12.06.2025

Inklusion in der Schule kommt kaum voran

Die schulische Inklusion in Deutschland hat sich in den vergangenen fünf Jahren wenig weiterentwickelt: Zu diesem Ergebnis kommt eine Befragung des Meinungsforschungsinstituts forsa von mehr als 2.700 Lehrkräften, die der Verband Bildung und Erziehung (VBE) in Auftrag gegeben hat.

Für die bundesweite Repräsentativbefragung wurden vom 10. März bis zum 11. April 2025 insgesamt 2.737 Lehrkräfte an allgemeinbildenden Schulen in Deutschland befragt. 1.058 der befragten Lehrkräfte (ca. 39 Prozent) unterrichten derzeit selbst in inklusiven Lerngruppen. Unter der Voraussetzung, dass die Schulen finanziell und personell angemessen für einen inklusiven Unterricht ausgestattet wären, erachten 62 Prozent der befragten Lehrkräfte eine gemeinsame Beschulung von Kindern und Jugendlichen mit und ohne Behinderungen grundsätzlich für sinnvoll – bei den Lehrkräften, die selbst inklusiv unterrichten, sind es 69 Prozent. Mit Blick auf den Schulalltag sinkt die Zustimmung jedoch deutlich:  Nur 28 Prozent der Lehrkräfte, die einen gemeinsamen Unterricht von Kindern mit und ohne Behinderungen grundsätzlich befürworten, halten eine gemeinsame Unterrichtung unter den derzeitigen Rahmenbedingungen an den Schulen auch praktisch für sinnvoll. Im Jahr 2020 war der Wert ähnlich niedrig.

Bezogen auf die aktuellen Rahmenbedingungen werden vor allem das fehlende (Fach-)Personal an Regelschulen, eine ungenügende materielle Ausstattung der Schulen und die unzureichende Ausbildung bzw. Schulung der Lehrkräfte für Inklusion als Argumente gegen eine inklusive Beschulung vorgebracht. Als grundsätzliches Gegenargument wurde am häufigsten genannt, dass Regelschulen den erhöhten Förderbedarf von Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen nicht leisten könnten. Einige Lehrkräfte gaben laut Auswertung der Befragung zudem an, dass das Pro und Kontra eines gemeinsamen Unterrichts auch von der Art bzw. Schwere der Behinderungen abhänge.

Inklusiv unterrichtende Lehrkräfte wenig vorbereitet

Als Vorteile einer inklusiven Schule waren die Förderung des sozialen Lernens, die (bessere) Integration von Kindern mit Behinderungen und die Förderung sozialer Kompetenzen die drei am häufigsten genannten Gründe. Außerdem gaben die Befragten an, dass dadurch Toleranz gefördert werde, Berührungsängste und Vorurteile abgebaut würden, das Recht auf Gleichbehandlung umgesetzt werde und die Chancen und Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen verbessert würden.

Aus den Antworten der Befragten geht auch hervor, dass die inklusiv unterrichtenden Lehrkräfte wenig auf diese Aufgabe vorbereitet werden. Nur 17 Prozent bejahten, an Fortbildungen speziell zur Inklusion teilgenommen zu haben. In 47 Prozent der Fälle traf dies teilweise, in 30 Prozent gar nicht zu. Dass Inklusion ein Teil der Lehrkräfteausbildung der inklusiv unterrichtenden Lehrkräfte war, beantworteten lediglich 9 Prozent der Befragten positiv. 18 Prozent gaben an, dass dies teilweise zutreffe; 67 Prozent verneinten.

Weitere Kapitel der Erhebung befassen sich mit der Barrierefreiheit und Ausstattung an den Schulen, mit Digitalisierung und mit der Bewertung der Inklusionspolitik der jeweiligen Landesregierung.

Bei der aktuellen Erhebung wurden fast deckungsgleiche Fragen wie in den Befragungen in den Jahren 2015, 2017 und 2020 gestellt, um die Ergebnisse miteinander vergleichen und mögliche Entwicklungen abbilden zu können.

Weitere Informationen

Der Ergebnisbericht und weitere Materialien zur Befragung stehen auf der Website des VBE unter dem Punkt „Materialien“ zur Verfügung.

(Quelle: Verband Bildung und Erziehung)