Körperlichkeit und Sexualität bei Menschen mit Komplexer Behinderung

Sexualität, ja klar! Aber wie ich will!

16.-17.10.2025
Berlin

Ein positives Verhältnis zum eigenen Körper und eine selbstbestimmt ausgelebte Sexualität sind für Menschen mit Komplexer Behinderung bis heute nicht selbstverständlich, müssen es aber werden!

Schon früh machen Kinder mit Komplexer Behinderung die schmerzliche Erfahrung, dass ihr Körper nicht wie gewünscht funktioniert, ein Rollstuhl oder eine Sitzschale zur Fortbewegung oder Schläuche zur Unterstützung (Atmung, Ernährung) benötigt werden. Statt eines positiven Körpergefühls wird der Körper als schmerzvoll und negativ erfahren.

Hinzu kommen die Erfahrungen der Umwelt, dass der Körper „verbessert“, „korrigiert“ und „unterstützt“ werden muss, damit er funktioniert. Zahlreiche pflegerische, therapeutische und medizinische Eingriffe führen zu einer Entfremdung vom eigenen Körper. Außerdem wird durch die permanent erforderliche Unterstützung bei der Körperpflege der Intimbereich zu einem „öffentlichen Körperteil“.

Die starke Abhängigkeit von Dritten und die oft mangelnde Willensbekundung bergen das Risiko von (sexuellen) Übergriffen in sich. Körperliche und psychische Unversehrtheit bedarf der Möglichkeit, sexuelle Bedürfnisse ausleben zu können, und eines Schutzes vor sexueller Gewalt.

Die Tagung präsentiert Ihnen in kurzweiligen Vorträgen, interaktiven Workshops und inspirierenden Netzwerken vielfältige Strategien, auf die körperlichen und sexuellen Bedürfnisse der Zielgruppe einzugehen. Das Thema Sexualität ist hiermit eng verbunden und muss aus der immer noch existenten Tabuzone herausgeholt werden.

In der Auseinandersetzung mit Körperlichkeit und Sexualität sollen die folgenden Fragen in den Blick genommen werden:

  • Welche Angebote gibt es, um Körperlichkeit positiv zu erleben und als Mensch mit Komplexer Behinderung im Einklang mit dem eigenen Körper leben zu können?
  • Wie kann es uns gelingen, dass unsere Zielgruppe den Körper als ein Geschenk, etwas Lustvolles und Wunderbares erlebt?
  • Wie reagieren wir auf die Zeichen sexueller Regungen? Sind wir abweisend, überfordert oder hocherfreut? Wie können wir ein lustvolles Erleben ermöglichen?
  • Welche Möglichkeiten der Sexualassistenz gibt es inzwischen und was müssen Mitarbeiter:innen in den Einrichtungen hierzu wissen?
  • Wie können wir als Fachkräfte und Eltern Möglichkeiten der Selbstbestimmung schaffen und die Zielgruppe durch effektive präventive Assistenz- und Einrichtungskonzepte schützen?
  • Wie kann übergriffigen Situationen in Einrichtungen begegnet und Gewaltprävention betriebenwerden?

Zielgruppe

Kinder mit Behinderung, Jugendliche mit Behinderung, Junge Erwachsene mit Behinderung, Erwachsene Menschen mit Behinderung, Eltern // Angehörige, Fachkräfte, Geschwister

Programm

Donnerstag, 16.10.2025

12:00 Ankommen und Anmeldung
13:00 Eröffnung der Tagung
13:15 Sexuelle Entwicklung verstehen
Dr. Sabine Diekmann, Berlin
14:00 Sexuell selbstbestimmt leben. Ein Plädoyer für Enthinderung, Bildung und Zutrauen
Prof. Dr. Sven Jennessen, Berlin
14:45 KAFFEEPAUSE
15:30 Sexualassistenz möglich machen: ordnungsrechtlich, aufsichtsrechtlich, leistungsrechtlich 
Gregor Beck, Augsburg
16:15 Sexuelle Bildung. Anregungen für den (pädagogischen) Alltag
Manuela Schulz, Potsdam
17:00 PAUSE
17:15 Projektvorstellung der AG Erotik, Liebe, Sexualität
Vertreter der Cooperative Mensch eG, Berlin
17:45 Podiumsdiskussion mit geladenen Gästen und dem Publikum
18:30 ENDE

Freitag, 17.10.2025

09:00 Körperlichkeit und Selbstbestimmung - eine Einführung in das LIS-Konzept
Ilona Westphal, Erfurt
09:30 Schutzkonzepte in Theorie und Praxis
Andreas Nitsche, Datteln
10:00 KAFFEEPAUSE
10:30 Entsexualisierung als Teil von Ableismus und Manifestation von Machtstrukturen
Charlotte Zach, Hannover
11:10 Rechtliches Know-how und juristische Grenzen
Kerrin Stumpf LL.M., Hamburg
11:50 VERABSCHIEDUNG - MITTAGSPAUSE
13:00 Workshop 1 (A-E zur Auswahl)
14:30 PAUSE
15:00 Workshop 2 (A-E zur Auswahl)
16:30 ENDE der TAGUNG

Cooperative Mensch eG (Cooperative Mensch), Stiftung Leben pur

Rebecca Struckmann
Stiftung Leben pur

Tel.: 089 / 35 74 81-19

Hinweise zum Veranstaltungskalender:

Arno Glum
Mitarbeiter Online-Redaktion, Öffentlichkeitsarbeit
a.glum@dvfr.de

Bei Fragen zu einer Veranstaltung nutzen Sie bitte die jeweiligen Kontaktangaben.