancen zu eröffnen. Entsprechend positiv sei auch das Feedback der zuvor durch Peers betreuten Patientinnen und Patienten bei einer Befragung im Jahr 2016 ausgefallen.
„Der Vorstand der DVfR ist überzeugt, mit Peers im Krankenhaus ein richtungsweisendes Angebot in der Rehabilitation auszeichnen zu können, das auch für andere Kliniken und Bereiche Modellcharakter hat“, betonte Greitemann. Das Erfahrungswissen über gelingende Peerberatung wird durch das UKB im Rahmen von Schulungen und Peer-Fortbildungen weitergegeben. In diesem Monat findet am UKB bereits die 6. Peer-Fortbildung statt. Zudem stellt der BMAB eine Peer-Landkarte zur Verfügung. „In der Zwischenzeit findet die Initiative weitere Nachahmer bzw. aktive Mitstreiter, nicht nur im Bereich der BG-Unfallkliniken. So werden Peer-Beratungen auch an einigen der großen orthopädischen Tumorzentren, so in Münster und in Heidelberg, angeboten und kommen den Patienten zugute“, so Greitemann.
Die Idee, das Projekt Peers am Unfallkrankenhaus Berlin der DGUV zu einer bundesweiten Initiative auszuweiten, hatte 2013 Dr. Eckart von Hirschhausen, der auch Schirmherr der Initiative ist. Er gratulierte zur Auszeichnung per Video-Grußbotschaft. Prof. Dr. Axel Ekkernkamp, Chef des Unfallkrankenhauses Berlin, hob das große Engagement der am UKB tätigen Initiatorinnen Dr. Melissa Beirau, der inzwischen verstorbenen Dr. Insa Matthes und der Peer-Beraterin Dagmar Marth hervor und brachte seinen Stolz auf das gesamte Team sowie seinen Dank für die Auszeichnung zum Ausdruck.
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Laudatio von Prof. Dr. Bernhard Greitemann
Für ihre vorbildliche Arbeit zur Verbesserung der Teilhabe und Selbstbestimmung pflegebedürftiger Menschen wurde die Bremer Heimstiftung (BHS) mit der Kurt-Alphons-Jochheim-Medaille 2018 geehrt. Die Deutsche Vereinigung für Rehabilitation (DVfR) verlieh diese Auszeichnung während ihrer Mitgliederversammlung am 27. November in Frankfurt am Main.
Nach dem Motto „Mitten im Leben“ gestaltet die Bremer Heimstiftung für pflegebedürftige Menschen ambulante Wohn- und Lebensformen inmitten der Gemeinschaft und vernetzt diese mit Angeboten der Betreuung, Pflege, Gesundheitsversorgung und Rehabilitation.
„Die Bremer Heimstiftung versteht sich als ‚Motor‘ gemeinwesenorientierter Versorgungs-Netzwerke für Menschen mit Unterstützungsbedarf. Und – für einen Träger der Altenhilfe besonders bemerkenswert – die Bremer Heimstiftung ergriff die Initiative zur Gründung der Mobilen Rehabilitation Bremen GmbH und schloss damit eine Lücke bei Rehabilitationsangeboten für multimorbide und pflegebedürftige Menschen in Bremen“, betonte K.-Dieter Voß, Vorstandsmitglied der DVfR, in seiner Laudatio.
Die Mobile Rehabilitation Bremen GmbH, deren Gesellschafter die Bremer Heimstiftung und der Bremer Klinikverbund Gesundheit Nord sind, unterhält inzwischen zwei Standorte, ein dritter wird derzeit vorbereitet. Sie versorgt Menschen, die in anderen Rehabilitationsformen nicht erfolgreich rehabilitiert werden können oder aber ihr häusliches Umfeld oder das Pflegeheim nicht verlassen können oder wollen. „Mobile Rehabilitation ist nachweislich erfolgreich. Sie unterstützt Menschen mit schweren gesundheitlichen Beeinträchtigungen und Pflegebedürftigkeit dabei, Teilhabechancen zurückzugewinnen und in der eigenen Wohnung oder der Wohngruppe verbleiben zu können, statt vorschnell in die dauerhafte stationäre Pflege übersiedeln zu müssen“, fasste Voß das Ergebnis eines Forschungsprojektes des Bundesgesundheitsministeriums über die mobile Reha in Bremen zusammen.
Günter Ralle-Sander, Leiter der Abteilung Gesundheit in der Bremer Heimstiftung und Geschäftsführer der Mobilen Reha Bremen GmbH, nahm die Auszeichnung gemeinsam mit Dr. Rudolf Siegert, Chefarzt am Klinikum Bremen-Ost sowie Medizinischer Geschäftsführer Mobile Reha Bremen GmbH, entgegen. „Für uns ist diese Auszeichnung ein Ansporn, weiter innovativ an neuen Zukunftskonzepten zu arbeiten“, sagte Ralle-Sander. Dr. Siegert unterstrich in seiner Dankesrede die Bedeutung der mobilen Reha: „Mit mobiler Reha versorgen wir eine Klientel, die sonst keine Reha bekommt.“ Er betonte, dass die mobile Reha nicht nur lokal weiterentwickelt werden soll. Vielmehr setze sich die Stiftung dafür ein, das erfolgreiche Konzept der mobilen Reha auch bundesweit zu verbreiten. Derzeit gibt es auf Bundesebene insgesamt lediglich 15 Einrichtungen der mobilen Rehabilitation. „Die Medaille wird ein Ansporn sein, an dieser Stelle weiterzumachen“, so Dr. Siegert.
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Für sein außerordentliches Engagement für die Selbstbestimmung und gleichberechtigte Teilhabe behinderter Menschen in Deutschland wurde Dr. Harry Fuchs am 18. Mai mit der Kurt-Alphons-Jochheim-Medaille 2017 geehrt. Mit dieser Auszeichnung würdigt die Deutsche Vereinigung für Rehabilitation (DVfR) das Lebenswerk von Dr. Fuchs, der sich als unabhängiger Sozialrechtsexperte konsequent für Anwendung und Umsetzung des SGB IX im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention eingesetzt hat.
„Sein Lebenslauf ist ein beeindruckendes Zeugnis von Arbeit für die Rehabilitation behinderter Menschen im Hauptamt und im Ehrenamt, gestaltend, beratend und wissenschaftlich, mit Blick auf Gesetzgebung, Verwaltung und Selbstverwaltung, Leistungserbringung und Interessenvertretung, Forschung und Lehre“, führte Prof. Dr. Felix Welti von der Universität Kassel in seiner Laudatio während der Hauptvorstandssitzung in Berlin aus.
Seit den 60er Jahren ist Dr. Harry Fuchs in vielen Gremien für Institutionen und Personen tätig und vertritt als kritischer Geist die Interessen von Rehabilitanden. Als unabhängiger Sachverständiger wirkt Dr. Fuchs seit 1996 u.a. beratend in den Bereichen Gesundheitswesen, Rehabilitation, Pflegeversicherung, aber auch Alterssicherung und Finanzierung von Sozialleistungssystemen an der Vorbereitung von Gesetzesvorhaben mit. Maßgeblich hat er an der Entwicklung und Weiterentwicklung des Neunten Sozialgesetzbuches sowie der Pflegeversicherung mitgewirkt. In den letzten Jahren hat sich Dr. Fuchs aktiv und kritisch an der Diskussion um das Bundesteilhabegesetz beteiligt und engagiert sich nun, wo das Bundesteilhabegesetz beschlossen ist, für dessen Umsetzung. Derzeit begleitet Dr. Fuchs in Nordrhein-Westfalen ein Anwenderforschungsprogramm zur Teilhabeförderung in der Altenpflege. Ziel ist es, zusammen mit der Caritas in Köln Ende 2019 ein Handbuch zur Organisation von Teilhabe in Altenheimen vorzulegen.
Dr. Fuchs ist Mitglied der DVfR und gehört dem Hauptvorstand seit 2004 an. In den Gremien und bei vielen Tagungen der Vereinigung hat er sich mit Analysen und Vorschlägen für ein modernes System der Rehabilitation und Teilhabe eingebracht, stets mit Blick auf die Menschen, die auf Hilfe und Unterstützung angewiesen sind. Auch im Beirat des Diskussionsforums Rehabilitations- und Teilhaberecht www.reha-recht.de der DVfR arbeitet er aktiv mit.
Seinen umfassenden Sachverstand über das komplexe Sozialrecht, die Praxis des Sozialleistungssystems und die sozialpolitischen Entwicklungsbedarfe in Deutschland stellt Dr. Fuchs konsequent im Rahmen ehrenamtlicher Tätigkeit zur Verfügung. Er gestaltet nicht nur den Austausch in fachlichen Gremien engagiert mit, sondern berät ehrenamtlich auch Selbsthilfeverbände und ratsuchende Betroffene, die sich bei Problemen des Zugangs zu Rehabilitationsleistungen an ihn wenden.
„Die Deutsche Vereinigung für Rehabilitation ehrt mit Harry Fuchs einen Menschen, der für den notwendigen Anteil von Verwaltung, Recht und Politik am Fortschritt der Rehabilitation steht. Sie ehrt ihn stellvertretend für viele, die sich in Verwaltung, Selbstverwaltung und Verbänden dafür einsetzen, die Rehabilitation zu verbessern. Und sie ehrt einen einzigartigen Menschen, der sich um die Rehabilitation besonders verdient gemacht hat“, schließt Prof. Dr. Welti seine Laudatio.
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Für herausragende Leistungen bei der Rehabilitation von Menschen mit Demenz wurde das Modellprojekt SPORT FÜR MENSCHEN MIT DEMENZ des Behinderten- und Rehabilitationssportverbandes Nordrhein-Westfalen (BRSNW) und des Landessportbundes Nordrhein-Westfalen mit der Kurt-Alphons-Jochheim-Medaille 2016 ausgezeichnet.
Die Deutsche Vereinigung für Rehabilitation e.V. (DVfR) würdigt damit das Projekt, das in einzigartiger Weise die Teilhabe von Menschen mit Demenz am Leben in der Gemeinschaft fördert und die Angehörigen unterstützt.
"Wir möchten damit zum Ausdruck bringen, dass wir Menschen mit Demenz, die ein enormes Problem in ihrer Teilhabe haben, mit bedenken, wenn es uns um die Rehabilitation von Menschen mit Behinderungen geht. Sie sollen nicht ausgegrenzt sein“, betonte der Vorsitzende der DVfR, Dr. Matthias Schmidt-Ohlemann. Stellvertretend für alle Projektteilnehmer und Projektpartner nahmen Martin Wonik, Vorstandsmitglied des Landessportbunds NRW, und Lars Wiesel-Bauer, Geschäftsführer des BRSNW, die Medaille im Rahmen der DVfR-Mitgliederversammlung am 14. Oktober in Berlin entgegen. Die Laudatio hielt Thomas Härtel, Vizepräsident des Deutschen Behindertensportverbandes e. V.
„Gesundheit fördern, Teilhabe ermöglichen, Lebensqualität erhalten“
Unter dem Motto „Gesundheit fördern, Teilhabe ermöglichen, Lebensqualität erhalten“ wurden mit dem Modellprojekt SPORT FÜR MENSCHEN MIT DEMENZ an 73 Standorten in Nordrhein-Westfalen neue Sportangebote für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen geschaffen. In jedem dieser lokalen Projekte arbeiten Sportvereine zusammen mit Partnern aus Pflege, Betreuung, Begleitung und Demenzberatung. Gemeinsam entwickeln die Netzwerkpartner nah an den Lebenswelten der Zielgruppe Sportangebote, die den Bedürfnissen von Menschen mit Demenz und ihrer Angehörigen entsprechen.
„Insgesamt hat das Projekt 1.500 Teilnehmende mit den neu etablierten Angeboten meist inklusiven Charakters erreicht. 69 Fortbildungen und Inhouse-Schulungen sowie fünf landesweite Workshops mit über 1.500 Menschen sind in diesem Bereich für dieses Thema sensibilisiert worden“, erklärte Thomas Härtel in seiner Laudatio. Härtel betonte außerdem die generationsübergreifende Thematik, die auch die Familien von Menschen mit Demenz berücksichtigt und entlastet habe.
Bessere Rahmenbedingungen schaffen
Wonik nahm den Preis dankend entgegen und sah ihn als Motivation dafür an, in dieser Richtung weiter zu machen. „Mit dem Medium Bewegung können wir eine Menge schaffen, um Menschen zu helfen, eine bessere Lebenssituation und bessere Rahmenbedingungen zu schaffen, und das wollen wir, so gut wie wir können, natürlich auch weiterführen“, betonte Wonik in seiner Dankesrede.
Mit der Kurt-Alphons-Jochheim-Medaille ehrt die DVfR seit 2011 Initiativen, die in herausragender Weise die individuelle und umfassende Rehabilitation behinderter oder von Behinderung bedrohter Menschen fördern und zu deren Selbstbestimmung und Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft beitragen. Namensgeber der Medaille ist der 2013 verstorbene Pionier der Neurorehabilitation in Deutschland: Prof. Dr. Kurt-Alphons Jochheim.
Weitere Informationen:
Das Zentrum für Post-Akute Neurorehabilitation (P.A.N. Zentrum) der Fürst Donnersmarck-Stiftung leistet für Menschen mit multiplen Beeinträchtigungen infolge erworbener Hirnschädigung Hervorragendes im Sinne einer umfassenden, personenzentrierten und nachhaltigen Rehabilitation. Für diese besonderen Leistungen wurde das Zentrum am 1. Oktober 2015 mit der Kurt-Alphons-Jochheim-Medaille der Deutschen Vereinigung für Rehabilitation (DVfR) ausgezeichnet.
Die Preisverleihung fand im Rahmen der DVfR-Mitgliederversammlung in Frankfurt am Main statt. Mit der Kurt-Alphons-Jochheim-Medaille ehrt die DVfR das vorbildliche Angebot der postakuten, langfristigen, alltagsnahen, partizipations- und sozialraumorientierten Rehabilitation, die betroffenen Menschen nach dem Aufenthalt in einer Klinik weitere Chancen und Entwicklungsmöglichkeiten für eine selbstbestimmte Teilhabe und den Weg zurück in den Alltag eröffnet. Das P.A.N. Zentrum schließt eine Lücke im bestehenden Versorgungssystem für Menschen mit erworbenen schweren Beeinträchtigungen.
Seit ihrer Gründung im Jahre 1916 durch den Fürsten von Donnersmarck hat die Fürst Donnersmarck-Stiftung zu Berlin sich in vielfacher Weise der Belange von Menschen mit Behinderung, insbesondere von Menschen mit schweren erworbenen Schäden von Gehirn und Nervensystem angenommen. Eine Einrichtung der Stiftung ist das bereits seit über 50 Jahren bestehende Fürst Donnersmarck-Haus. Hier wurden seit Ende der 80er Jahre zunehmend auch Bewohner mit Schädel-Hirn-Trauma rehabilitiert und in den letzten acht Jahren mit dem neu entwickelten Konzept des P.A.N. Zentrums eine wegweisende neurologische Rehabilitation aufgebaut. Das P.A.N. Zentrum ist ein ganzheitliches und partizipatives Rehabilitationsangebot, welches die individuellen Förderbedarfe der Menschen mit schweren Schädel-Hirnverletzungen zugrunde legt und die erforderlichen Unterstützung interdisziplinär und alltagsbezogen organisiert.
„Als Best-Practice-Einrichtung der Phase E der neurologischen Rehabilitation ist das P.A.N. Zentrum ein leuchtendes Beispiel dafür, wie visionäre Ideen durch tatkräftige und planvolle Aktivitäten einer Gruppe von engagierten Fachleuten im Rahmen einer Stiftung bürgerlichen Rechts und damit letztlich von bürgerschaftlichem Engagement zum Erfolg geführt werden können“, sagte der Neurologe Prof. Dr. Dr. Paul-Walter Schönle in seiner Laudatio. Er sei überzeugt davon, dass diese innovative neurologische Rehabilitation mit all ihren Facetten Schule machen und ganz im Sinne von Professor Jochheim zu weiteren Fortschritten in der Teilhabeförderung von neurologisch schwerst betroffenen Menschen führen werde. Er wünschte dem Team des P.A.N. Zentrums weiterhin viel Erfolg.
Dr. Matthias Schmidt-Ohlemann, Vorsitzender der DVfR, überreichte die Kurt-Alphons-Jochheim-Medaille mit Urkunde an Wolfgang Schrödter, Geschäftsführer der Fürst Donnersmarck-Stiftung, und Prof. Dr. med. Stephan Bamborschke, Leitender Arzt des P.A.N. Zentrums. Er hoffe, dass dieses Leuchtturmprojekt viele Nachahmer findet, damit viele neurologische Patienten entsprechend versorgt werden können.
Im Namen des gesamten Teams des P.A.N. Zentrums dankte Schrödter für die hohe Auszeichnung. „Die Stiftung arbeitet seit Jahr und Tag daran, Rehabilitation und Teilhabe für Menschen mit Behinderung in dieser Gesellschaft nicht nur einzufordern, sondern sie auch in konkreten Einrichtungen beispielhaft umzusetzen. Dabei sind wir geleitet von dem Gedanken, dort die Mittel der Stiftung einzusetzen, wo Schwachpunkte in der Versorgung sind, wo Lücken im Kostenträgermix an den vielfältigen Schnittstellen entstehen.“
Weitere Informationen
Für besondere Verdienste zur Sicherung der beruflichen Teilhabe von epilepsiekranken Menschen wurde das Netzwerk Epilepsie und Arbeit (NEA) der Inneren Mission München mit der Kurt-Alphons-Jochheim-Medaille der Deutschen Vereinigung für Rehabilitation ausgezeichnet. Damit würdigt die DVfR die herausragenden Leistungen des NEA bei der fundierten fachlichen Beratung und umfassenden Unterstützung von epilepsiekranken Arbeitnehmern, ihren Arbeitgebern sowie Fachkräften rund um das Thema Epilepsie am Arbeitsplatz.
Die DVfR verlieh ihre höchste Auszeichnung, die „Kurt-Alphons-Jochheim-Medaille", im Rahmen des DVfR-Kongresses am 24.10.2014 in Berlin an das Netzwerk Epilepsie und Arbeit der Inneren Mission München. Damit ehrt sie das herausragende Engagement dieses diakonischen Trägers und vieler Einzelpersonen, die an der erfolgreichen Entwicklung dieses bundesweiten Netzwerks beteiligt waren und sind.
Mit dem Aufbau des Netzwerks Epilepsie und Arbeit ist es gelungen, die erforderlichen Kompetenzen vieler Fachleute aus unterschiedlichen Institutionen, einschließlich der Selbsthilfe, mit den betrieblichen Belangen zusammenzuführen und diese multidisziplinäre Expertise für die fachlich fundierte Beratung und Unterstützung epilepsiekranker Arbeitnehmer und ihrer Arbeitgeber im gesamten Bundesgebiet verfügbar zu machen. Die regionalen Ansprechpartner des Netzwerks sind im Internet über epilepsie-arbeit.de zu finden und können im Bedarfsfall in betriebliche Beratungssettings vor Ort eingebunden werden. So konnte in den meisten Fällen die berufliche Teilhabe epilepsiekranker Menschen erhalten oder wieder hergestellt werden.
Derzeit besteht das Netzwerk aus 24 regionalen interdisziplinären Fachteams, an denen über 300 Experten beteiligt sind. Dazu zählen Neurologen, Betriebsärzte, Epilepsiezentren und Beratungsstellen, berufliche Rehabilitationseinrichtungen, Integrationsfachdienste, Fachkräfte für Arbeitssicherheit, Rehabilitationsträger, Integrationsämter sowie Selbsthilfeverbände.
In seiner Laudatio hob Prof. Dr. Michael Seidel hervor, dass der Erfolg des Beratungsnetzwerks NEA, ganz im Sinne von Prof. Kurt-Alphons Jochheim († 2013), dem Namensgeber der DVfR-Medaille und Pionier der modernen Rehabilitation in Deutschland, auf seiner interdisziplinären Ausrichtung, strukturierten Zusammenarbeit, individuellen Leistungserbringung und Mitbeteiligung der Selbsthilfe basiert. In diesem Sinne ist NEA ein vorbildliches Beispiel für erfolgreiche Rehabilitation. Prof. Seidel wünschte dem Team des Netzwerks Epilepsie und Arbeit weiterhin viel Erfolg. Er sprach die Hoffnung aus, dass es künftig – nach Abschluss der Aufbauphase im Rahmen eines vom BMAS geförderten Projekts – die erfolgreiche Arbeit mit Unterstützung anderer Förderer fortsetzen kann.
Dr. Matthias Schmidt-Ohlemann, Vorsitzender der DVfR, überreichte die Kurt-Alphons-Jochheim-Medaille mit Urkunde an Peter Brodisch, den Leiter des NEA-Teams bei der Inneren Mission München. Er wertete die engagierte Arbeit des NEA als einen zentralen Beitrag zur Inklusion epilepsiekranker Menschen auf dem Arbeitsmarkt.
Im Namen des NEA-Teams dankte Peter Brodisch für die hohe Auszeichnung. In seinen Dankesworten machte Brodisch den Teamcharakter von NEA für das Publikum erlebbar, indem er für jeden der zur Verleihung der Medaille angereisten Förderer und Experten des NEA anerkennende Worte für die geleistete Arbeit und Unterstützung fand. Weitere Netzwerkmitglieder wurden spontan unter den Kongressteilnehmern noch ausgemacht und einbezogen. Peter Brodisch präsentierte damit sehr anschaulich, dass erfolgreiche Netzwerksarbeit immer von engagierten Menschen gestaltet wird.
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Die Deutsche Vereinigung für Rehabilitation (DVfR) hat in diesem Jahr die Kurt-Alphons-Jochheim-Medaille an die Deutsche Blindenstudienanstalt e. V. (BLISTA) verliehen. Mit dieser höchsten Auszeichnung der DVfR würdigt sie die herausragenden Leistungen von BLISTA im Bereich der Bildung, Rehabilitation, Teilhabe und Inklusion für sehbehinderte und blinde Menschen aller Altersgruppen.
Die Auszeichnung wurde im Rahmen der diesjährigen Mitgliederversammlung der DVfR durch ihren Vorsitzenden, Dr. Matthias Schmidt-Ohlemann, überreicht. Er betonte bei der Übergabe der Medaille und der Urkunde, dass das sehr breite Leistungs- und Unterstützungsangebot von BLISTA betroffenen Menschen ermöglicht, lebenspraktische Kompetenzen zu erwerben, um ein selbstbestimmtes und selbständiges Leben weitgehend ohne fremde Hilfe führen zu können. Vorbildlich sind diese Angebote auf die „Hilfe zur Selbsthilfe“ ausgerichtet. Die partizipativen Strukturen der vielfältigen Fachdienste, Informations- und Kommunikationsangebote für Betroffene, Angehörige und Fachleute, an denen blinde und sehbehinderte Experten ganz selbstverständlich mitwirken, sind einzigartig und beispielgebend. Dr. Schmidt-Ohlemann dankte dem BLISTA-Team für das herausragende Engagement und wünschte ihnen weiterhin eine erfolgreiche Arbeit.
Von links nach rechts : Jürgen Nagel, Leiter der Rehabilitationseinrichtung der Deutschen Blindenstudienanstalt e.V. (blista), Dr. Matthias Schmidt-Ohlemann, Vorsitzender der Deutschen Vereinigung für Rehabilitation (DVfR), Renate Reymann, Präsidentin des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes (DBSV), Bernd Höhmann, Vorsitzender des Verwaltungsrats der Deutschen Blindenstudienanstalt e.V. (blista), Dr. Imke Troltenier, blista-Vorstandsreferentin für bildungs- und sozialpolitische Aufgaben und Prof. Dr. Franz Grehn, Präsidiumsmitglied der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) und Direktor der Universitäts-Augenklinik Würzburg
Von links nach rechts : Jürgen Nagel, Leiter der Rehabilitationseinrichtung der Deutschen Blindenstudienanstalt e.V. (blista), Dr. Matthias Schmidt-Ohlemann, Vorsitzender der Deutschen Vereinigung für Rehabilitation (DVfR), Renate Reymann, Präsidentin des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes (DBSV), Bernd Höhmann, Vorsitzender des Verwaltungsrats der Deutschen Blindenstudienanstalt e.V. (blista), Dr. Imke Troltenier, blista-Vorstandsreferentin für bildungs- und sozialpolitische Aufgaben und Prof. Dr. Franz Grehn, Präsidiumsmitglied der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) und Direktor der Universitäts-Augenklinik Würzburg
In seinem Überblick über die breite Angebotspalette von BLISTA im Rahmen der Verleihung betonte Jürgen Nagel, Leiter der Rehaeinrichtung bei BLISTA, dass die Aus- und Fortbildung von Fachkräften ein sehr wichtiges Arbeitsfeld ist. Hier erwerben Reha-Lehrer die notwendigen Kompetenzen für ihre Arbeit mit blinden und sehbehinderten Menschen. Darüber hinaus entwickelt BLISTA vielfältige Informationsmaterialien und ist Träger der Deutschen Blindenbibliothek, die auch Nutzern aus dem Ausland zur Verfügung steht.
Die Laudatoren, Renate Reymann, Präsidentin des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes (DBSV), und Prof. Dr. Franz Grehn, Präsidiumsmitglied der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) und Direktor der Universitäts-Augenklinik Würzburg, stellten das inhaltliche Spektrum der Arbeit mit Blinden und Sehbehinderten anschaulich dar, auch im internationalen und gesellschaftlichen Zusammenhang.
„Rehabilitation ist der Schlüssel zur Selbständigkeit“, betonte Frau Reymann, und sie bedauerte, dass die Finanzierung dieser unverzichtbaren Rehabilitation nicht immer sichergestellt ist. Sie sprach die Hoffnung aus, dass die politische Forderung des DBSV nach Kostenübernahme durch die Krankenkassen durchgesetzt werden kann. Derzeit ist für Menschen, die aufgrund von Krankheit oder Unfall ihre Sehfähigkeit einbüßen, keine Anschlussrehabilitation vorgesehen und dies muss sich schnell ändern.
Prof. Grehn unterstrich auch aus medizinischer Perspektive die Notwendigkeit einer Rehabilitation. Es gehe um „die Wiederherstellung von Fähigkeiten, die bisher vorwiegend durch das Sehen gesteuert wurden und jetzt durch andere Information ausgefüllt werden müssen."
Den Dank für die hohe Auszeichnung und die anerkennenden Worte überbrachte der Vorsitzende des BLISTA-Verwaltungsrats, Bernd Höhmann. Er verlieh seiner Erwartung Ausdruck, dass die Verleihung der Kurt-Alphons-Jochheim-Medaille zusätzliche Schubkraft bei der Überzeugungsarbeit in Öffentlichkeit und Fachkreisen für die Belange von sehbehinderten und blinden Menschen entwickeln möge. BLISTA wird die Zusammenarbeit mit der DVfR – auch als deren Mitglied – zur Umsetzung der gemeinsamen Grundanliegen intensivieren, so Herr Höhmann.
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Für ihre herausragenden Leistungen bei der ganzheitlichen Betreuung und umfassenden Unterstützung von rollstuhlfahrenden Kindern und Jugendlichen zur Förderung ihrer Mobilität, Aktivität, Selbstbestimmung und Inklusion wurde das Team der DRS-Rollikids von der Deutschen Vereinigung für Rehabilitation am 5. Oktober 2012 in Berlin mit der Kurt-Alphons-Jochheim Medaille ausgezeichnet.
Dr. Volker Anneken, Geschäftsführer des Forschungsinstituts für Inklusion durch Bewegung und Sport an der Deutschen Sporthochschule Köln und der Lebenshilfe NRW (FiBS e.V.) und Leiter des Fachausschusses der DVfR „Bewegung, Sport und Freizeit“, betonte in seiner Laudatio, dass die DRS-Rollikids etwas Einmaliges bei der ganzheitlichen Teilhabe und Unterstützung von Kindern und Jugendlichen mit Bewegungseinschränkungen leisten. Sie haben immer das Kind mit seinen individuellen Fähigkeiten im Blick. Durch ihren pädagogischen und empathischen Ansatz, vermitteln sie den Kindern, etwas Besonderes zu sein und etwas leisten zu können. Somit zeigen sie auch den Eltern, dass das eigene Kind beweglich und selbständig sein kann. Ihr Verdienst ist es, die Perspektive des Kindes und der Eltern zu verändern: von der Sicht des Nicht-Könnens in die Perspektive des Könnens.
Das Leitbild der DRS-Rollikids ist: „mobil, aktiv, selbstbestimmt“! Das heißt, mobil mit Rollstuhl, aktiv durch Spiel, Sport und Bewegung und selbstbestimmt leben. Mit diesen drei Schlagworten lassen sich die Aktionen und das Wirken des Rollstuhl-, Kinder- und Jugendsports zusammenfassen.
Neben Rollstuhlfahrkursen, Mobilitätstraining und Sportkursen für Jugendliche und junge Erwachsene und ihre Familien wird auch Beratung zum Thema Rollstuhlversorgung angeboten. Die DRS-Rollikids helfen beim Aufbau von Kinder- und Jugendsportabteilungen in Vereinen und Schulen und bilden Übungsleiter aus. Mit ihren Aktivitäten möchten die DRS-Rollikids die Menschen stärken – egal ob selbst- oder mitbetroffen. Vorbildlich ist die Entwicklung von Empowerment fördernden Netzwerken in Zusammenarbeit mit den betroffenen Familien, medizinisch-therapeutischen und pädagogischen Fachkräften.
Die Aktivitäten der DRS-Rollikids gehen auf die Initiative von Dr. Horst Strohkendl und Prof. Klaus Schüle zurück, die an der Universität zu Köln in den 80er Jahren im Rahmen der Sportausbildung Rollstuhl-Kurse eingerichtet haben. Mitbegründer der DRS-Rollikids und seitdem Koordinatoren und Übungsleiter sind Ute und Klaus Herzog. Mittlerweile gibt es ein bundesweites Netzwerk an aktiven Mitstreitern.
Im Anschluss an die Laudatio übergab Dr. Matthias Schmidt-Ohlemann, Vorsitzender der Deutschen Vereinigung für Rehabilitation, den anwesenden Teammitgliedern die Kurt-Alphons-Jochheim-Medaille. Stellvertretend für das gesamte Team nahm Ute Herzog die Medaille entgegen. Bei der Übergabe waren neben Ute und Klaus D. Herzog, Leiter und Mitgründer der DRS-Rollikids, Prof. Klaus Schüle, Dr. Horst Strohkendl und Ursula Wasel-Ziegert als weitere Mitinitiatoren bzw. Mitstreiter der DRS-Rollikids vertreten.
Frau Herzog bedankte sich bei Prof. Schüle und Frau Wasel-Ziegert, die die DRS-Rollikids für die Kurt-Alphons-Jochheim-Medaille vorgeschlagen hatten und für die bewegende Laudatio bei Dr. Anneken. Anschließend äußerte sie zwei Wünsche an die DVfR, um die Arbeit der DRS-Rollikids bekannter zu machen und zu unterstützen: Zum einen betrifft dies die Anerkennung der Rollstuhl- und Mobilitätskurse als Teil der Rehabilitationsleistung, zum anderen die Verbreitung von Fachkenntnissen – die im Buch zur Rollstuhlversorgung festegehalten wurden – an Fachleute, die mit der Rollstuhlversorgung betreut sind.
Frau Herzog betonte, dass die Rollstuhl- und Mobilitätskurse die Grundlage der Arbeit der DRS-Rollikids sind. Früher wurden die Kosten der Kurse von den Krankenkassen finanziert – heute nicht mehr oder nur noch teilweise und nach Widerspruchseinlegung. So hatten die DRS-Rollikids vor diesem Einschnitt pro Jahr ca. 17 Kurse mit jeweils 16 Teilnehmern und konnten viele Betroffene erreichen. Im Zuge der Sparmaßnahmen der Krankenkassen ist dieser Bereich massiv abgebaut worden – d.h. es können nur noch drei Kurse pro Jahr durchgeführt werden, für die die Eltern die Kosten halb oder ganz übernehmen müssen. Das ist für viele Betroffene eine finanzielle Belastung, die sie nicht leisten können. Aber es ist enorm wichtig, dass Kinder mit Rollstuhl die Handhabung und den sicheren Umgang mit dem Gerät lernen! Zudem wirken die Kurse duch ihr umfassendes Konzept, das auch die Angehörigen der schwerbehinderten Kinder und Jugendlichen mit einbezieht, ganzheitlich im Sinne der Stärkung der Selbstbestimmung und Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft.
Deshalb suchen die DRS-Rollikids Wege, um diesen wichtigen Bereich der Rollstuhl- und Mobilitätskurse ALLEN betroffenen Kindern anbieten zu können. Hier bitten die DRS-Rollikids die DVfR um Hilfe und Unterstützung. Die Ausbildung im Umgang mit dem Hilfsmittel ist zwar im SGB IX verankert und steht jedem Hilfsmittelnutzer zu. Dennoch werden die Kosten für die Kurse oft nur teilweise und über langwierige Widerspruchsverfahren bewilligt. Gerade jetzt, im Zuge der Inklusion in den Schulen, ist es besonders wichtig, dass Kinder mit Rollstuhl Vorbilder haben, an denen sie sich orientieren können. Diese Vorbilder finden die Kinder in den Übungsleitern der Rollstuhlmobilitätskurse. Die Übungsleiter sind selbst erfahrene Rollstuhlfahrer und vermitteln den Kindern dadurch Stärke und Selbstvertrauen. Es ist außerdem wichtig, Fachwissen in der Rollstuhlversorgung zu verbreiten. Ute Herzog hat dazu ein Buch mit herausgegeben: „Rollstuhlversorgung bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen". Leider macht die Rollstuhlversorgung wegen mangelndem Fachwissen oft nicht mobil, sondern beeinträchtigt in vielen Fällen die Bewegungsaktivität!
Frau Herzog bat die DVfR bei der Verbreitung von Fachwissen Unterstützung zu leisten. Herr Herzog betonte, dass der Einbezug der Rollstuhlnutzer in allen Gremien unerlässlich ist, um Dinge positiv und im Sinne der Betroffenen voranzutreiben. In seinen Abschlussworten betonte Dr. Schmidt-Ohlemann, dass er die Unterstützung der DVfR verspreche, damit die wichtige Arbeit der DRS-Rollikids noch bekannter wird und noch mehr Kontakte geknüpft werden können.
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Für ihr herausragendes Engagement bei der medizinischen Behandlung, sozialen Unterstützung und lebenslangen, umfassenden, multidisziplinären Begleitung und Rehabilitation von Menschen mit Spina bifida wurde das Team der Spina bifida-Ambulanz des Zentrums für Kinderneurologie und Sozialpädiatrie der Rheinhessen-Fachklinik Mainz von der Deutschen Vereinigung für Rehabilitation mit der Kurt-Alphons-Jochheim Medaille am 30.06 2011 im Rahmen des DVfR-Kongresses ausgezeichnet.
Prof. Dr. Hans Jürgen Gerner, Vorstandsmitglied der DVfR und ehemaliger Direktor der Abteilung Orthopädie II der Orthopädischen Universitätsklinik Heidelberg, betonte in seiner Laudatio sowohl den ganzheitlichen Ansatz und die multidisziplinäre Versorgung der Patienten durch das Mainzer Ambulanz-Team, als auch die hervorragende Zusammenarbeit mit Experten der umliegenden Kliniken, der Universitätsklinik Mainz sowie der örtlichen Selbsthilfegruppe Arque (Arbeitsgemeinschaft für Querschnittgelähmte mit Spina bifida/Rhein-Main-Nahe e. V.). Die umfassende Behandlung zeichne sich dadurch aus, dass Patienten mit Spina bifida schon vor der Geburt und dann lebenslang von der Ambulanz mit einem Netz von vielen Kooperationspartnern regional und überregional versorgt werden. Somit habe die Mainzer Ambulanz mit ihrem hohen Engagement als eine der ersten Einrichtungen dieser Art in Deutschland Vorbildcharakter.
Im Anschluss an die Laudatio übergab Dr. Matthias Schmidt-Ohlemann den anwesenden Teammitgliedern die Kurt-Alphons-Jochheim-Medaille.
Das interdisziplinäre Team der Spina bifida-Ambulanz Mainz setzt sich zusammen aus den Bereichen Ärztlicher Dienst (Kinderneurologie, Neurologie), Psychologischer Dienst, Therapeutischer Dienst (Physiotherapie, Ergotherapie, Rehaberatung, Pflege, Sozialdienst) und Administration.
Bei der Ehrung nicht anwesend: Frau Hildegard Betz, Sekretariat, Frau Dr. Julia Bock-Knoblauch, Psychologin, Frau Claudia Hees, Sozialpädagogin, Herr Andreas Herdt, Ergotherapeut und Rehaberater, Frau Sabine Katzenbecher, Schreibdienst und Frau Antje Wolf, Rehaberaterin und Krankenschwester.
Stellvertretend für das gesamte Team nahm Frau Dr. Bredel-Geißler, Leiterin der Spina bifida-Ambulanz, die Medaille und Urkunde entgegen: „Wir freuen uns sehr, dass wir mit dieser Auszeichnung eine Anerkennung erhalten für unsere doch häufig sehr anstrengende aber gleichermaßen auch sehr erfüllende Arbeit mit Menschen mit Spina Bifida und Hydrocephalus“. Sie dankte an dieser Stelle allen, die mit der Spina bifida-Ambulanz in engem kooperativem interdisziplinären Austausch stehen, u. a. die Universitätsklinik Mainz und die Selbsthilfegruppe Arque sowie Herrn Dr. August Ermert, der wie kein anderer die professionelle Arbeit mit Menschen mit Spina Bifida in der Bundesrepublik auf den Weg gebracht hat.
Anschließend kam Dr. Peters, ärztlicher Leiter Zentrums für Kinderneurologie und Sozialpädiatrie, in seiner Dankesrede nochmals auf den Ideengeber der Spina bifida-Ambulanz, Dr. Ermert, zurück, der selber Student bei Prof. Kurt-Alphons Jochheim war. Dr. Ermert hatte Jochheims Ideen einer multidisziplinären Rehabilitation zur Erlangung von Selbständigkeit und Integration aufgegriffen und verfolgte wie Jochheim in seiner Arbeit einen ganzheitlichen Ansatz, indem das Leistungsangebot der Spina bifida-Ambulanz nicht nur Kindern zur Verfügung gestellt wird, sondern auch Erwachsene umfassend behandelt, unterstützt und versorgt. Zum Anderen ist die Spina bifida-Ambulanz Mainz ein Beispiel für eine gute Vernetzung mit anderen Unterstützungsstrukturen.
In seinen Abschlussworten betonte Dr. Schmidt-Ohlemann, dass die DVfR mit der Verleihung der Medaille zum Ausdruck bringt, dass dieses Modell der Spina bifida-Ambulanz ganz wesentlich zur wohnortnahen und zur sozialraumorientierten Inklusion beitrage. Diese Medaillenverleihung setze auch einen politischen, gesundheitsversorgerischen und ethischen Akzent, denn solche Versorgungsformen und Arbeitsweisen wie sie die Spina bifida-Ambulanz Mainz repräsentiere, werden von Menschen mit Behinderung vor Ort benötigt.
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Näheres zur Vergabe der Kurt-Alphons-Jochheim-Medaille finden Sie im Statut.
Kurt-Alphons Jochheim
Das Lebenswerk von Prof. Dr. med. Dr. phil. h. c. Kurt-Alphons Jochheim (1921-2013) war geprägt durch seine soziale sowie wissenschaftliche Arbeit als Arzt und Dozent im Dienste der Rehabilitation.