14.10.2019

Selbsthilfeorganisationen fordern digitale Barrierefreiheit

Blinde und sehbehinderte Menschen in Deutschland müssen darum kämpfen, bei der Digitalisierung nicht abgehängt zu werden – darauf weisen Selbsthilfeorganisationen anlässlich des Tages des weißen Stockes am 15. Oktober hin.

Digitalisierung bringt massive Umwälzungen mit sich, von denen unterschiedlichste Bereiche – vom Arbeitsleben über die Medien und die Gesundheitsversorgung bis zum privaten Haushalt – betroffen sind. „Für blinde und sehbehinderte Menschen sind damit große Chancen, aber auch viele Herausforderungen und Risiken verbunden“, so der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) in seiner Pressemeldung.

Zehn Jahre nach der Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention stießen blinde und sehbehinderte Menschen immer wieder an Grenzen der Teilhabe, zum Beispiel bei der Online-Bestellung oder der Bedienung eines Touchscreen-Displays. „Es geht nicht an, dass es Glückssache ist, ob ich beispielsweise auf einer Internetseite zurechtkomme oder nicht“, sagt Klaus Hahn, Präsident des DBSV. „Barrierefreiheit muss allgemeingültiger Standard werden und dafür brauchen wir gesetzliche Regeln, die endlich auch die Privatwirtschaft in die Pflicht nehmen!“

Barrierefreiheit konzeptionell mitdenken

Für Ursula Weber, Vorsitzende des Deutschen Vereins der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf, ist unverständlich, warum digitale Anbieter Barrierefreiheit nicht schon längst konsequent umsetzen: „Ich bin doch eine potenzielle Kundin! Durch die demografische Entwicklung wird es immer mehr Menschen mit besonderen Anforderungen geben. Wenn man die von vornherein konzeptionell mitdenkt, ist Barrierefreiheit weder aufwändig noch teuer.“

Franz Badura, Vorsitzender der PRO RETINA Deutschland, legt Wert auf die Barrierefreiheit von Apps: „Apps haben das Potenzial, für sehbehinderte und blinde Menschen erheblich mehr Unabhängigkeit und mobile Flexibilität im Alltag, im Beruf und in der Freizeit zu schaffen. Dafür müssen jedoch Unternehmen, die Software zum Beispiel zur Fußgängernavigation oder Kommunikation entwickeln, konsequent für Barrierefreiheit ihrer neuen Angebote sorgen.“

Woche des Sehens

Ein Film zum Thema „Blinde und sehbehinderte Menschen in einer digitalisierten Welt“ (auch als Hörfilm), ein Radio-Interview sowie die Forderungen der Selbsthilfeorganisationen blinder und sehbehinderter Menschen zur Digitalisierung sind online zu finden unter www.dbsv.org/digitalisierung

Der Tag des weißen Stocks schließt die „Woche des Sehens“ ab, die vom 8. bis 15. Oktober stattfindet. Das Thema der 18. Woche des Sehens lautet „Nach vorne schauen“. Die Partner und Veranstalter der Aufklärungskampagne machen bundesweit mit vielfältigen Aktionen auf die Bedeutung guten Sehvermögens, die Ursachen vermeidbarer Blindheit sowie die Situation blinder und sehbehinderter Menschen in Deutschland und in den Entwicklungsländern aufmerksam. Weitere Informationen unter www.woche-des-sehens.de

(Quelle: Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband)