05.12.2022

Inklusionsbarometer Arbeit 2022 zeigt anhaltende Folgen der Corona-Pandemie

Das Inklusionsbarometer der Aktion Mensch und des Handelsblatt Research Instituts (HRI) zeigt, dass die Folgen der Pandemie für Menschen mit Behinderungen auf dem Arbeitsmarkt noch immer spürbar sind. Zwar sinken die Arbeitslosenzahlen nach Jahren der Krise wieder, gleichzeitig verschärft sich jedoch die Langzeitarbeitslosigkeit. Fast die Hälfte aller Menschen mit Behinderungen ohne Erwerbstätigkeit ist den Erhebungen zufolge mindestens ein Jahr arbeitslos – ein Plus von fünf Prozent gegenüber 2021.

Ein Fortschritt der Inklusion auf dem Arbeitsmarkt scheitere insbesondere an den Unternehmen: Ein Viertel der rund 173.000 Unternehmen in Deutschland beschäftigt keine Menschen mit Behinderungen und zahlt lieber die Ausgleichsabgabe, so das Inklusionsbarometer Arbeit.

Zentrale Ergebnisse des Barometers 2022 für Menschen mit Behinderungen:

  • Rund 1,14 Millionen Betroffene sind 2022 erwerbstätig, im Vorjahr waren es noch 1,15 Millionen.
  • Die Arbeitslosenquote liegt bei 11,5 Prozent gegenüber 11,8 Prozent 2021. Die allgemeine Arbeitslosenquote lag 2022 durchschnittlich bei 5,3 Prozent.
  • In Kleinbetrieben stieg die Beschäftigungsquote um 33 Prozent gegenüber 2015.
  • Die Arbeitslosigkeit stieg etwas an auf 172.484 Personen; die Zahl der Langzeitarbeitslosen stieg von 41,2 Prozent im Vorjahr auf 46,5 Prozent im Berichtsjahr. Bei Menschen ohne Behinderung liegt der Wert bei 39,3 Prozent.
  • 89 Prozent der Beschäftigten werden entsprechend ihren beruflichen Qualifikationen eingesetzt.
  • Branchen, in denen häufig Menschen mit Behinderungen beschäftigt sind, wie die Gastronomie, Hotellerie und der Tourismus, waren am stärksten von der Pandemie betroffen.

Im Barometer wird unterstrichen, dass die verstärkte Digitalisierung während der Pandemie sich positiv auswirken könne: Assistierende Technologien, digitale Barrierefreiheit und räumliche Flexibilität durch Home-Office oder mobiles Arbeiten könnten die Rahmenbedingungen für Menschen mit Behinderung auf dem Arbeitsmarkt verbessern und zu mehr Teilhabe führen.

Generell komme die Entspannung auf dem Arbeitsmarkt bei Menschen mit Behinderungen nur verzögert an. Die Zahl der Erwerbstätigen mit Behinderungen steige seit 2000 stetig an. Jedoch beschäftigten immer noch viele Unternehmen trotz des Fachkräftemangels keine Arbeitnehmenden mit Beeinträchtigungen.

Dies sei bedenklich, denn gemäß einer repräsentativen Befragung im Rahmen der Barometer-Untersuchungen sehen 80 Prozent der Unternehmen keine Leistungsunterschiede zwischen Beschäftigten mit und ohne Behinderungen. „Die Entwicklung der Inklusion auf dem Arbeitsmarkt hängt entscheidend von der Beschäftigungsbereitschaft der Unternehmen ab. Doch trotz zunehmender Personalengpässe ignorieren viele das Potenzial von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern mit Behinderung“beklagt HRI-Präsident Prof. Dr. Bert Rürup.

Weitere Informationen und Download: Inklusionsbarometer Arbeit 2022

(Quelle: Aktion Mensch e. V.)