Fachkräftemangel in Eingliederungs- und Behindertenhilfe
„Ohne Fachkräfte keine Teilhabe!", so der Titel des parlamentarischen Abends, zu dem der Bundesverband Caritas Behindertenhilfe und Psychiatrie e.V. (CBP) im September 2023 eingeladen hatte. Der CBP möchte gesellschaftliche und politische Aufmerksamkeit für den Personalmangel in der Eingliederungs- und Behindertenhilfe schaffen.
Der CBP berichtet über Mitglieder des Fachverbandes aus allen Bundesländern, die angeben, dass sie zunehmend Teilhabeangebote und Teilhabeleistungen auf Grund von Personalmangel und Fachkräfteengpässen nicht mehr in vollumfänglicher Qualität aufrechterhalten könnten und Angebote in familienunterstützenden Diensten, tagesstrukturierenden Angeboten sowie Angebote in besonderen Wohnformen sogar geschlossen werden müssten.
Die Konsequenzen seien verheerend. Zum einen für die Menschen mit Behinderungen, die ihr Recht auf Leistungen zur Teilhabe am Leben in der Gesellschaft nicht beanspruchen könnten. Zum anderen bedeute dies in der Konsequenz, dass Angehörige, Eltern- und Geschwister die Begleitung und Betreuung der Menschen mit Behinderungen übernehmen und gegebenenfalls auf eine eigene Erwerbstätigkeit verzichten müssten.
Bei der Veranstaltung waren der Beauftragte der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen, Jürgen Dusel, die behindertenpolitischen Sprecherinnen und Sprecher der Fraktionen Jens Beeck (FDP-Fraktion), Corinna Rüffer (Fraktion B 90 / Grüne) und Wilfried Oellers (CDU/ CSU-Fraktion) und der teilhabepolitische Sprecher Takis Mehmet Ali (SPD-Fraktion) sowie weitere Abgeordnete anwesend.
Weitere Einrichtungen zum Fachkräftemangel
Die Fürst Donnersmarck-Stiftung berichtet aus einer Podiumsdiskussion zum Fachkräftemangel (April 2023): Während die Situation in der Pflege inzwischen größere Aufmerksamkeit erhalte, sei die Heilerziehungspflege ein weitgehend unbeachtetes Berufsfeld, das aber für die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen von großer Bedeutung sei.
Es bestehe ein Zusammenhang zwischen diesem geringen gesellschaftlichen und politischen Stellenwert und der Bekanntheit bestimmter Berufe, wie zum Beispiel dem des Heilerziehungspflegers, was wiederum den Fachkräftemangel unterstütze. Dazu sagte die Direktorin des Diakonischen Werkes in Berlin-Brandenburg, Dr. Ursula Schoen: „Wenn Menschen mit Behinderung nicht sichtbar sind im Leben und auch als sozialpolitisches Thema, dann ist auch der Beruf der Heilerziehungspflege, der damit zusammenhängt, nicht bekannt, weil das eine mit dem anderen zusammenhängt.“
Der Geschäftsführer der Lebenshilfe Freising, Johannes Reicheneder, sagte in einem Interview zum Fachkräftemangel: „Neben den dringend notwendigen langfristigen Perspektiven wie etwa der Schaffung wirtschaftlicher und organisatorischer Rahmenbedingungen für attraktive Arbeitsbedingungen und einer kostenfreien Ausbildung aller Berufsbilder im Sozial- und Gesundheitswesen braucht es eine gute Bezahlung und die finanzielle Unterstützung von Weiterbildung und Qualifizierung von Mitarbeitenden und Quereinsteigenden.“
Gemäß dem Institut der deutschen Wirtschaft fehlen mehr als eine halbe Million Fachkräfte in Deutschland - besonders betroffen sind Berufe im Bereich Betreuung, Rehabilitation und Pflege.
(Quellen: Bundesverband Caritas Behindertenhilfe und Psychiatrie e.V., Fürst Donnersmarck-Stiftung; Münchner Merkur 17.01.2023)