03.05.2022

Verbände-Grundsatzpapier zur inklusiven Arbeit

Zum Tag der Arbeit am 1. Mai 2022 hat ein breites Bündnis von Wohlfahrts- und Fachverbänden mit einem Grundsatzpapier an die Politik appelliert, dafür zu sorgen, dass mehr Menschen mit Behinderung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt eine Beschäftigung finden. Ein Paradigmenwechsel zur Teilhabeorientierung für alle Menschen mit Behinderung sei dringend erforderlich.

„Viel zu oft scheitert der Wunsch behinderter Menschen nach Arbeit in einem Betrieb daran, dass notwendige Unterstützung nicht oder nicht rechtzeitig zur Verfügung steht", erklärt Rolf Rosenbrock, Vorsitzender des Paritätischen Gesamtverbands. Mit dem Grundsatzpapier würde der gemeinsame Wille deutlich, inklusives Arbeiten voranzubringen. „Menschen mit Behinderungen haben das Recht, durch Arbeit ihren Lebensunterhalt zu verdienen, wenn nötig eben mit der entsprechenden Unterstützung, z.B. durch spezifische Anleitung oder eine Assistenz. Hier ist noch viel Luft nach oben – gewachsene Strukturen zeichnen viel zu oft Wege vor, die nicht notwendig dem individuellen Wunsch entsprechen.“

Dazu Maria Loheide, Vorständin Sozialpolitik der Diakonie Deutschland: „Der Aufschwung am Arbeitsmarkt geht an Menschen mit Behinderungen vorbei. Ihre Arbeitslosenquote ist doppelt so hoch wie die anderer Erwerbsloser. Menschen mit Behinderungen können und wollen ihren Lebensunterhalt auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt verdienen, aber viel zu wenig Unternehmen schaffen die Voraussetzungen dafür. Hier ist nun die Politik gefragt: Sie muss Verwaltung, Unternehmensverbände und Gewerkschaften zusammenbringen, um den Rechtsanspruch auf Teilhabe am Arbeitsleben in die Praxis umzusetzen.“

Inklusive Arbeit als gleichberechtigte gemeinsame Arbeit von Menschen mit und ohne Behinderungen in Betrieben des allgemeinen Arbeitsmarktes ist möglich und muss entsprechend gefördert werden, so die Botschaft der Verbände. Die unterzeichnenden Wohlfahrts- und Fachverbände sprechen sich dafür aus, den Prozess zu einem generellen Richtungswechsel zu inklusiver Arbeit endlich mit hoher Priorität zu befördern. Unternehmensverbände, Gewerkschaften, Politik und Verwaltung seien mit aufgefordert, inklusive Arbeit entschieden voranzutreiben. Das Papier haben die folgenden Verbände unterzeichnet,

  • AWO Bundesverband e.V.,
  • Bundesarbeitsgemeinschaft Berufsbildungswerke (BAG BBW),
  • Bundesarbeitsgemeinschaft Inklusionsfirmen e.V. (BAG IF),
  • Bundesarbeitsgemeinschaft Unterstützte Beschäftigung (BAG UB),
  • Bundesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen e.V. (BAG WfbM),
  • Diakonie Deutschland,
  • Paritätischer Gesamtverband,
  • Werkstatträte Deutschland.

Die Verbände verstehen sich als aktive Akteure, die gemeinsam mit Menschen mit Behinderungen sowie staatlichen und gesellschaftlichen Akteuren den Prozess zur selbstbestimmten Teilhabe am Arbeitsleben weiterentwickeln wollen. Inklusives Arbeiten gelinge, wenn die jeweils individuell notwendige Unterstützung im Betrieb erfolgt. Passgenaue Leistungen für Menschen mit Behinderungen seien von zentraler Bedeutung für die berufliche Teilhabe. Unflexible Strukturen, enge Zeit- und Finanzvorgaben verhindern inklusive Arbeit, so die Verbände weiter.

„Ein Arbeitsmarkt, der seiner gesellschaftlichen Verantwortung gerecht wird, verfolgt nicht nur betriebswirtschaftliche Interessen, sondern behält die Menschen im Auge. Inklusion ist das Fundament für eine funktionierende demokratische Gesellschaft. Teilhabe am Arbeitsleben ist ein Menschenrecht. Worten und Absichtserklärungen müssen jetzt Taten folgen!“

Das Grundsatzpapier steht auf der Seite des Paritätischen Gesamtverbands zum Download bereit: Verbändeappell: Inklusive Arbeit voranbringen - jetzt handeln!

(Quelle: Paritätischer Gesamtverband, Diakonie Deutschland, u. a.)