26.04.2023

Neue Ansätze in der Rehabilitation von Menschen mit psychischen Erkrankungen

Die Fachzeitschrift „Kerbe – Forum für soziale Psychiatrie“ greift in der aktuellen Ausgabe das Thema „Rehabilitation in der Gemeindepsychiatrie“ auf. Vorgestellt werden hoffnungsvolle fachlich-konzeptionelle, sozialrechtliche und strukturelle Ansätze und Perspektiven in der Rehabilitation.

Die Fachpublikation beschäftigt sich mit den Anforderungen, den praktischen Ansätzen und Perspektiven der Rehabilitation von Menschen mit psychischen Erkrankungen. Diese sei eine vernachlässigte und verdrängte Dimension in der Psychiatrie. Auch heute noch stelle die Gemeindepsychiatrie die einzige Reha-Möglichkeit für schwerer psychisch erkrankte Menschen dar, schreibt das Redaktionsteam der Fachzeitschrift.

Der Begriff "Gemeindepsychiatrie" steht für ambulante und lebensweltorientierte Angebote für psychisch erkrankte Menschen und ihre Familien, in denen die sozialen Ursachen psychischer Erkrankungen mit bedacht werden. Als Einflussfaktoren werden neben medizinischen Ursachen auch zwischenmenschliche Beziehungen sowie die Lebens- und Arbeitswelt einbezogen.

Das „Kerbe“-Redaktionsteam der Fachzeitschrift um Prof. Jürgen Armbruster beschreibt, dass die ersten Rehabilitationsansätze im klinischen Milieu weit weg von der Lebenswelt der Betroffenen stattfanden. Erst in den 1980-er Jahren entstand eine innovative Form der Rehabilitation durch Einrichtungen der Rehabilitation Psychisch Kranker (RPK). So wird im Beitrag „Mobile Rehabilitation“ erläutert: „Anfang 2022 waren fast 50 % der RPK-Plätze in Deutschland bereits Angebote im ganztags-ambulanten Setting. Unbestritten ist, dass für viele Menschen, die bei anderen Settingbedingungen ‚durchs Netz fallen‘, ein mobiles Setting die Chance auf einen Einstieg in die Behandlung oder sozialpsychiatrische Versorgung bedeutet. In der gemeindepsychiatrischen Versorgung sind mobile, im Sinne von zugehenden Angeboten wie bspw. Krisenteams der Sozialpsychiatrischen Dienste oder das Betreute Wohnen schon lange etabliert.“

Mittlerweile haben sich im Feld der medizinischen und beruflichen Rehabilitation weitere fachlich-konzeptionelle, sozialrechtliche und strukturelle Ansätze und -perspektiven entwickelt, die in der aktuellen „Kerbe“ aufgegriffen werden. Beiträge sind u. a.:

  • Rehabilitation im Bereich der Psychiatrie und Psychosomatik – Eine Entwicklung im Zeitraffer
  • Visionen: Auf dem Weg zu einer reha- und recovery-orientierten Gemeindepsychiatrie
  • Positionspapier „Mobile Rehabilitation“ - Flexibilisierung von Setting als Voraussetzung für Lebensweltorientierung und Individualisierung von Rehabilitationsangeboten
  • Ausgeschlossen! Medizinische Rehabilitation für Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen
  • Störungsspezifische Rehabilitation - Ein weiterführender Ansatz in der psychiatrischen Rehabilitation
  • „Satt, sauber und trocken?“ - Perspektiven der medizinisch-beruflichen Rehabilitation in der RPK
  • Mobile medizinische Rehabilitation - Eine bislang verhinderte Ressource in der Gemeindepsychiatrie
  • Von der Jugendhilfe ins Wohnheim – wo bleibt die Rehabilitation? - Erfordernisse junger schwer psychisch erkrankter Menschen

Das Redaktionsteam unterstreicht mit Blick auf die derzeitigen Reha-Angebote, dass sich neue Konzepte der Rehabilitation viel stärker als bislang aus ihren institutionszentrierten Settings heraus bewegen und sich in die Lebenswelt und die Gemeindepsychiatrie integrieren müssten. Sie sollten sich in ihrer Ausgestaltung noch stärker an den personenzentrierten Erfordernissen orientieren und die Genesungswege der Betroffen unterstützen, indem sie Fähigkeiten fördern, Hoffnung stärken und Lebensräume eröffnen. Bereits in der Akutbehandlungsphase sollte die Rehabilitation als konzeptionelles und strukturelles Angebot integriert werden. Sie sollte im Anschluss an die Akutphase ein regelhaftes Angebot der Genesungsförderung und Orientierung sein.

Die aktuelle Ausgabe (Heft 2/2023) der Fachzeitschrift „Kerbe – Forum für soziale Psychiatrie“ des „Bundesverbands evangelische Behindertenhilfe e.V. (BeB) – der evangelische Fachverband für Teilhabe“ erscheint am 1. Mai 2023. Sie kann über den BeB kostenpflichtig bestellt werden.

(Quelle: Bundesverband evangelische Behindertenhilfe e.V. [BeB] – der evangelische Fachverband für Teilhabe)