Prof. Dr. med. Marianne Fritsch
(* 21. Mai 1927 in Berlin - † 17. Dezember 2005 in Berlin)
Fachärztin für Innere Medizin, Urologie, Arbeits- und Sozialmedizin, Ärztliche Leiterin der Rehabilitations- und Wohnanlage „Senator-Neumann-Heim“, Hamburg
Zu den bislang wenigen Frauen unter den Persönlichkeiten im Rehabilitationsgeschehen zählt Marianne Fritsch, die mit unermüdlichem, aufopferungsvollem Engagement sich der Rehabilitation schwerst- und mehrfachbehinderter Menschen mit Schädelhirnverletzungen, Zerebralparesen und Multipler Sklerose widmete.
Im Anschluss an ihre Ausbildung zur Kranken- und Laborschwester in Berlin in den ersten Nachkriegsjahren entschied sie sich für ein Medizinstudium im westfälischen Münster. Nach ihrer Promotion 1955 gelangte sie als Volontär- und Assistenzärztin über die Stationen Bielefeld und Berlin schließlich nach Hamburg.
Als Leitende Ärztin an der sich durch einen hohen Standard bei Pflege, Hilfsmittelausstattung und Therapiemöglichkeiten auszeichnenden Rehabilitations- und Wohnstätte für Schwerstbehinderte „Senator-Neumann-Heim“ in Hamburg von 1966 bis 1988 gelangen ihr viel beachtete, nachhaltige Integrationserfolge auch von Patienten, die man zum Teil in anderen Einrichtungen für „nicht mehr förderungsfähig“ befunden hatte.
Seit 1968 Mitglied in der Deutschen Vereinigung, deren Ehrenmitgliedschaft auf Lebenszeit ihr 1996 verliehen wurde, war sie von 1974 bis 1995 im Hauptvorstand und von 1979 bis 1992 im Geschäftsführenden Vorstand vertreten. Ihr fundiertes sozialmedizinisches Fachwissen brachte Marianne Fritsch, die sich stets der besonderen Bedürfnisse behinderter Frauen annahm, nicht nur in zahlreichen Publikationen, sondern auch als Referentin auf nationalen wie internationalen Veranstaltungen ein. Von 1979 bis 1992 gehörte sie als DVfR-Delegierte der Assembly von Rehabilitation International an. Innerhalb der Deutschen Vereinigung wirkte sie in mehreren Gremien mit, vor allem im Ausschuss „Beruf und Arbeit behinderter Menschen“, aus dem sie 1999 nach fast 20-jähriger Tätigkeit ausschied.
Fritsch war ebenfalls Mitglied in der Deutschen Gesellschaft für Paraplegiologie und der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft. Fünfzehn Jahre lang lehrte sie an der Universität Hamburg; darüber hinaus war sie in den 80er und 90er Jahren im In- und Ausland an der Ausbildung von Orthopädietechnikern beteiligt, mehrfach war sie für rehabilitative Einrichtungen (u. a. in Brasilien und Mosambik) beratend tätig.
Treffender als mit den Worten einer schwerbehinderten Patientin, die Marianne Fritsch als eine Ärztin schildert, „die immer da ist und genau dann hilft, wenn man sie braucht“, lässt sich ihre Lebens- und Berufsauffassung, Menschen mit Behinderungen die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen, wohl kaum beschreiben.