Aktion Mensch-Studie: Junge Menschen mit Beeinträchtigungen mit deutlich geringeren Teilhabechancen
Jugendliche mit Beeinträchtigung werden deutlich häufiger diskriminiert als Jugendliche ohne Beeinträchtigung. Lediglich die Hälfte der jungen Menschen mit Beeinträchtigung ist mit ihrem Leben insgesamt zufrieden. Das sind Ergebnisse des „Inklusionsbarometer Jugend“ der Aktion Mensch – der ersten bundesweiten Vergleichsstudie zu Teilhabechancen von jungen Menschen im Alter von 14 bis 27 Jahren mit und ohne Beeinträchtigung.
Insgesamt zeigt das erste Inklusionsbarometer Jugend: Die Bedürfnisse und Herausforderungen der „Generation Z“ ähneln sich, unabhängig von dem Faktor Beeinträchtigung. Jedoch sehen sich junge Menschen mit Beeinträchtigung der Studie zufolge in den fünf untersuchten Teilhabedimensionen soziale Beziehungen, Alltagsleben, Selbstbestimmung, individuelle Entfaltung und Nichtdiskriminierung mit deutlich größeren Herausforderungen konfrontiert. Demnach verbinden junge Menschen mit und ohne Beeinträchtigung zwar die gleichen Vorlieben bei der Freizeitgestaltung. Allerdings hätten Erstere weniger Möglichkeiten, diese gleichberechtigt wahrzunehmen und damit teilzuhaben – beispielsweise aufgrund des eklatanten Mangels an Barrierefreiheit. Dies gelte ebenso für ihren Schul-, Ausbildungs- und Berufsalltag. „Die Zahlen verdeutlichen: Es ist noch ein weiter Weg, bis Vielfalt mehrheitlich als normal oder gar als Vorteil für unsere Gesellschaft wahrgenommen wird. Deshalb ist Inklusion von Anfang an in allen Lebensbereichen so wichtig. Wenn gleichberechtigtes Miteinander von Geburt an gelernt und gelebt wird, profitieren alle davon und die Diskriminierungsspirale beginnt erst gar nicht“, kommentiert Christina Marx, Sprecherin der Aktion Mensch.
Am ehesten zufrieden sei die Generation Z mit ihren sozialen Beziehungen. Dabei gaben junge Menschen mit Beeinträchtigung als wichtigste Stütze mit 72 Prozent die Familie an. Für junge Menschen ohne Beeinträchtigung liegen dagegen Freundschaften mit 86 Prozent auf Platz eins. Jungen Menschen mit Beeinträchtigung fällt es der Befragung zufolge deutlich schwerer neue Freundschaften zu schließen als jungen Menschen ohne Beeinträchtigung. „Freundschaften sind ein essenzieller Teil junger Lebenswelten, die die Persönlichkeitsentwicklung maßgeblich beeinflussen. Überall dabei sein zu können, ist wichtig, um Kontakte zu knüpfen. Da viele junge Menschen mit Beeinträchtigung nicht gleichberechtigt teilhaben können, ist der Unterschied in dem Bereich die bittere Konsequenz“, so Marx. Infolgedessen fühlten sich junge Menschen mit Beeinträchtigung doppelt so häufig einsam wie junge Menschen ohne Beeinträchtigung.
Geringere Lebenszufriedenheit und Zukunftssorgen
Darüber hinaus bemängele mehr als die Hälfte, dass ihnen zu wenig zugetraut werde – gegenüber lediglich 29 Prozent der Jugendlichen ohne Beeinträchtigung. Das wirke sich negativ auf das Selbstbewusstsein und die Selbstwirksamkeit aus. So glaube die Hälfte der jungen Befragten mit Beeinträchtigung, andere in ihrem Alter könnten viel mehr als sie selbst. Ohne Beeinträchtigung finde dies nur knapp ein Fünftel. Lediglich gut die Hälfte der befragten jungen Menschen mit Beeinträchtigung sei mit ihrem Leben insgesamt zufrieden – gegenüber mehr als drei Viertel der jungen Menschen ohne Beeinträchtigung; zudem trieben sie deutlich mehr Zukunftssorgen um. Zu den Intersektionalitätsmerkmalen des Inklusionsbarometers gehören etwa Beeinträchtigung / Behinderung, Geschlecht, Migrationshintergrund, finanzieller Status, Beschäftigungsstatus, Wohnort und Gesundheitszustand.
Insgesamt zeige sich, dass es noch ein weiter Weg bis zur vollständigen gleichberechtigten Teilhabe aller jungen Menschen sei. Christina Marx appelliert: „Junge Menschen sind in unserer Gesellschaft mit ihren Anliegen unterrepräsentiert und haben keine ausreichende Lobby. Dabei sind sie unsere Zukunft. Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe – also von jeder Person – junge Menschen zu unterstützen und eine gleichberechtigte Teilhabe der Generation Z sicherzustellen.“
Zur vollständigen Studie „Inklusionsbarometer Jugend“
Am 08. Oktober 2024 von 16.00 bis 18.00 Uhr stellt die Aktion Mensch das "Inklusionsbarometer Jugend" vor. Im Anschluss folgt eine Paneldiskussion zu den Ergebnissen mit Expertinnen und Experten. Beides findet als Zoom-Konferenz statt.
(Quelle: Aktion Mensch)