01.03.2019

Mobile Rehabilitation als Türöffner für die Teilhabe in Pflegeheimen

Die Teilhabeförderung für pflegebedürftige Menschen durch Mobile Rehabilitation stand im Mittelpunkt des Symposiums „Teilhabe Pflege(n) – Wege zur Selbstbestimmung und Teilhabe im Pflegeheim“, das die Bundesarbeitsgemeinschaft Mobile Rehabilitation (BAG MoRe) am 25. Januar 2019 in Berlin durchgeführt hatte. Die Tagung fand in Kooperation mit der Deutschen Vereinigung für Rehabilitation (DVfR), der Diakonie Deutschland, dem ISO-Institut Saarbrücken und dem Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaften der Universität Halle statt.

Über 60 Expertinnen und Experten erörterten die Ergebnisse des Forschungsprojekts des Bundesministeriums für Gesundheit zum Rehabedarf und zur Mobilen Geriatrischen Rehabilitation in stationären Pflegeeinrichtungen und trugen damit zum Praxistransfer der Ergebnisse bei. Bei der Mobilen Rehabilitation (MoRe) werden ambulante aufsuchende Rehabilitationsleistungen durch ein interdisziplinäres Team in der Häuslichkeit bzw. im Pflegeheim des Rehabilitanden erbracht. Das soziale Umfeld und Angehörige können so in die Rehabilitation unmittelbar einbezogen und soziale Teilhabe erweitert werden. Bei dem 2018 abgeschlossenen Forschungsprojekt war ein durchschnittlicher Rehabilitationsbedarf bei ca. 22 Prozent der Pflegeheimbewohner festgestellt worden. Die Studie belegte u.a., dass durch MoRe nachhaltig deutliche Verbesserungen der Körperfunktionen und der Teilhabe erreicht werden können.

„Ganz überwiegend wünschen sich Pflegeheimbewohner mit einem festgestellten Rehabilitationsbedarf eine Mobile Reha in ihrem persönlichen Umfeld“, erläuterte Dr. Matthias Schmidt-Ohlemann, Vorsitzender der BAG MoRe und der DVfR. Trotz des großen Bedarfs und des nachgewiesenen Erfolges gibt es deutschlandweit jedoch lediglich 16 Einrichtungen für Mobile Geriatrische Reha sowie zwei weitere MoRe-Einrichtungen.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Symposiums erörterten in Vorträgen und einer Podiumsdiskussion die Schwierigkeiten bei der Umsetzung der MoRe in Pflegeeinrichtungen. Neben der ungenügenden Bedarfsdeckung wurde als ein weiteres Problem die Konzeption der Pflegeeinrichtungen als überwiegend geschlossene Institutionen mit pflegeorientierten Organisationsstrukturen und vereinheitlichten Arbeitsabläufen identifiziert, die den Bedürfnissen der Bewohner nach selbstbestimmtem Wohnen und Teilhabe nicht gerecht werden. Da Mobile Reha aber auf ein unterstützendes soziales Umfeld zur Realisierung der selbstbestimmten Teilhabe angewiesen ist, stößt diese in Pflegeheimen oft an ihre Grenzen. In der Diskussion erörterten die Expertinnen und Experten mögliche Ansatzpunkte für Veränderungen in Pflegeeinrichtungen, um Teilhabe zu ermöglichen: Aufgabe der Pflegeheime sollte sein, lebenswerte Wohnwelten mit Möglichkeiten zur selbstbestimmten Teilhabe zu schaffen, z. B. durch Trennung von Wohnen und Pflege. Es müsse sichergestellt werden, dass Bewohner die Entscheidungshoheit über ihre Angelegenheiten im Sinne der Selbstbestimmung behalten und ihre individuellen Teilhabewünsche artikulieren und umsetzen können. Darauf bezogen sollten die Strukturen und Prozessabläufe in der Einrichtung organisiert werden. Außerdem sollten nach Möglichkeit die Angehörigen für Teilhabebelange verantwortlich eingebunden werden. Für den besseren Zugang zur Rehabilitation sei es außerdem erforderlich, das Reha-Antragsverfahren zu vereinfachen.

Die demographische Entwicklung mit stark zunehmender Zahl pflegebedürftiger Menschen und dem gleichzeitigen Mangel an Pflegefachkräften stellt eine große Herausforderung dar, für die Lösungen notwendig sind. Die Verbesserung der Rehabilitation pflegebedürftiger Menschen, auch in Pflegeeinrichtungen, durch Mobile Rehabilitation ist dafür ein zielführender Ansatz.

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