Zunahme psychischer Erkrankungen
Gemäß den Zahlen der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) sind die Fehlzeiten am Arbeitsplatz wegen psychischer Erkrankungen vom ersten Halbjahr 2022 auf das erste Halbjahr 2023 um 85 Prozent gestiegen. Zahlen der Deutschen Rentenversicherung zeigen den Anstieg bei Reha-Leistungen und bei der Erwerbsminderung aufgrund von psychischen Erkrankungen.
Neben dem Fehlzeitenanstieg um 85 Prozent registrierte die KKH auch eine Zunahme der Krankheitsfälle aufgrund psychischer Krankheiten. So sei die Arbeitsunfähigkeitsquote im oben genannten Zeitraum um rund 32 Prozent gestiegen. „Der besonders starke Zuwachs bei den Fehlzeiten deutet darauf hin, dass es zunehmend schwere, langwierige Fälle von psychischen Erkrankungen gibt“, sagt KKH-Arbeitspsychologin Antje Judick.
Die längsten Fehlzeiten seien im ersten Halbjahr 2023 auf wiederkehrende Depressionen und depressive Episoden zurückgegangen. Am häufigsten diagnostizierten Ärztinnen und Ärzte allerdings akute Belastungsreaktionen und Anpassungsstörungen, so die KKH. „Dies zeigt wiederum, dass immer mehr Arbeitnehmer*innen unter ungewöhnlichem Druck, großen Belastungen und Dauerstress stehen“, erläutert Judick. Besonders betroffen seien Beschäftigte in sozialen Berufen wie in der Alten- und Krankenpflege, in der Kinderbetreuung sowie im Verkauf. Durchweg bei allen Diagnosen verzeichnete die Krankenkasse einen merklich stärkeren Anstieg bei Männern als bei Frauen. Ursächlich spielen Personalmangel, Nachwirkungen der Corona-Pandemie, Inflation und Teuerung, soziale Ungleichgewichte und weitere Krisen eine Rolle.
Zahlen der Deutschen Rentenversicherung (DRV)
Die Zunahme bei den psychischen Erkrankungen hat auch Auswirkungen auf die Rehabilitation. Gemäß den Zahlen der DRV lag der Anteil an bewilligten Rehabilitationsmaßnahmen wegen einer psychischen Erkrankung im Jahr 2002 noch bei 9,7 Prozent. Im Jahr 2022 sei er auf 18,8 Prozent gestiegen. Psychische Erkrankungen sind mit knapp 42 Prozent außerdem der häufigste Grund für eine Erwerbsminderung oder -unfähigkeit.
Zahlen der Weltgesundheitsorganisation
Auch weltweit kam es zu einem starken Anstieg einiger psychischer Krankheiten v. a. infolge der Corona-Pandemie, so der Bericht über mentale Gesundheit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vom Juni 2022. Die Fälle von Depressionen und Angststörungen seien weltweit bereits im ersten Pandemiejahr um 25 Prozent gestiegen. Menschen mit schweren psychischen Störungen sterben nach Angaben der WHO 10 bis 20 Jahre früher als nicht-erkrankte Menschen. In vielen Ländern werden Betroffene außerdem stigmatisiert und ausgegrenzt, so der WHO-Bericht.
Weitere Informationen
Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO): World Mental Health Report: Transforming Mental health for All.
Pressemitteilung der Kaufmännischen Krankenversicherung KKH vom 09.08.2023
Die DVfR bietet am 12.-13. September 2023 den Kongress "Rehabilitation und selbstbestimmte Teilhabe von Menschen mit psychischen Erkrankungen – Personenzentrierung und Recovery-Orientierung". Anmeldungen sind bis 11. September möglich.
(Quellen: Weltgesundheitsorganisation, WHO; KKH Kaufmännische Krankenversicherung; Deutsche Rentenversicherung, DRV)