15. Kongress für Versicherungs- und Sozialmedizin
05.12.2024
Frankfurt/Main
Die zunehmende Digitalisierung hat weitreichende Auswirkungen auf das tägliche Leben. Von diesem Wandel sind auch private und gesetzliche Versicherungen betroffen. Versicherte reichen Anträge oder Kostenbelege elektronisch ein und erwarten rasche Entscheidungen. Die Versicherungen können nur Leistungen gewähren, die vom Versicherungszweck gedeckt und eindeutig begründet sind. Verlassen sie dieses Prinzip, so sind Prämienerhöhungen oder Defizite vorprogrammiert. Beispiele für Fehlentwicklungen in der Begutachtung und oftmals nicht nachvollziehbare Einstufungen lassen sich in der Pflegeversicherung finden.
Auf der künstlichen Intelligenz ruhen große Hoffnungen. Welche Rolle kann die künstliche Intelligenz künftig in der Versicherungs- und Sozialmedizin spielen? Viele Fälle sind gleich gelagert, es liegt nahe, parallele Entscheidungen zu treffen. Aber wird man damit noch dem individuellen Fall gerecht?
Die Digitalisierung wirkt sich auch auf die Gerichte aus. Diese führen ihre Akten zunehmend nur noch elektronisch. Die sichere Übertragung von und zu den Sachverständigen ist nicht einfach. Die Akten sind mit unnötigen Dokumenten überfrachtet, für den Sachverständigen ist es aufwendig, „die Spreu vom Weizen“ zu trennen. In der analogen Akte fand sich der Kläger wieder, die elektronische Akte bleibt ihm meist verborgen. Beeinträchtigt die Digitalisierung den Anspruch auf „rechtliches Gehör“?
Erprobt werden neue Techniken der Begutachtung: Hierzu gehören die Telebegutachtung und die Abfindung einfacher Fälle ohne ärztliche Untersuchung.
Zugleich werden neue Versicherungsprodukte eingeführt: Wie lassen sich berufliche Risiken unterhalb der Berufsunfähigkeit versichern? Welche Angebote kann die Versicherungswirtschaft machen, um dem Bedürfnis nach einer kostengünstigen Absicherung von Grundfähigkeiten gerecht zu werden?
Der 15. Kongress für Versicherungs- und Sozialmedizin ist den zukünftigen Entwicklungen der gesetzlichen und privaten Versicherungen und dem Wandel der Begutachtung gewidmet. Die Referentinnen und Referenten kommen aus Wissenschaft, Medizin, Sozialversicherungen, Erst- und Rückversicherungen. Sie illustrieren die Möglichkeiten und Grenzen künstlicher Intelligenz und neuer Begutachtungsverfahren. Sie stellen neue Versicherungsprodukte dar und erläutern die Anforderungen an die Begutachtung.
Auf dem Kongress stehen zugleich die Versicherten und ihre Bedürfnisse im Vordergrund: Eine Versicherung erfüllt nur ihren Zweck, wenn der betroffene Mensch auch tatsächlich die versicherte Leistung erhält, diese soll dazu beitragen, seine Gesundheit bestmöglich zu erhalten und eine gesellschaftliche Teilhabe auch dann zu sichern, wenn dies aus eigener Kraft nicht mehr möglich ist.
Künstliche Intelligenz in Begutachtung und Leistungsregulierung
- „Das digitale Gericht“: Die Auswirkungen des elektronischen Rechtsverkehrs auf die medizinische Begutachtung
- Möglichkeiten und Grenzen der Telebegutachtung
- Neue Versicherungen: Anforderungen an die Produktgestaltung aus versicherungstechnischer Sicht: Grundfähigkeitsversicherung versus Berufsunfähigkeitsversicherung
- Neue medizinische Verfahren: Lösung für „Problemfälle“?
- Die Bedeutung des Gesellschaftsarztes für die Leistungsregulierung
Auswirkungen auf gesetzliche und private Versicherungen
- Gesetzliche und private Unfallversicherung
- Private Berufsunfähigkeits- Grundfähigkeitsversicherung
- Private Krankentagegeldversicherung
- Gesetzliche und private Krankenversicherung
- Haftpflichtversicherung
- Beamtenrecht - Dienstfähigkeit
- Schwerbehindertenrecht
Programm
09:00–09:30 Uhr | Registrierung |
09:30–11:10 Uhr | Von der künstlichen Intelligenz zum „digitalen Gericht“: Neue Entwicklungen und die Auswirkung auf die medizinische Begutachtung und Leistungsregulierung |
09:30–09:40 | Einführung in das Tagungsthema Prof. Dr. med. Klaus-Dieter Thomann |
09:40–10:25 | Zukunftstechnologien Big Data Analytics und Künstliche Intelligenz – Chancen und Grenzen am Beispiel der Versicherungsbranche Prof. Dr. Mathias Klier |
10:25–11:10 | „Das digitale Gericht“ - von der elektronischen Akte zur Videokonferenz: Die Auswirkungen der Digitalisierung des elektronischen Rechtsverkehrs auf die medizinische Begutachtung und richterliche Entscheidungsfindung Richterin am Sozialgericht Beate Engin |
11:10–11:30 Uhr | Pause |
11:30–13:00 Uhr | Die Telebegutachtung – eine Alternative zur Präsenzbegutachtung? |
11:30–12:10 | Telemedizin in der Begutachtung: Praktische Erfahrungen, Möglichkeiten und Grenzen Prof. Dr.med. habil. Andreas Weber |
12:10–12:50 | Präsenzbegutachtung, Gutachten nach Aktenlage oder Telebegutachtung: Welche Möglichkeiten ergeben sich in Zukunft für die Gesetzliche Unfallversicherung? Referentin Katja Sessig, Referent Martin Kögler |
12:50–13:00 | Erste Erfahrungen mit der Telebegutachtung in der privaten Krankentagegeldversicherung im IVM Dr. med. Katrin Weigelt / Dr. med. Robert Hartel |
13:00–14:00 Uhr | Mittagspause |
14:00–15:00 Uhr | Neue Entwicklungen in der Absicherung des Krankheitsrisikos durch private Versicherungen: Welche Auswirkungen ergeben sich auf die medizinische Begutachtung? |
14:00–14:45 | Die Grundfähigkeitsversicherung – eine Alternative zur privaten Berufsunfähigkeitsversicherung? Grundlagen der Versicherung: Wie wird der Leistungsfall in der Grundfähigkeitsversicherung definiert, welche Anforderungen sind an die Begutachtung zu stellen? Rechtsanwältin Annika Schilling, Rechtsanwalt Björn Borchmann |
14:45–15:00 | Diskussion: Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen der Grundfähigkeitsversicherung und der Berufsunfähigkeitsversicherung – Anforderungen an Gutachten |
15:00–15:20 Uhr | Kaffeepause |
15:20–16:45 Uhr | Chronische Schmerzen: Eine Herausforderung für private und gesetzliche Versicherungen – Möglichkeiten und Grenzen neuer Therapien |
15:20–16:00 | Neue Entwicklung in der Therapie von chronisch Schmerzkranken: Können neue invasive medizinische Behandlungen die Lebensqualität verbessern und die berufliche Belastbarkeit wiederherstellen? Dr. med. Gregor Bara |
16:00–16:20 | Resümee: Unterschiedliche Formen der medizinischen Begutachtung und neue Therapieverfahren aus Sicht eines Gesellschaftsarztes Dr. med. Jens Rickmann |
16:20–16:30 | Diskussion |
16:30–16:45 | Zusammenfassung der Tagungsergebnisse Prof. Dr. med. Klaus-Dieter Thomann |
Institut für Versicherungsmedizin (IVM)
Institut für Versicherungsmedizin
Am Lindenbaum 6 a
60433 Frankfurt am Main
Tel.: 0800 7242 159
Hinweise zum Veranstaltungskalender:
Arno Glum
Mitarbeiter Online-Redaktion, Öffentlichkeitsarbeit
a.glum@dvfr.de