09.01.2024

Caritas: Lebenszeit in Einrichtungen der Altenhilfe gesunken

Eine Erhebung des Deutschen Caritasverbands, an der sich 282 stationäre Pflegeeinrichtungen beteiligten, ergab, dass die durchschnittliche Verweildauer der Bewohnerinnen und Bewohner innerhalb von vier Jahren um drei Monate auf 25 Monate zurückgegangen ist. Wichtigster Grund: Der Wunsch alter Menschen möglichst lange zuhause zu bleiben.

Fast die Hälfte der befragten Caritas-Altenhilfeeinrichtungen gibt an, dass der Anteil der Pflegebedürftigen, die bereits im ersten Jahr in der Einrichtung versterben, bei über 30 Prozent liegt.

Der Wunsch von alten Menschen möglichst lange zuhause zu bleiben, wurde am häufigsten als Grund für einen späteren Eintritt in eine stationäre Einrichtung genannt (255 Nennungen). Oft wurde auch die Sorge vor hohen Eigenanteilen und dem Verbrauch des Ersparten genannt (218 Nennungen). Weitere Gründe waren die Nutzung ambulanter Angebote oder die langen Wartelisten in den Altenhilfeeinrichtungen.

Über 40 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner, die länger als drei Jahre in der Einrichtung leben, sind gemäß der Erhebung dementiell oder kognitiv erkrankt. „Die Situation in der Altenpflege hat sich radikal verändert und der Fokus der pflegepolitischen Debatten ist dem nur ungenügend gefolgt", sagt Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa.

Die Personalknappheit werde dazu führen, dass Wartelisten in Altenhilfeeinrichtungen entstehen, so der Caritas-Verband. Gleichzeitig verschärfe sich die wirtschaftliche Situation in der ambulanten Pflege durch gestiegene Personal- und Sachkosten. Ohne die „24-Stunden-Pflege“ durch Betreuende aus Süd- und Osteuropa gäbe es bereits einen Pflegenotstand.

Die Bundesregierung wollte für die „24-Stunden-Pflege" faire Rahmenbedingungen gestalten. Bislang habe sie das Thema in keiner Weise angepackt, beklagt Welskop-Deffaa: „Die Regierung lässt die migrantischen Haushaltshilfen in der Grauzone und die Familien pflegebedürftiger Angehöriger mit dem Thema allein."

Die Caritas-Vorsitzende ergänzt: „Wir können nicht warten, bis alle Babyboomer pflegebedürftig sind, bevor der Pflege-Turbo angeworfen wird. Der Anspruch einer ‚Zeitenwende‘ darf nicht nur auf Militärausgaben bezogen werden. Es braucht eine Zeitenwende für eine sorgende Gesellschaft.“ Das Pflegekompetenzgesetz sei ein Schritt in die richtige Richtung. Speziell weitergebildete Pflegefachkräfte könnten als Advanced Practice Nurses die häusliche Pflege verbessern.

Auch in der Rehabilitation von alten Menschen gibt es Mängel. Die Zahl pflegebedürftiger Personen steigt seit Jahren stark an, während etwa Rehabilitationsleistungen zur Vermeidung oder zur Verminderung von Pflegebedarf stagnieren. Das für betroffene Menschen so wichtige und gesetzlich verankerte Prinzip „Rehabilitation vor Pflege“ erfährt in der Versorgungsrealität keine hinreichende Durchsetzung, erläutert die DVfR. Wie wichtig Reha-Maßnahmen sind, unterstreicht die DVfR in dem Positionspapier "Medizinische Rehabilitation vor und bei Pflege – Personenkreis, Situation und Lösungsvorschläge."

(Quelle: Deutscher Caritasverband e. V.)