19.04.2023

Inklusion international

In der aktuellen Zeitschrift „Behinderung und internationale Entwicklung“ geht es um „Organisationen von Menschen mit Behinderungen“. Zwei Autoren beschreiben, wie Menschen mit Behinderungen und ihre Organisationen oft konfrontiert sind mit systematischer Ausgrenzung bei internationalen Entwicklungskooperationen.

Weltweit ist die Unterstützung für Menschen mit Behinderungen und ihre Organisationen sehr gering: Trotz der UN-Behindertenrechtskonvention, der UN-Ziele für eine nachhaltige Entwicklung und trotz des jüngsten „Global Disability Summit“, fließen für das Mainstreaming von Behindertenrechten weniger als drei Prozent der Entwicklungshilfemittel in Inklusionsprojekte, so Morten Erikson und Eirin Kallestad von „Atlas Alliance“, einer internationalen Dachorganisation der "Disabled Persons’ Organisations" (DPOs).

Die beiden Autoren geben zu bedenken, dass die DPOs oder einzelne Menschen mit Behinderungen vor Ort außerdem nur selten in Projekte eingebunden sind, da die Ressourcen fast immer an die größeren internationalen Organisationen gehen. DPOs werden oft um Zustimmung zu Projekten gebeten, aber bei Entscheidungen nicht beteiligt.

Das Beispiel der Norwegischen Agentur für Entwicklungszusammenarbeit NORAD zeigt, dass die Einbindung von DPOs möglich und auch effektiv sein kann. Als NORAD 2019 eine Ausschreibung für Projekte zur Inklusion von Menschen mit Behinderungen veröffentlichte, kamen unter der Federführung der „Atlas Alliance“ verschiedene DPOs und Non-Government Organisation (NGOs) zusammen. Die DPOs sind dabei auch in der Führungsebene vertreten. Diese Kooperation von Organisationen formierte sich unter dem Namen „Together for Inclusion“. Die Gruppe aus mittlerweile 15 Organisationen erhielt nun schon zum zweiten Mal finanzielle Förderung durch NORAD.

Besonders schwierig ist die Situation behinderter Menschen u. a. in der Sub-Sahara-Region. Menschen mit Behinderungen sind dort oft konfrontiert mit grundlegenden Menschenrechtsverletzungen, mit Stigmatisierung, sozialer Ausgrenzung und einem mangelnden Zugang zu Bildung und Beschäftigung. Hier engagieren sich „Together for Inclusion“ und weitere norwegische NGOs für die Rechte behinderter Menschen, für inklusive Bildung und in Wirtschaftsprojekten. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass der Aufbau einer erfolgreichen Zusammenarbeit von NGOs und DPOs Zeit und Mühe kostet, am Ende aber mehr erreicht werden kann.

Neben dem Heftbeitrag „Together for Inclusion – With DPOs in the Lead“ von Erikson und Kallestadt bietet die Zeitschrift weitere Einblicke in internationale Inklusionsthemen (in deutscher und englischer Sprache):

  • OPDs in Uganda: Entwicklungsbroker zwischen nationaler, Politik, internationalen Organisationen und lokalen Bedürfnissen
  • Interculturality and the concept of disability in German development cooperation - an investigation of Intercultural Challenges and Approaches
  • The Inclusive Participation Toolbox – Meaningful Participation of Persons with Disabilities in International Cooperation
  • An AGENDA for Regional Disability Rights: From Network Building to Policy Implementation in Southeast Asia
  • Alle Rechte für alle Menschen mit Behinderungen - Pilotprojekt zur Förderung der Partizipation von Selbstvertretungsorganisationen (OPDs) in der schweizerischen internationalen Zusammenarbeit und humanitären Hilfe


Zur Zeitschrift Behinderung und internationale Entwicklung / Disability and International Development, 2022/3

(Quelle: Behinderung und Entwicklungszusammenarbeit e.V., bezev)