19.04.2021

Messe für Werkstätten für behinderte Menschen 2021: Preisträger & mehr

Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) sollen die benötigte unterstützende Struktur schaffen, die eine Teilhabe an der Arbeitswelt ermöglicht. Die jährliche Messe der WfbM der Nürnberg-Messe und der Bundesarbeitsgemeinschaft der Werkstätten für behinderte Menschen (BAG WfbM) fand Mitte April 2021 coronabedingt digital statt. Sie versteht sich als Branchentreff und zentrale Plattform des Austauschs. Zwei Werkstattprojekte wurden ausgezeichnet.

„Arbeit ist für die meisten Menschen mehr als Broterwerb. Sie ist wichtig für die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und für den Kontakt mit Kolleginnen und Kollegen. Das gilt natürlich auch für Menschen mit Beeinträchtigungen. Deshalb ist es mein Ziel, dass wir die Werkstätten in dieser wirtschaftlich schwierigen Krisenzeit unterstützen und weiterentwickeln, damit die Menschen, die ihren Arbeitsplatz in einer Werkstatt haben, auch jetzt am gesellschaftlichen Leben durch Arbeit teilnehmen können“, so Hubertus Heil, Bundesminister für Arbeit und Soziales, bei der Werkstätten:Messe 2021.

Neben einem umfangreichen Programm an Fachvorträgen, verschiedenen Foren zu Themen wie Weiterbildung, Qualifizierung und Digitalisierung sowie Aussteller-Präsentationen gab es auch Preisverleihungen. Im Rahmen der Werkstätten:Messe zeichnete die Jury der Veranstalter erneut herausragende Bildungskonzepte und Produkte aus, die die Innovationskraft der Werkstätten für behinderte Menschen zeigen. In der Kategorie „Bildung“ belegte die Stiftung Mensch aus Meldorf mit dem „Motivations- und Ausbildungszentrum MAX - mehr als Bildung“ den ersten Platz. In der Kategorie „Arbeit“ überzeugte die Lebenshilfe Harzkreis-Quedlinburg gGmbH die Jury mit der Eigenmarke „FAIRklemmt“ im Bereich Papierprodukte.

Neben solchen positiven Berichten von WfbM gibt es aber auch Kritik und Reformdruck in diesem Bereich. Nach fast 50 Jahren gehört die Gesetzgebung zu WfbM auf den Prüfstand, sagt die Genossenschaft der Werkstätten für behinderte Menschen Mitte e. G. über ihre Agentur 53° NORD. Dem stimmt auch die BAG WfbM zu und fordert die Politik auf, beispielsweise in der Entgeltfrage tätig zu werden. Die Anhebung der Werkstattentgelte auf das Niveau des Mindestlohns sei ein wichtiger Schritt in der Veränderung der bisherigen Werkstattstruktur. Änderungen sollten sowohl einen gleichwertigen Zugang zum Arbeitsmarkt ermöglichen als auch die bisherige Struktur der Werkstätten in eine zeitgemäße Form transformieren.

Stärkere Kritik am System der WfbM übt der Inklusionsaktivist und Gründer von Sozialhelden e. V. Raul Krauthausen – er warnt vor einem verklärten Bild der Werkstätten (Artikel auf Xing.de, Mai 2020).

Hintergrund

In Deutschland gibt es gemäß dem Jahresbericht der BAG WfbM rund 3.000 Betriebs- bzw. Werkstätten für behinderte Menschen. Dort arbeiten über 320.000 Werkstattbeschäftigte und etwa 70.000 Fachkräfte. 75 % aller Werkstattbeschäftigten sind Menschen mit einer geistigen Behinderung, 21 % haben eine psychische Beeinträchtigung und 4 % haben eine körperliche Beeinträchtigung.

(Quellen: BAG WfbM, 53° NORD)