DVfR-Kongress 2011: Individuelle Rehabilitation in Sozialräumen – Impulse aus der Behindertenrechtskonvention
Der Kongress der DVfR zum Thema „Individuelle Rehabilitation in Sozialräumen – Impulse aus der Behindertenrechtskonvention“ am 30.06. und 01.07.2011 in Berlin griff die sozialräumliche Dimension für die Gestaltung der Rehabilitation auf. Die Diskussion gab grundlegende Anstöße zur Weiterentwicklung der Strukturen für rehabilitative Angebote in den einzelnen Sozialräumen. Rund 250 Fachleute aus der Rehabilitation, unter ihnen viele Vertreter der Selbsthilfe und der Sozialverbände, haben teilgenommen und den Kongress aktiv mitgestaltet.
Zahlreiche Vorträge, Workshops und Diskussionen die das aktuelle Thema der Sozialraumorientierung aus politischer, internationaler und zielgruppenspezifischer Perspektive behandelten, führten zu Ergebnissen die auch weiterhin die Diskussion beeinflussen werden.
Die DVfR betrachtet die Ergebnisse des Kongresses als einen Beitrag zur Umsetzung der Behindertenrechtskonvention (BRK) und zur Weiterentwicklung der Rehabilitation wie sie in Art. 26 BRK formuliert und konzipiert ist. Dort wird gefordert, dass die Rehabilitationsprogramme so gemeindenah wie möglich umgesetzt werden sollen. Damit ist nicht nur die räumliche Nähe gemeint, sondern die Einbeziehung des Sozialraumes als Lebenswelt der Menschen.
Der Sozialraumorientierung werden positive Eigenschaften zugeschrieben, u.a. Ressourcenorientierung, Gemeinwesen- und Netzwerkarbeit statt alleiniger Einzelfallarbeit, Abkehr von rein Institutionen orientiertem und dominiertem Handeln hin zur Lebenswelt. In der Kinder- und Jugendhilfe und in der Sozialen Arbeit ist die Sozialraumorientierung heute bereits selbstverständlich und im stetigen Diskurs.
Auch im Hinblick auf die Rehabilitation ist die Beschäftigung mit dem Thema Sozialraum wichtig. Angesichts der Tendenz zur Orientierung der Rehabilitation und Eingliederung an individuellen Bedarfen und weniger an institutionellen Vorgaben ist die systematische Gestaltung von Sozialräumen unter Einbeziehung der Angebote für die Rehabilitation zwingend erforderlich. Dabei sollen zukünftig die Ressourcen und Kompetenzen in den jeweiligen sozialen Netzwerken unter Berücksichtigung des Grundsatzes ambulant vor stationär mehr genutzt werden. Teilhabefördernde Angebote müssen bei Bedarf im jeweiligen Sozialraum vorhanden sein, wenn sie gebraucht werden. In seinem Vortrag machte Dr. Schmidt-Ohlemann (Vorsitzender der DVfR) deutlich, dass aber nicht unkritisch eine Wohnortnähe gefordert werden kann. Viele, vor allem spezialisierte Rehabilitationsangebote sind nur in größeren Sozialräumen als dem Quartier organisierbar. Gemeint ist, ein sozialräumlicher Blick auf die verschiedenen Lebensräume, das Quartier, das Dorf, die Stadt, aber auch den Landkreis, das Bundesland und letztendlich auch auf die Bundesrepublik.
Wir müssen uns darüber klar werden, so Dr. Schmidt-Ohlemann, dass bei der Inklusions- und Sozialraumdebatte nicht nur die soziale Rehabilitation gemeint ist, wie oft gedacht wird. Es geht auch darum, bei Bedarf den Zugang zu Leistungen der pädagogischen Habilitation und Rehabilitation, der beruflichen Rehabilitation und der medizinische Rehabilitation zur Verfügung zu stellen. All diese Bereiche sind unter dem Blickwinkel der Sozialraumorientierung zu diskutieren und zu gestalten, denn alle Rehabilitationsbereiche haben die Teilhabe zum Ziel.
Beiträge aus dem Plenum am 30.06.2011 finden Sie hier zum Download:
Einführungsvortrag
Dr. Matthias Schmidt-Ohlemann, Vorsitzender der DVfR, Heidelberg
Grußansprache
Andreas Storm, Staatsekretär im Bundesministerium für Arbeit und Soziales, Berlin
Community Based Rehabilitation – Internationale Entwicklungen
Jan Arne Monsbakken, designierter Präsident von Rehabilitation International (RI), New York/Kongresspräsident
Beiträge aus dem Plenum am 01.07.2011 finden Sie hier zum Download:
Orientierungspunkte für die Umsetzung der BRK unter Berücksichtigung von Sozialräumen – Ergebnisse der Workshops
Dr. Martin Danner, Ergebnisse, BAG Selbsthilfe, Düsseldorf/Kongresspräsident
Dr. Martin Danner, Präsentation, BAG Selbsthilfe, Düsseldorf/Kongresspräsident
Sozialräumliche Gestaltung von Rehabilitation und Teilhabe: Erwartungen und Verantwortlichkeiten
Dr. Monika Seifert, Deutsche Heilpädagogische Gesellschaft e. V. Berlin
Beiträge aus den Workshops finden Sie hier zum Download:
Workshop 1: Rehabilitationsstrukturen und ihr Sozialraumbezug im Lichte der UN-Behindertenrechtskonvention
Dr. Matthias Schmidt-Ohlemann, Rehabilitationsstrukturen wohnortnah gestalten!
Helmut Kneppe, Perspektiven kommunaler Sozialraumgestaltung
Jürgen Brückner, Systematische Beteiligung der Betroffenenverbände bei der Gestaltung sozialräumlicher Angebote
Prof. Dr. Klaus Ulrich Schellberg, Wirtschaftlichkeitsperspektive von sozialraumbezogenen Rehabilitationsangeboten
Workshop 2: Hilfsmittelversorgung in Sozialräumen
Barbara Stötzer-Manderscheid, Pauschal und/oder bedarfsgerecht? - Anforderungen an die Hilfsmittelversorgung im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention
Ralf Rensinghoff, Kompetenz schaffen und Qualität sichern
Carla Grienberger, Perspektiven einer Gestaltung der Hilfsmittelversorgung in Sozialräumen
Stefan Steinebach, Wohnortnahe Hilfsmittelversorgung für Kinder mit Behinderungen
Workshop 3: Rehabilitation für Menschen mit Behinderung in der Eingliederungshilfe
Klaus Lachwitz, Impulse aus der Behindertenrechtskonvention
Robert Richard, SGB und BRK – Wie gelingt die Weiterentwicklung der Eingliederungshilfe?
Antje Welke, Personenzentrierung in der Eingliederungshilfe – Bedarfsermittlung, Teilhabeplanung und Gesamtsteuerung
Dr. Harry Fuchs, Weiterentwicklung im SGB XII oder im SGB IX?Der Weg zur bundesweiten Einheitlichkeit von Teilhabeleistungen
Workshop 4: Sozialräumliche Angebote für alte Menschen mit Behinderungen/Pflegebedarf
Fabian Müller-Zetzsche, Sozialer Brennpunkt Pflege
Armin Lang, Zum Konzept „Pflegestützpunkte“ – Pflege und Reha verknüpfen?
Ursula Woltering, Versorgungssicherheit durch Vernetzung der Angebote vor Ort
Workshop 5: Rehabilitationsangebote in Sozialräumen für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen – Optionen für mehr Inklusion
Workshop 6: Weiterentwicklung der Teilhabeforschung
PD Dr. Erik Farin-Glattacker, Was ist Teilhabeforschung? – Ein Diskussionspapier der DVfR und der DGRW
Barbara Vieweg, Impulse und Konsequenzen für die Teilhabeforschung aus Sicht behinderter Menschen
Dr. Volker Anneken, Teilhabeforschung konkret: Beispiele und Perspektiven aus der Forschungspraxis
Workshop 7: Weiterentwicklung des Teilhaberechts
Prof. Dr. Felix Welti, Diskussionsfragen zum Workshop 7 „Weiterentwicklung des Teilhaberechts“
Dr. Horst Cramer, Bericht zum Workshop 7 „Weiterentwicklung des Teilhaberecht“
Workshop 8: Rehabilitationsangebote in den Sozialräumen von Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen
Ulrich Lück, Selbstbestimmt leben – 5 Jahre Erfahrung mit dem Persönlichen Budget
PD Dr. Robert Bering, Koordinierende Aufgaben in der psychiatrischen Rehabilitation
Workshop 9: Sozialräumliche Angebote für Menschen mit neurologischen Behinderungen
Prof. Dr. med. Claus-Werner Wallesch, Welche Patienten sind am dringendsten auf Fortschritte aus der BRK–Umsetzung angewiesen
Prof. Dr. Andreas Zieger, Offene Bedarfe von Menschen mit schweren neurologischen Behinderungsfolgen aus Sicht der BRK und des SGB IX – und die Wirklichkeit
Dr. Dr. Paul Reuther, Inklusion und Selbstbestimmung für Menschen mit neurologischen Behinderungen – Die Möglichkeiten nichtstationärer Rehabilitation
Zusammenfassung WS 9: Sozialräumliche Angebote für Menschen mit neurologischen Behinderungen
Workshop 10: Bedarfe und Angebote zum Erhalt der Beschäftigungsfähigkeit
Umsetzung der BRK
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