Bundesteilhabepreis 2025 zeichnet drei Projekte zur digitalen Teilhabe aus
Der Bundesteilhabepreis wurde am 12. Mai 2025 bei den Inklusionstagen zum 6. Mal vergeben. Der Wettbewerb stand unter dem Schwerpunkt „DIGITALISIERUNG INKLUSIV – digitale Teilhabe von Menschen mit Behinderungen an Bildung und Arbeit“ und ist mit insgesamt 17.500 Euro dotiert.
Der Bundesteilhabepreis wird seit 2019 jährlich durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) vergeben. Mit dem Preis sollen Projekte gewürdigt werden, die das Potenzial eines inklusiven, barrierefreien Sozialraums zeigen und Modellcharakter haben können. Wie in den Jahren zuvor hat die Bundesfachstelle Barrierefreiheit den Wettbewerb auch 2025 im Auftrag des BMAS umgesetzt.
Laut der gemeinsamen Pressemitteilung des BMAS und der Bundesfachstelle Barrierefreiheit gab es für den Bundesteilhabepreis 2025 insgesamt 78 Bewerbungen. Eine unabhängige Fachjury, bestehend aus 12 Expertinnen und Experten der Verbände von Menschen mit Behinderungen sowie aus den Kommunen und den Ländern, hat die drei Preisträger in diesem Jahr ausgewählt.
„Die heute ausgezeichneten Projekte zeigen, dass digitale Teilhabe möglich ist. Es sind gute Ideen, die bei ihrer Entwicklung stets Menschen mit Behinderungen mit einbezogen haben“, wird Bärbel Bas, die neue Bundesministerin für Arbeit und Soziales, in der Pressemeldung zitiert. Der Preis solle dazu beitragen, dass die Beispiele in der Öffentlichkeit bekannt und künftig auch in anderen Orten in Deutschland umgesetzt würden, ergänzt Dr. Volker Sieger, Leiter der Bundesfachstelle Barrierefreiheit.
Die Preisträger des Bundesteilhabepreises 2025 sind:
- 1. Preis | Projekt: PIKSL Labor Düsseldorf (In der Gemeinde leben gGmbH)
Das PIKSL Labor Düsseldorf wurde von der In der Gemeinde leben gGmbH (IGL) im Jahr 2011 eröffnet. In diesem öffentlichen, inklusiven Begegnungsort für Menschen mit und ohne Behinderungen beantwortet ein inklusives Tandem Fragen der Besucherinnen und Besucher rund um das Thema Digitalisierung. Das Angebot entstand aus dem Wunsch von Menschen mit Lernschwierigkeiten nach Unterstützung bei der Nutzung digitaler Medien. Zunächst wurden Computerkurse angeboten, 2017 wurde das Angebot um mobile Endgeräte erweitert. Computer und Tablets können vor Ort kostenlos genutzt werden. Die geschulten Menschen mit Behinderungen wurden anschließend selbst zu Lehrenden: Sie geben ihr im PIKSL Labor erworbenes Wissen als Co-Dozentinnen und -Dozenten an Seniorinnen und Senioren weiter.
Partizipation ist auch bei der Weiterentwicklung des Labors Standard: In monatlichen inklusiven Teamsitzungen werden neue Bildungsangebote gemeinsam entwickelt. Auch die geäußerten Bedürfnisse der Besuchenden werden berücksichtigt. Seit 2021 gibt es 3D-Druck-Workshops und ab 2025 ein Angebot zum Thema Künstliche Intelligenz. Das Konzept des Düsseldorfer PIKSL Labors wurde als Social Franchise erfolgreich weiterentwickelt: Mittlerweile gibt es deutschlandweit 12 weitere PIKSL Labore, die zu unterschiedlichen Trägern der Wohlfahrtspflege gehören. Die PIKSL Labore arbeiten im Netzwerk und verfolgenden jeweils Schwerpunkthemen wie z. B. Virtual-Reality-Produktion oder barrierefreies Design.
- 2. Preis | Projekt: bvkm aktiv – eine App für Menschen mit Behinderung (Bundesverband für körper- und mehrfachbehinderte Menschen e. V. (bvkm))
Die kostenfreie App „bvkm aktiv“ ermöglicht Menschen mit Behinderungen direkten, selbstbestimmten Zugang zu Informationen und interaktiven Beteiligungsangeboten. Das Besondere: Die Anwendung berücksichtigt diverse Aspekte der Barrierefreiheit, von motorischen über kognitive bis hin zu sensorischen Anforderungen. Entwickelt wurde die App von Beginn an in enger Zusammenarbeit mit der Zielgruppe selbst: Eine 13-köpfige Prüfgruppe, die verschiedenste Aspekte der Barrierefreiheit repräsentierte, unterstützte die Qualitätssicherung. Die seit Frühjahr 2023 öffentliche App ist intuitiv bedienbar und kompatibel mit verschiedenen Hilfsmitteln. Die Inhalte orientierten sich an den Wünschen der Zielgruppe: So gibt es eine Austausch-Plattform für Tipps zum Leben mit Behinderung, eine Übersicht über Bildungsveranstaltungen für die Zielgruppe, Chatrooms zu behinderungsrelevanten Themen und Zeitschriften und Literatur in Leichter Sprache. Neue Ideen werden aufgegriffen wie beispielsweise eine Ideen-Börse von Aktionen für Demokratie/gegen Rechts.
Zentrale Funktionen der App sind: Leichte Sprache, unterstützende Bilder sowie anpassbare Kontraste und Schriftgrößen. Nutzende können selbst Inhalte erstellen, z. B. Buchtipps in Leichter Sprache oder durch interaktive Elemente der App wie der Ideen-Börse. Die App hat 1.500 aktive Nutzerinnen und Nutzer und wird durch deren Feedback stetig weiterentwickelt. Sie bietet Menschen mit Behinderungen einen niedrigschwelligen Zugang zu digitaler Bildung und Vernetzung. Ziel war es, die Selbsthilfe zeitgemäß weiterzuentwickeln. Besonders jüngere Generationen werden durch das Format motiviert, sich in der Selbsthilfe zu engagieren und digitale Bildungsangebote zu nutzen. Die Anwendung „bvkm aktiv“ wurde im Pilotprojekt für barrierefreie Apps in der Selbsthilfe des Paritätischen Gesamtverbands entwickelt.
- 3. Preis | Projekt: Mobiles Medienlabor – Medienbildung für Alle (Zentrum für Inklusion)
Seit Oktober 2022 tourt der „Medienbus“ des Zentrums für Inklusion durch den Rhein-Neckar-Kreis. Der Bus ist eine mobile Medien-Lern- und Hilfe-Werkstatt für Menschen mit Behinderungen und Menschen mit Unterstützungsbedarf, die im ländlichen Raum leben. Hierfür wurde ein Linienbus barrierefrei zugänglich umgebaut und mit moderner Technik ausgestattet. Im Medienbus werden Smartphones erklärt, Internet-Hotspots eingerichtet und das sichere Nutzen sozialer Medien vermittelt. Der Bus steht an exponierten Stellen (wie Rathaus, Marktplatz, Supermarkt). Die Beratung ist kostenlos und erfolgt durch ein Team aus Medienpädagoginnen und -pädagogen sowie Menschen mit Behinderungen. Neben individuellen Beratungen werden Kurse angeboten, die sich an die Bedürfnisse der Teilnehmenden anpassen. Kursmaterialien werden auch in Leichter Sprache zur Verfügung gestellt. In Zusammenarbeit mit den Gemeinden war der Medienbus bis Dezember 2025 an 75 Orten im Einsatz, es wurden mehr als 1.500 Beratungen durchgeführt. Insgesamt haben 15 Menschen mit Behinderungen bei der Beratung unterstützt. Das Projekt ermöglicht Menschen mit Behinderungen aktive Mitbestimmung durch ihre Rolle als Berater/-innen und gleichberechtigte Teammitglieder. Mit dem Medienbus wurde ein niedrigschwelliger Zugang zu digitalen Medien geschaffen. Zudem ist das Modell auf andere Regionen übertragbar.
Weitere Informationen
Ausführliche Informationen zum Bundesteilhabepreis 2025, u. a. zu allen eingereichten Beiträgen, gibt es auf der Website der Bundesfachstelle Barrierefreiheit.
Zur Pressemitteilung des BMAS zu den Inklusionstagen 2025
(Quellen: Bundesministerium für Arbeit und Soziales, Bundesfachstelle Barrierefreiheit)