Wissenschaft trifft Praxis: Zwischen Anspruch und Wirklichkeit: Herausforderung Inklusion
26.-27.09.2022
Ludwigshafen
Inklusion ist ein Hoffnungswort und zugleich zu reinem Reizwort geworden. Es aktiviert die Hoffnung auf eine Vielfaltsgesellschaft, in der die Andersheit von Menschen bewusst anerkannt wird und Wertschätzung erfährt. Zielvorstellung ist eine menschenrechtsbasierte Gesellschaft, in der jeder Mensch in seiner Würde geachtet und niemand aufgrund seiner Herkunft, Religion, Behinderung etc. an den Rand gedrängt oder diskriminiert wird.
Inklusion bezeichnet den Prozess der Überwindung sozial ausgrenzender Faktoren und der Ermöglichung gesellschaftlicher Partizipation für alle. Auf diesem Weg gibt es viele Hürden zu überwinden, die nicht selten in herausfordernden und sogar dilemmatischen Situationen bestehen. Denn in der sozialen Praxis zeigen sich die Spannungen und Widersprüche zum Zielbild einer inklusiven Gesellschaft nur allzu deutlich. Unter den zum Teil erschwerten Bedingungen etwa schulischer Umsetzung ist Inklusion für manche zu einem Reizwort geworden, das für immer neue Ansprüche steht ohne die Chance, diese aufgrund fehlender Ressourcen und mangelnder Rahmenbedingungen auch nur halbwegs erfüllen zu können. Andere (ver)zweifeln an der Trägheit gesellschaftlicher, politischer, rechtlicher oder verbandlicher Strukturen, welche sich nur langsam einer inkludierenden Praxis öffnen. Wiederum andere machen auf fortbestehende Diskriminierungen und Risiken sozialer Exklusion aufmerksam.
Widersprüche und Kritik an überhöhten Inklusionsvorstellungen jenseits des scheinbar Möglichen machen sich breit. In diesem Spannungsfeld möchte der Kongress dazu einladen, gemeinsam Ansprüche und Einsprüche, Widersprüche und Zusprüche zu Inklusion in Kirche und Gesellschaft zu diskutieren und über Gelingensfaktoren sowie nächste Schritte einer nachhaltigen Inklusionspraxis nachzudenken.
Programm
Montag, 26. September 2022
ab 10.30 Uhr Anmeldung
11.00 Uhr Eröffnung und Begrüßung
- Prof. Dr. Johannes Eurich, Diakoniewissenschaftliches Institut der Universität Heidelberg
- Prof. Dr. Jeanne Nicklas-Faust, Bundesvereinigung Lebenshilfe, Berlin
11.15 Uhr Eröffnungsimpulse: Einbeziehungs- und Ausgrenzungserfahrungen aus der Betroffenenperspektive
- Joachim Busch, Selbstvertreter und Mitglied im Inklusionsbeirat des Beauftragten der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen, Lübeck
- Fabian Meissner, Politikwissenschaftler, Jugendreferent bei der Evangelischen Jugend Nürnberg und Vorsitzender der Lebenshilfe Nürnberg e.V.
- Moderation: Prof. Dr. Jeanne Nicklas-Faust
11.45 Uhr Vortrag: Ansprüche: Worin besteht Inklusion?
Prof. Dr. Christian Spiess, Universität Linz
12.30 Uhr Mittagspause
14.00 Uhr Vortrag: Einsprüche: Inklusion als Illusion? Was ist problematisch an Inklusion?
Prof. Dr. Michael Winkler, Universität Jena
14.45 Uhr Pause
15.00 Uhr Workshops: Widersprüche: Inklusionserfahrungen zwischen Anspruch und Wirklichkeit
Workshop 1 „Teilhabe durch Vielfalt“: Wie exklusiv oder inklusiv sind Komplexträger?
Konversionsprogramme und -erfahrungen – im Gespräch mit Menschen mit Behinderung
Wilfried Gaul-Canjé, Zweckverband der kath. psychiatrischen Behandlungs- und Betreuungseinrichtungen ZPBB, Neuss
Workshop 2 Inklusive Arbeitswelt? Teilhabe am Arbeitsleben in den Werkstätten für behinderte Menschen – im Gespräch mit Menschen mit Behinderung
Hubert Vornholt, Franz-Sales-Haus, Essen
Workshop 3 Inklusive Sozialräume als soziale Konflikträume
Heterogenität und Gemeinschaft, Anderssein, Selbstsein und Zugehörigkeit in den Konfliktfeldern im Sozialraum
Das inklusive Social-Media-Team, Hephata Treysa
Workshop 4 Inklusion gestalten in einer exkludierenden Gesellschaft
Inklusionsprozesse und Exklusionsstrukturen in Zeiten knapper Kassen – Inklusion als Sparmodell?
Prof. Dr. Sabine Schäper, Katholische Hochschule, Münster
Workshop 5 Zugehörigkeit und Macht: Inklusion zwischen Empowerment und Fürsorge
Macht und Abhängigkeit in der Inklusionsarbeit und notwendige Veränderungen von Berufsbildern
Prof. Dr. Wolfgang Plaute, Pädagogische Hochschule, Salzburg
Workshop 6 Intersektionalität – Antidiskriminierung – Inklusion
Überschneidungen und Wechselwirkungen verschiedener Formen von Benachteiligung; antidiskriminierende Strategien und Methoden
Prof. Dr. Nicolas Rüsch, Universitäts-Klinikum Ulm im Gespräch mit Dr. Iris Klossika/Martina Kappler, Bildungs-Akademie der Johannes-Diakonie Mosbach
16.15 Uhr Kaffeepause
16.45 Uhr Workshops (Wiederholung der Workshops 1-6)
18.00 Uhr Abendessen
19.30 Uhr Öffentlicher Vortrag Lernen aus der Corona-Pandemie: Herausforderungen für Menschen in besonderen Lebenslagen
Ministerpräsidentin Malu Dreyer, Mainz (angefragt)
Podiumsdiskussion
- Malu Dreyer, Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, Mainz (angefragt)
- Dorothee Wüst, Kirchenpräsidentin der Protestantischen Landeskirche der Pfalz, Speyer
- Jutta Zülow, Vorstandsvorsitzende Zülow AG, Initiative Kompass D, Neuss
- Prof. Dr. Andreas Kruse, Universität Heidelberg
Dienstag, 27. September 2022
8.30 Uhr Morgenandacht
Dr. Christoph Beuers, Aulhausen
9.00 Uhr Kurzvorträge – Zusprüche
- Gottes Verheißung als Zuspruch auf den steinigen Wegen der Inklusion
Susanne Krahe, Theologin und Autorin, Unna - Schritte auf dem Weg zu einer inklusiven Gesellschaft
Prof. Dr. Anne-Dore Stein, Evangelische Hochschule, Darmstadt - Inklusive Formate der Glaubensausübung
Prof. Dr. Agnes Wuckelt, Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen
9.45 Uhr Über-Eck-Gespräche mit den Referent:innen
10.45 Uhr Kaffeepause
11.15 Uhr Aufbrüche: Wir haben Träume und sind unterwegs…
- Das inklusive Social-Media-Team, Hephata Treysa
- Projekt Museumswächter der Lebenshilfe
- Lüneburg-Harburg gemeinnützige GmbH mit dem Museum Lüneburg
12.15 Uhr Abschluss des Kongresses und Reisesegen
Prof. Dr. Andreas Lob-Hüdepohl, Berliner Institut für christliche Ethik und Politik der Katholischen Hochschule für Sozialwesen Berlin
12.30 Uhr Ende der Veranstaltung
Deutsche Bischofskonferenz (DBK), Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), Bundesvereinigung Lebenshilfe e. V. (Lebenshilfe), Diakoniewissenschaftliches Institut der Universität Heidelberg (DWI), Berliner Institut für christliche Ethik und Politik (ICEP)
Diakoniewissenschaftliches Institut der Universität Heidelberg
Mia Federmann
Karlstraße 16
69117 Heidelberg