14.12.2020

Positionspapier der DVfR zur medizinischen Rehabilitation vor und bei Pflege

Viele Pflegebedürftige könnten mit medizinischer Rehabilitation eine bessere soziale Teilhabe erreichen. Häufig wird aber kein Antrag gestellt oder zu spät oder es fehlen die passenden Reha-Angebote in Wohnortnähe. Der Fachausschuss „Rehabilitation vor/bei Pflegebedürftigkeit“ der Deutschen Vereinigung für Rehabilitation e. V. (DVfR) analysiert in einem Positionspapier bestehende Hemmnisse beim Zugang zur Rehabilitation und unterbreitet Lösungsvorschläge für eine bedarfsgerechte Rehabilitation dieser Personengruppe.

Die Zahl pflegebedürftiger Menschen steigt seit Jahren stark an, während Rehabilitations-leistungen zur Vermeidung oder zur Verminderung von Pflegebedarf stagnieren. In der aktuellen Versorgungspraxis wird das gesetzlich verankerte Prinzip „Rehabilitation vor Pflege“ nicht hinreichend durchgesetzt. Dabei umfasst der gesetzliche Anspruch auf Rehabilitation nicht nur die Beeinflussung der Pflegebedürftigkeit, sondern auch und gerade das Ziel der selbstbestimmten Teilhabe.

Daher rückt das Positionspapier der DVfR „Medizinische Rehabilitation vor und bei Pflege – Personenkreis, Situation und Lösungsvorschläge“ nach einer ausführlichen Problemanalyse in den Fokus, wie Pflegebedürftigkeit durch gezielte Strategien vermieden oder vermindert und die Teilhabe pflegebedürftiger Menschen am Leben in der Gesellschaft gefördert werden kann. Die DVfR geht davon aus, dass weniger Menschen pflegebedürftig werden oder bleiben, wenn geeignete Strukturen, präventive Ansätze und optimierte Prozesse der medizinischen Rehabilitation für diesen Personenkreis zur Verfügung stehen.

Zu den Lösungsansätzen zählt eine konzeptionelle Weiterentwicklung einer teilhabe­orientierten Pflege, insbesondere auch in der stationären und in der Kurzzeitpflege. Die DVfR fordert zudem einen Ausbau der Angebotsstruktur in der Rehabilitation vor und bei Pflege­bedürftigkeit, damit regional mehr bedarfsgerechte bzw. indikationsspezifische Reha-Angebote zur Auswahl stehen, vor allem ambulant und mobil tätige Einrichtungen.

Um die Qualität der Prozesse von der Identifizierung des Reha-Bedarfs über das Antragsverfahren bis zur Umsetzung und Nachsorge zu verbessern, schlägt die DVfR spezifische Maßnahmen entlang der gesamten Versorgungskette und an verschiedenen Schnittstellen (Vertragsärzte, Krankenhäuser, Rehabilitationseinrichtungen, Pflegeeinrichtungen und -dienste, Pflegekassen und Krankenkassen) vor. Da das medizinische Personal eine Schlüsselrolle bei der Einleitung von Reha-Verfahren einnimmt, muss die Rolle der Rehabilitation in der ärztlichen Aus-, Weiter- und Fortbildung besser vermittelt werden.

Entscheidend ist auch die Einstellung der pflegebedürftigen Menschen zu einer Rehabilitation. Dass Pflegebedürftigkeit nicht als gegebener Zustand angesehen wird, sondern als veränderbar bzw. verbesserbar, müsse als eine wichtige Sichtweise bei Betroffenen, Angehörigen und Bezugspersonen gefördert werden.

Positionspapier der DVfR zur medizinischen Rehabilitation vor und bei Pflege - Personenkreis, Situation und Lösungsvorschläge


Kommentare (1)

  1. Benita Eisenhardt
    Benita Eisenhardt 12.01.2021
    Schön, dass sich der DVfR zu diesem Themenfeld geäußert hat, aber schade, dass der Personenkreis der pflegebedürftigen Kinder und Jugendlichen explizit aus den Überlegungen ausgeklammert wurde. Sicherlich unterschieden sich die Bedarfslagen pflegebedürftiger Kinder und Jugendlicher von denen Erwachsener, aber deshalb wäre es besonders schön, wenn der DVfR auch noch einen Blick auf die medizinische Rehabilitation für pflegebedürftige Kinder richten und bestehende Hemmnisse dieses Personenkreises beim Zugang zur Rehabilitation analysieren würde. Denn gerade bei Kindern und Jugendlichen sind mit einer medizinischen Rehabilitation deutliche Entwicklungspotentiale verbunden, die eine bessere soziale Teilhabe ermöglichen und sich teils auf den ganzen weiteren Lebensweg eines Kindes positiv auswirken. Auch hier werden aufgrund mangelndem Wissen Anträge teils zu spät oder gar nicht gestellt, insbesondere fehlt es aber an passgenauen pädiatrischen Angeboten. Von Wohnortnähe kann gar keine Rede sein. Eine Verknüpfung mit der Kurzzeitpflege wäre in Hinblick auf diesen Personenkreis ebenfalls interessant, da es bundesweit nur in wenigen Regionen Kurzzeitpflegeangebote für Kinder und Jugendliche gibt.

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