Pastor D. theol. Dr. med. h. c. Hans Vietor
(* 20. Januar 1882 in Köln - † 3. November 1959 in Volmarstein)
Vorsteher der Volmarsteiner Anstalten, Volmarstein, Westfalen
1882 in Köln-Kalk als Sohn eines evangelischen Pfarrers geboren, schlug Hans Vietor den Weg seines Vaters ein und studierte evangelische Theologie in Tübingen, Halle, Bonn und Utrecht. Nach einem Hilfspredigerjahr in Düsseldorf trat er 1910 seine erste Pfarrdienststelle im westfälischen Haspe bei Hagen an. Im Ersten Weltkrieg diente er zunächst als Soldat, dann als Divisionspfarrer an der Ostfront, bevor er 1917 an seine alte Wirkungsstätte zurückkehrte.
Vom Gründer der Krüppelanstalten „Johanna-Helenen-Heim“ in Volmarstein, Pastor Franz Arndt, zu seinem Nachfolger ausersehen, fand Vietor seine Lebensaufgabe kurz darauf in der Krüppelfürsorge. Nach seiner Einführung im Oktober 1917 leitete Pastor Vietor die Volmarsteiner Anstalten (heute: Evang. Stiftung Volmarstein, Wetter/Ruhr) fast vier Jahrzehnte lang. 30 Jahre lang war er Vorsitzender des „Verbandes der deutschen evangelischen Krüppelheime der Inneren Mission“, dem zur damaligen Zeit zahlenmäßig stärksten korporativen Mitglied der Deutschen Vereinigung.
Nach dem Tod Konrad Biesalskis im Jahre 1930 wurde Pastor Vietor Mitherausgeber der „Zeitschrift für Krüppelfürsorge“. Seinen Bemühungen ist es mit zu verdanken, dass die Zeitschrift – wenngleich in den Wirren des Zweiten Weltkrieges in Umfang und Frequenz arg dezimiert – weitergeführt werden konnte, bevor sie 1943 eingestellt werden musste.
Bei der Wiederbegründung der Deutschen Vereinigung 1947 gehörte Vietor zusammen mit Prälat Dr. Josef Strake, Köln, als Stellvertreter des abermals zum Vorsitzenden bestimmten Orthopäden Georg Hohmann zu den Aktiven der ersten Stunde, die bis zu ihrem Rücktritt 1955 den Wiederaufbau der Vereinigung lenkten. „Es gab keinen Kongreß und keine Konferenz der Deutschen Vereinigung, keine Tagung des Verbandes der Deutschen Evangelischen Anstalten für Körperbehinderte, bei der er nicht das Wort nahm zu ausführlichen Referaten oder kurzen Darlegungen …“ (Kalle 1960, S. 220). Neben Strake und Hohmann betätigte sich Vietor ab 1951 als Herausgeber des in Anknüpfung an die „Zeitschrift für Krüppelfürsorge“ als Publikationsorgan dienenden „Jahrbuchs der Fürsorge für Körperbehinderte“.
Bereits 1929 verlieh die Theologische Fakultät der Universität Münster Pastor Vietor zum 25-jährigen Jubiläum der Volmarsteiner Anstalten die Doktorwürde ehrenhalber. In Würdigung seiner Verdienste um die Wiedereingliederung Körperbehinderter wurde er 1958 auch von der Medizinischen Fakultät der Universität Münster mit dem Doktortitel honoris causa ausgezeichnet.
Quelle:
Kalle E: Nachruf für Pastor Hans Vietor. Jahrbuch der Fürsorge für Körperbehinderte 1960: 218–220