03.11.2022

Wachsender Personalmangel in der Pflege

In Deutschland könnten in der stationären Versorgung bis zum Jahr 2035 rund 307.000 Pflegekräfte fehlen gemäß dem Institut der deutschen Wirtschaft. Die Präsidentin des Deutschen Pflegerats (DPR) Christine Vogler plädiert dafür, Pflege neu zu denken und Netzwerke gemeinsamer Pflege aufzubauen.

Christine Vogler unterstreicht, dass alle Menschen sich für die Pflege verantwortlich fühlen müssen - nicht nur die Fachkräfte: „Wir müssen den Fokus auf die Ressourcen der alten und jungen Menschen setzen. Diese gemeinsame Unterstützung werden wir brauchen. Denn es wird in Deutschland in den nächsten 20 Jahren wegen des Personalmangels und der steigenden Zahlen der Pflegebedürftigen kaum noch die Pflege geben, die wir heute kennen. Das betrifft die Pflegeheime genauso wie die Pflegedienste“. Was heute an Maßnahmen besprochen werde, greife außerdem erst in 25 bis 30 Jahren.

Jede und jeder müsse bei sich selbst anfangen und überlegen, wie er oder sie in 30 Jahren leben möchte. Die DPR-Präsidentin fordert, dass alle Menschen stärker Verantwortung für die Gesellschaft übernehmen und Netzwerke der gemeinsamen Pflege aufbauen müssten. Vogler wünscht sich außerdem von der Politik mehr Entscheidungen zugunsten der Pflege. Sie plädiert für eine klare Definition von Pflege in den Sozialgesetzbüchern. Der Pflegeberuf benötige Autonomie, mehr Verantwortung und mehr Bildungschancen. Deutschland habe in der Langzeitpflege den niedrigsten Bildungsstandard der Pflegenden in Europa. Dabei sei insbesondere für die Pflege von an Demenz erkrankten Menschen Pflegebildung wichtig, so Vogler.

Das Bundesgesundheitsministerium hat das Problem erkannt, zumal der Fachkräftebedarf aufgrund des demographischen Wandels noch steigen wird. Zusammen mit dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales wurde 2018 die Konzertierte Aktion Pflege (KAP) ins Leben gerufen. 

Die KAP soll die Arbeitsbedingungen in der Pflege verbessern. Es sollen wieder mehr Menschen motiviert werden, den Pflegeberuf zu ergreifen, in ihn zurückzukehren oder ihren Teilzeitanteil aufzustocken. Angestrebt werden Verbesserungen in den Bereichen Ausbildung und Qualifizierung, Personalmanagement, Arbeitsschutz und Gesundheitsförderung, innovative Versorgungsansätze und Digitalisierung, Pflegekräfte aus dem Ausland sowie bei den Entlohnungsbedingungen in der Pflege.

Weitere Informationen

Konzertierte Aktion Pflege - Zweiter Bericht zum Stand der Umsetzung

Prognostizierter Bedarf an stationären und ambulanten Pflegekräften in Deutschland bis zum Jahr 2035 (Statista)

(Quellen: Deutscher Pflegerat e. V., Bundesministerium für Gesundheit)