01.09.2020

Projektbericht „Perspektivenwechsel – Interkulturelle Öffnung der Behindertenhilfe“

Der Paritätische Gesamtverband und das Forum der Migrantinnen und Migranten im Paritätischen haben mit dem Projekt „Perspektivenwechsel: Interkulturelle Öffnung der Behindertenhilfe“ notwendige strukturelle Veränderungen in Einrichtungen untersucht und im August 2020 einen Bericht dazu vorgelegt.

Die darin enthaltenen Handlungsempfehlungen richten sich einerseits an die Einrichtungen und Dienste, aber auch an die Politik. Sie sollen dazu beitragen, dass die Angebote der Behindertenhilfe in Deutschland Familien mit Migrationshintergrund stärker berücksichtigen und von diesen mehr genutzt werden:

  • Verbesserung des Informationsstandes von Migrantinnen und Migranten
  • Stärkung der interkulturellen Orientierung der Einrichtungen
  • Berücksichtigung Geflüchteter mit Behinderung in der Behindertenhilfe

„Damit sich Länder, Kommunen und Leistungsträger für die Umsetzung von interkulturellen Maßnahmen der Einrichtungen in ihren Einzugsgebieten besser einsetzen können, bedarf es einer gesetzlichen Regelung auf Bundesebene, die die Teilhabe durch die interkulturelle Öffnung der gesellschaftlichen und staatlichen Einrichtungen/Institutionen nicht nur ermöglicht, sondern proaktiv und rechtsverbindlich fördert“, heißt es in dem Bericht. Denkbar sei eine Verankerung der Regelung im Bundesteilhabegesetz (BTHG) in Anlehnung an die Landesintegrationsgesetze der Länder. Darüber hinaus, so die Autorinnen und Autoren, wäre es für den proaktiven Einsatz der Länder und Leistungsträger der Behindertenhilfe hilfreich, wenn intersektionale Aspekte von Behinderung und Migration im SGB IX berücksichtigt werden könnten. Dadurch würde die gesetzliche Lage in Deutschland mehr im Einklang mit der UN-Behindertenkonvention stehen.

Mehrsprachig und kultursensibel informieren

Grundlage der Analysen und Handlungsempfehlungen sind Gesprächskreise, Online-Befragungen und Fachgespräche mit Akteuren in der Behindertenhilfe und in Organisationen der Menschen mit Migrationshintergrund, Betroffenen und Angehörigen sowie Expertinnen/Experten aus beiden Bereichen.

Ein wesentliches Ziel, so geht es aus den Analysen des Projektes hervor, ist die Verbesserung des Informationsstandes von Migrantinnen und Migranten. Voraussetzung hierfür sei die mehrsprachige und kultursensible Gestaltung der Angebotslandschaft und ein vermehrter und geregelter Einsatz von Dolmetschern und Dolmetscherinnen. Auch Lotsinnen und Lotsen bzw. Multiplikatorinnen und Multiplikatoren für das Weiterleiten relevanter Informationen könnten die Zielgruppe effektiv einbeziehen. Die Einrichtungen seien dafür auf eine bessere Unterstützung durch Leistungsträger und Länder bzw. Kommunen angewiesen.

Schließlich widmet sich die Publikation auch der Situation Geflüchteter mit Behinderungen und stellt besondere Handlungsempfehlungen in diesem Bereich vor.

„Perspektivenwechsel: interkulturelle Öffnung der Behindertenhilfe“

(Quelle: Paritätischer Gesamtverband)