Pastor Werner Dicke
(* 7. November 1908 in Heeren/Westfalen - † 26. Februar 1969 in Hannover)
Vorsteher der Orthopädischen Heil- und Lehranstalt Annastift, Hannover-Kleefeld
Als Sohn des evangelischen Pfarrers Ewald Dicke fand Werner Dicke früh den Weg zur Theologie. Nach dem Studium in Greifswald, Tübingen und Münster sowie seinem Vikariat wurde er 1936 in die Leitung der Kückenmühler Anstalten in Stettin/Pommern berufen, die sich der Pflege „Geisteskranker“ widmeten.
Als er sich den Euthanasiemaßnahmen, die das Leben der in der rassisch-völkischen Werteideologie des NS-Regimes als „unwertes Leben“ diskriminierten geistig Behinderten bedrohten, widersetzte, geriet er mit den Machthabern in Konflikt. 1941 wurde Pastor Dicke vom hannoverschen Landesbischof als Vorsteher in das Annastift in Hannover-Kleefeld berufen. Den Ausbau des Annastifts nach dem Krieg zu einem Rehabilitationszentrum für Körperbehinderte bestimmte er mit Weitblick und Aufgeschlossenheit über die Jahre maßgeblich mit.
Von 1954 bis zu seinem Tod übte er das Amt des ersten stellvertretenden Vorsitzenden der Deutschen Vereinigung aus. Nach dem plötzlichen Tod von Prof. Kurt Lindemann am 9. April 1966 bis zur Neuwahl im Mai 1967 übernahm er darüber hinaus kommissarisch den Vorsitz der Vereinigung. Noch im April wurde Dicke als Nachfolger des designierten Kongresspräsidenten Kurt Lindemann zum Vorsitzenden des 10. Weltkongresses der International Society for Rehabilitation of the Disabled (heute: Rehabilitation International) ernannt, den die Deutsche Vereinigung 1966 in Wiesbaden veranstaltete. Mit seinem Referat über „Wechselseitige kulturelle Faktoren in der Rehabilitation“ leistete er selbst einen wichtigen Beitrag zu diesem erstmalig in Deutschland stattfindenden internationalen Kongress.
In seiner Funktion als Vorsitzender des Verbandes deutscher evangelischer Anstalten für Körperbehinderte in Deutschland trug Dicke wesentlich dazu bei, deren karitativen Auftrag, der neben seelsorgerischer Tätigkeit zunehmend differenzierte schulische und berufliche Fördermaßnahmen umfasste, innerhalb des Rehabilitationssystems zu stärken.
Zu den Auszeichnungen, die ihm in Anerkennung seiner Verdienste um die Fürsorge für körperbehinderte Menschen zuteil wurden, zählt unter anderem die von der Medizinischen Fakultät der Universität Göttingen verliehene Charta Gratulatoria. „Er war ein Mann des Ausgleichs, immer bestrebt, den Körperbehinderten als Ganzheit zu sehen und ihm solche rehabilitativen Hilfen angedeihen zu lassen, die den modernen Erkenntnissen der Wissenschaft entsprachen“ (Rehabilitation 1969, S. 66).
Am 26. Februar 1969 verstarb Pastor Dicke mitten aus vollem Schaffen heraus in Hannover.
Quelle:
Pastor Werner Dicke †. Nachruf. Die Rehabilitation 1969; 8 (2): 65-67