07.02.2020

Angebote der onkologischen Rehabilitation in Deutschland noch zu selten genutzt

Anlässlich des Weltkrebstages am 4. Februar haben Ärztinnen und Ärzte darauf hingewiesen, dass die onkologische Rehabilitation in Deutschland immer noch zu selten in Anspruch genommen wird. Dabei könne eine Anschlussrehabilitation die Situation von Betroffenen und Angehörigen erheblich verbessern.

Der Broschüre „Krebs in Deutschland" zufolge lebten im Jahr 2015 in Deutschland insgesamt etwa 1,67 Millionen Menschen mit einer Krebserkrankung, deren Diagnose nicht länger als fünf Jahre zurück lag. Für das Jahr 2020 werden rund 510.000 neu diagnostizierte onkologische Erkrankungen prognostiziert. Die Erkrankung ist ein tiefgreifendes Ereignis mit starken physischen und psychischen Belastungen, die auch Angehörige und Familien betreffen. Eine Rehabilitation steht jedem zu, der wegen einer Krebserkrankung oder malignen Systemerkrankung stationär bzw. ambulant behandelt wurde.

Mediziner des Kompetenznetzwerks „Onkologische Rehabilitation” weisen in einer Pressemitteilung auf den Nutzen einer Anschlussrehabilitation nach der Behandlung für die soziale, familiäre und berufliche Re-Integration hin: „Sie kann Nebenwirkungen onkologischer Therapien oder bestehende Funktionsstörungen erheblich reduzieren, die physische sowie auch die psychische Stabilisierung des Patienten unterstützen.“ Schon der Sozialdienst im Krankenhaus weise in der Regel auf die Möglichkeit zur Rehabilitation hin und leite eine solche ein. Umso unverständlicher sei es, dass nach den letzten Zahlen der Deutschen Rentenversicherung jährlich nur rund 80.000 Betroffene die Möglichkeiten einer medizinischen Rehabilitation nutzten.

Gründe der Nichtinanspruchnahme 

In einer Befragung von Patientinnen und Patienten mit einer Krebserkrankung, die von der Universität Lübeck durchgeführt wurde (2018), gaben fast 20 Prozent der Befragten an, dass sie nicht darüber informiert wurden, dass sie eine Rehabilitation in Anspruch nehmen können. „Grundsätzlich sind Patienten mit einer Krebserkrankung der medizinischen Rehabilitation gegenüber aufgeschlossen“, so das Fazit der Studie. Eine Nichtinanspruchnahme der Rehabilitation lasse sich überwiegend aus privaten und persönlichen, aber auch aus organisatorischen Gründen ableiten. „Darüber hinaus können Informationsdefizite dazu beitragen, dass eine medizinische Rehabilitation nicht in Anspruch genommen wird.“

Je nach Beschwerdebild und Komplexität der Erkrankung, zum Beispiel bei Brust-, Prostata- oder Kehlkopfkrebs, brauchen Patientinnen und Patienten eine besondere Kompetenz bei der Betreuung. In der Reha können Angebote wie Bewegungstherapie, psychosoziale Unterstützung bei der Krankheits- und Stressbewältigung, aber auch Patientenschulung und Gesundheitsbildung auf die Rückkehr in den Alltag und ggf. das Berufsleben vorbereiten. Als wichtigen Bestandteil für die Zeit nach der Reha werten Expertinnen und Experten auch die Kontaktaufnahme zu Selbsthilfegruppen, die in der Regel bereits während des Reha-Prozesses vermittelt werden sollte.

Der Bericht „Krebs in Deutschland“ wird alle zwei Jahre als gemeinsame Publikation der Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland e.V. (GEKID) und des Zentrums für Krebsregisterdaten (ZfKD) im Robert Koch-Institut herausgegeben.

Weitere Informationen

Zur Studie „Gründe für die Nichtinanspruchnahme einer onkologischen Rehabilitation. Ergebnisse einer schriftlichen Befragung von Patienten aus onkologischen Versorgungszentren“ auf der Webseite des Georg Thieme Verlag KG Stuttgart

(Quellen: Krebsinformationsdienst, Deutsches Krebsforschungszentrum; RehaNews24.de; Georg Thieme Verlag KG Stuttgart)

Zugehörige Links

  • Save-the-Date: Fachtagung zur Rückkehr in den Beruf nach Krebs und anderen schweren Erkrankungen
  • Bundesforschungsministerin Anja Karliczek: Neue Initiativen in der Nationalen Dekade gegen Krebs