Lebenshilfe-Buch zur Zukunft der Werkstätten für behinderte Menschen
Ein aktuelles Buch des Lebenshilfe-Verlags widmet sich dem Thema „Zukunft der Werkstätten – Perspektiven für und von Menschen mit Behinderung zwischen Teilhabe-Auftrag und Mindestlohn.“ Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) werden heute mit Blick auf die Inklusion vermehrt kritisch bewertet.
Die Bundesvereinigung Lebenshilfe erläutert, das Buch beschreibe Grundlagen ebenso wie aktuelle Diskussionsprozesse zur Teilhabe und Inklusion im Kontext von Werkstätten. Durch die kritisch-reflektierende Darstellung vielfältiger Aspekte biete es differenzierende Anregungen.
Die Herausgebenden bewerten die Diskussionen um die WfbM als „teilweise normativ aufgeladen, praxisfern oder wenig objektiv“ und wollen deshalb in dem Buch „unterschiedliche Meinungen darstellen und neue Impulse für fachliche Weiterentwicklungen liefern.“ Wichtig sei, eine Weiterentwicklung zu begleiten, bei der die in Werkstätten arbeitenden Beschäftigten einbezogen werden.
Das Buch beschreibt, welche Entwicklungen es in der „Sonderarbeitswelt“ für Menschen mit Behinderung seit ihren Anfängen in den 1950er Jahren gegeben hat. Mit Inkrafttreten der UN-Behindertenrechtskonvention wurden WfbM zunehmend kritisch gesehen bis hin zur Forderung, das Werkstättensystem abzuschaffen. Der Nationale Aktionsplan 2.0 des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales sieht hingegen weiterhin eine Berechtigung für die WfbM. In der Diskussion wird derzeit außerdem die Einführung des Mindestlohns für die dort Beschäftigten gefordert. Das 333-seitige Werk wendet sich gleichermaßen an Werkstätten-Befürwortende und -Ablehnende, an Werkstattbeschäftigte, Führungskräfte sowie andere Mitarbeitende dieses Arbeitsfelds sowie an wissenschaftlich Interessierte.
Das Buch setze sich mit der in Teilen erfolgreichen konzeptionellen Entwicklung der WfbM in Richtung Sozialunternehmen und deren Zukunft auseinander, so die Herausgebenden. Dabei gehe es besonders um die folgenden Aspekte:
- „Entwicklungslinien der Werkstätten: Von der „Werk- und Bastelstube“ über das teilhabende Sozialunternehmen im Wirtschaftssystem bis zur Abschaffungsdiskussion
- Grenzen des Möglichen: Rehabilitations-/Teilhabeauftrag versus Inklusion
- Mitbestimmung in Werkstätten: Werkstatträte mischen sich ein
- Fachliche Diskurse: Sonder- und heilpädagogische Aspekte zwischen schulischer Bildung, beruflicher Qualifikation und Persönlichkeitsförderung von Menschen mit Behinderung
- Komplexe Behinderung: Herausforderungen im Werkstatt-Alltag bei Menschen mit hohem Hilfebedarf
- Gesellschaftlicher Wandel: Veränderungserfordernisse im Kontext von Inklusion, wirtschaftlicher Entwicklung und beim Blick auf den Menschen mit Behinderung
- Blicke auf die WfbM von (ehemaligen) Werkstattbeschäftigten
- Veränderungsimpulse durch das BTHG“
In sechs Kapiteln vertiefen unterschiedliche Autorinnen und Autoren diese Themen. Im abschließenden Kapitel über „Die Zukunft der Arbeit für Werkstattbeschäftigte“ ist im Ausblick auf eine gewünschte inklusive Zukunft zu lesen: „WfbM sind ein Angebot zur Teilhabe am Arbeitsleben neben vielen anderen. Die Werkstattleistung ist nicht an das Gebäude Werkstatt gebunden. Sie ist personenzentriert und kann an verschiedene Arbeitsorte mitgenommen werden. Die Menschen haben die Möglichkeit, zwischen den verschiedenen Angeboten zu wechseln, und erhalten dabei stets eine gute Unterstützung. In der Werkstatt ist der Stellenwert von Werkstatträten und Frauenbeauftragten gewachsen.“ Außerdem sollten die Beschäftigten das Basisgeld für dauerhaft vollerwerbsgeminderte Menschen erhalten und nicht mehr von zusätzlichen Sozialleistungen abhängig sein. Ebenso sollten Bewertungen der Arbeits- und Sozialleistung durch die WfbM wegfallen.
Interessierte finden das Buch zum Lesen und Download auf der Lebenshilfe-Website.
(Quelle: Bundesvereinigung Lebenshilfe e. V.; Schachler, Viviane; Schlummer, Werner; Weber, Roland [Hrsg.]: Zukunft der Werkstätten. Perspektiven für und von Menschen mit Behinderung zwischen Teilhabe-Auftrag und Mindestlohn, Bad Heilbrunn: Verlag Julius Klinkhardt; Lebenshilfe Verlag der Bundesvereinigung 2023, 333 Seiten; URN: urn:nbn:de:0111-pedocs-265102 - DOI: 10.25656/01:26510; 10.35468/6002)