03.11.2021

Kampagne: „Leben mit außerklinischer Intensivpflege ist vielfältig“

Schätzungsweise 27.000 Menschen in Deutschland betrifft das Intensivpflege- und Rehabilitationsstärkungsgesetz (GKV-IPReG). Bevor der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) am 19. November 2021 die „Richtlinie über die Verordnung außerklinischer Intensivpflege“ verabschiedet, will eine Kampagne deutlich machen, dass die Gruppe der Betroffenen sehr vielfältig ist. Es geht um Alternativen zu Einrichtungen und das Recht selbstbestimmt zu leben.

Die Krankenkassen erwarten durch das GKV-IPREG erhebliche Kosteneinsparungen, weil in stationären Einrichtungen weniger Pflegekräfte mehr Betroffene versorgen könnten. Der GKV-IPREG Think-Tank, dem ca. 50 Vertreterinnen und Vertreter aus Selbsthilfe, Medizin, Wissenschaft, Medizintechnik, Pflege und Therapie angehören, hält dem entgegen, dass hier von Menschen ausgegangen wird, die aufgrund ihrer Hinfälligkeit nur noch im Bett liegen und nicht in der Lage sind, aktiv am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben.

Außerklinische Intensivpflege betreffe aber auch Kinder und Jugendliche mit angeborenen, erworbenen oder fortschreitenden Erkrankungen oder junge Erwachsene, die ein selbstbestimmtes Leben führen, Erwachsene mit fortschreitender Muskelerkrankung oder nach akuten Ereignissen und Betroffene ohne Beatmung, aber mit regelmäßig wiederkehrenden lebensbedrohlichen Krisen.

Mit Blick auf Artikel 19 der UN-Behindertenrechtskonvention, der die Sicherstellung einer unabhängigen Lebensführung und die Einbeziehung in die Gemeinschaft thematisiert, will der ThinkTank deutlich machen, was das GKV-IPReG und die zu erwartende Richtlinie für diese Betroffenen bedeuten könnten, wenn diese in eine stationäre Einrichtung wechseln müssten: Aufgabe des gut funktionierenden privaten Versorgungssystems, Zerstörung des Familiengefüges, fremdbestimmte Alltagsgestaltung durch die Heimleitung.

Die Kampagne „Leben mit außerklinischer Intensivpflege ist vielfältig“ wurde gestartet, um in der Öffentlichkeit hierfür ein Bewusstsein zu schaffen. Die Kampagne zeigt u. a. bis 22. November 2021 in Bonn und Berlin großflächige Plakate von authentischen Kindern und Erwachsenen. Am 18. November 2021, 16.00 – 18.00 Uhr, soll in Berlin ein Pressegespräch stattfinden. Dabei werden Amelie Cartolano und ihre Mutter, Tim Melkert und Laura Mench, weitere Aktive des ThinkTanks sowie Fachpolitiker und -politikerinnen berichten und Stellung zur aktuellen Situation nehmen sowie einen Forderungskatalog an die Politik vorlegen.

Weitere Informationen:

Kampagnenseite, Hintergrund und Plakatmotive

Materialien zum Download des GKV-IPREG ThinkTank

(Quelle: GKV-IPREG ThinkTank)