30.01.2019

Deutsche Pflege im Ländervergleich

Eine am 29. Januar veröffentlichte Studie im Auftrag der Stiftung Münch untersuchte die Situation der Pflege in Großbritannien, den Niederlanden, Schweden und Kanada im Vergleich zu Deutschland. Die Studie unter der Leitung von Prof. Michael Ewers, Direktor des Instituts für Gesundheits- und Pflegewissenschaft der Berliner Charité, belegt, dass die Pflege in Deutschland in den Bereichen Akademisierung, Eigenverantwortlichkeit und Ausbildung zurückliegt.

Besonders eklatant ist der Unterschied im Bereich Akademisierung: Wo in Deutschland lediglich 1 bis 2 Prozent der Pflegeabsolventen ein Studium der Pflege abgeschlossen haben, liegt der Anteil in den Niederlanden bei ca. 45 Prozent und in Schweden und Großbritannien bei 100 Prozent. Daraus resultierend hätten Pflegende in den untersuchten Ländern mehr Verantwortung in der Patientenversorgung, während sie in Deutschland meist auf Anweisung des Arztes tätig seien. In den Untersuchungsländern finde „eine partnerschaftlich angelegte, teamorientierte und gesetzlich legitimierte Aufgabenneuverteilung“ statt, so die Autoren der Studie. Sie fordern hierzulande eine Stärkung der Pflege durch neue Formen der Aufgaben- und Verantwortungsteilung.

„Wir sind uns in Deutschland alle einig, dass wir den Pflegeberuf attraktiver machen müssen, nur so können wir Personal binden und finden. Ein Weg dahin ist es, Pflege hochwertigere Aufgaben erledigen zu lassen. Damit einher geht aber auch mehr Verantwortung, das ist vielen Diskussionsteilnehmern in der Pflegebranche noch nicht hinreichend klar“, so Stephan Holzinger, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Münch.

Handlungsbedarf sehen die Autoren außerdem im Bereich Aus- und Weiterbildung. In allen untersuchten Ländern sei die Aus- und Weiterbildung von Pflegenden in den regulären Bildungsstrukturen verortet. In Deutschland nehme die Pflegebildung hingegen eine berufs- und bildungsrechtliche Sonderstellung ein: Sie unterliegt meist nicht – wie für allgemein- und berufsbildende Schulen üblich – dem Schulrecht der Länder. Die Pflegeausbildung sei deshalb in Finanzierung, Ausstattung und Qualifikation des Lehrpersonals benachteiligt und nicht der externen Qualitätssicherung und -entwicklung unterworfen, wie sie für andere Berufsschulen geregelt ist.

Weitere Informationen

Ausführliche Meldung zur Studie der Stiftung Münch

Die Studie wurde als Buch unter dem Titel: „Pflege in anderen Ländern: Vom Ausland Lernen?“ veröffentlicht und kann hier bestellt werden.