08.09.2021

S1-Leitlinie mit Handlungsempfehlungen zu Post- und Long-COVID

Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin hat in Kooperation mit 16 weiteren Fachgesellschaften eine S1-Leitline zu Post- und Long-COVID erarbeitet. Diese fasst die aktuellen Erkenntnisse zu Häufigkeit und Symptomen zusammen und gibt klinisch-praktische Empfehlungen. Die Deutsche Gesellschaft für Medizinische Rehabilitation (DEGEMED) begrüßt die Leitlinie.

Was ist Post- und Long-COVID?

Von Long-COVID wird gesprochen, wenn bei Corona-Erkrankten Symptome länger als vier Wochen vorliegen. Von einem Post-COVID-Syndrom ist auszugehen, wenn die Symptome auch zwölf Wochen nach Erkrankungsbeginn noch anhalten. Die Bandbreite möglicher Beschwerden ist sehr groß, so das Deutsche Ärzteblatt. Neben der unmittelbaren Beeinträchtigung der Atemwege werden Fatigue, Müdigkeit, Einschränkungen der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit, Verlust oder Einschränkung von sensomotorischen Fähigkeiten, Husten, Schlafstörungen, Schwindel, Übelkeit, Herzrasen, Depressionen sowie Angststörungen genannt.

Es ist davon auszugehen, dass bis zu 15 Prozent der Menschen nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 ein Post-COVID-Syndrom entwickeln. Die genauen Ursachen für das Post-COVID-Syndrom sind bislang nicht bekannt.

Behandlungsempfehlungen und voraussichtliche Fallzahlen

Gemäß dem Deutschen Ärzteblatt, trägt die Leitlinie insbesondere dem klinischen Versorgungsweg Rechnung. Empfehlungen gibt es zu allgemeinmedizinischen, dermatologischen, HNO-medizinsichen, kardiologischen, neurologischen, pädiatrischen und pneumologischen Aspekten sowie Schmerzen. Dem Hauptsymptom des Post-COVID-Syndroms, der Fatigue, wurde ein eigenes Kapitel gewidmet.

Die DEGEMED sieht in den Empfehlungen zur Therapie vor allem eine Basis für eine symptomorientierte Behandlung sowie für medizinische Rehabilitation. Wichtig ist dies für Erkrankte, die so stark betroffen sind, dass ihre Erwerbsfähigkeit oder ihre Teilhabe am gesellschaftlichen Leben bedroht ist.

DEGEMED sieht großen Bedarf an medizinischer Reha

Die Fachgesellschaft betont, dass bei rund vier Millionen Corona-Erkrankten in Deutschland seit Februar 2020 mit bis zu 600.000 Patientinnen und Patienten mit Post- oder Long-COVID zu rechnen sei.

Christof Lawall, DEGEMED-Geschäftsführer, erläutert: „Die S1-Leitlinie macht deutlich: Nach der Akutversorgung kommt es bei der Bewältigung der Pandemiefolgen entscheidend auf die medizinische Reha an. … Wir begrüßen ausdrücklich, dass die S1-Leitlinie dies so klar einfordert. Medizinische Reha muss bei Long-COVID und Post-COVID Teil der Regelversorgung sein. Nur so werden wir die Auswirkungen der Pandemie auffangen und den Betroffenen effektiv helfen können.“ Bisher hätten allerdings nur ein kleiner Teil der Erkrankten an einer Reha teilnehmen können.

Weitere Informationen

S1-Leitlinie Post-COVID/Long-COVID, publiziert durch die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF), Juli 2021

Präsentation zur S1-Leitlinie Post-COVID/Long-COVID der Atemwegsliga e. V.
 

(Quellen: Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V., Deutsche Gesellschaft für Medizinische Rehabilitation, DEGEMED; Deutsches Ärzteblatt)