Mobile Rehabilitation in den Strukturen der Alten- und Behindertenhilfe – Symposium der BAG MoRe
Die Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) Mobile Rehabilitation (MoRe) e.V. und die DVfR begrüßten am 13. November 2015 rund 40 Experten zu einem Symposium im Evangelischen Johannesstift in Berlin. Thema war die mobile Rehabilitation in den Strukturen der Alten- und Behindertenhilfe.
Die Tagung fand in Kooperation mit der Deutschen Vereinigung für Rehabilitation (DVfR), der Diakonie Deutschland, dem ISO-Institut Saarbrücken und dem Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaften der Universität Halle statt. Gastgeber der Veranstaltung war Dr. Martin Warnach, Chefarzt des Wichernkrankenhauses des Evangelischen Johannesstifts.
MoRe leistet wichtigen Beitrag zur Inklusion
Alexander Künzel von der Bremer Heimstiftung wies in seinem Vortrag auf die große Bedeutung mobiler geriatrischer Rehabilitation angesichts des demografischen Wandels hin. „Mobile Rehabilitation verhindert bzw. verzögert Pflegebedarf und stärkt Familien mit hilfsbedürftigen Angehörigen“, unterstrich Künzel
Ergänzung zur ambulanten und stationären medizinischen Rehabilitation
Heike Gatzke, Geschäftsführerin des Rehabilitationszentrums Bethesda kreuznacher diakonie, hob hervor, dass mobile Rehabilitation die stationäre oder ambulante medizinische nicht ersetzen könne, sondern vielmehr ergänze. „Mobile Rehabilitation legt ihr Augenmerk auf Menschen, die bisher von der Rehabilitation ausgeschlossen sind“, so Gatzke. Als Gründe hierfür nannte sie beispielsweise Mobilitätseinschränkungen, multiresistente Keime, die einen Klinikaufenthalt unmöglich machen, oder die Notwendigkeit einer vertrauten Umgebung aufgrund von kognitiven Beeinträchtigungen oder Sinnesbehinderungen. „Die MoRe geht davon aus, dass jeder Mensch rehafähig ist und in seiner gewohnten Umgebung bleiben kann“, betonte Gatzke. Dazu müsse das häusliche Umfeld rehagerecht gestaltet und Teilhabebarrieren abgebaut werden.
Mehr Impulse durch die Krankenkassen erforderlich
Dr. Matthias Schmidt-Ohlemann, Vorsitzender der BAG MoRe, der DVfR und Leitender Arzt des Rehabilitationszentrums Bethesda kreuznacher diakonie, moderierte das anschließende Podiumsgespräch mit Marion Rink von der Deutschen Rheumaliga, Edelinde Eusterholz vom Verband der Ersatzkassen, Alexander Künzel von der Bremer Heimstiftung und Heike Gatzke, Geschäftsführerin des Rehabilitationszentrums Bethesda kreuznacher diakonie.
Rink bedauerte, dass es angesichts des steigenden Bedarfs bislang zu wenige Anbieter der MoRe gebe. Damit entsprechende Strukturen durch die Gesetzlichen Krankenkassen aufgebaut werden, sei der Nachweis der Wirksamkeit und Effizienz von MoRe erforderlich, so Eusterholz. Darauf bezogen forderte Künzel mehr Impulse durch die Krankenkassen, beispielsweise bei der Finanzierung von Forschung und beim Einfordern von Rehabilitation. Rink sprach außerdem die Problematik an, dass die Krankenkassen durch ihre Finanzierung der Rehabilitation zwar zur Pflegevermeidung beitragen, selbst davon finanziell aber nicht profitierten.
Große Skepsis geriatrischer Einrichtungen
Dr. Schmidt-Ohlemann berichtete von der Befürchtung geriatrischer Einrichtungen, dass bei steigender Nutzung der MoRe möglicherweise Betten nicht gefüllt werden könnten. Gatzke bekräftigte, dass es vor allem um Menschen ginge, die bislang keine Reha erhielten und damit auch von der Teilhabe ausgeschlossen seien. Auch Künzel teilte die Skepsis der geriatrischen Einrichtungen angesichts des demografischen Wandels nicht. Die mobile Rehabilitation könne zudem wichtige Impulse setzen, um die Standards der Regelangebote in der Pflege und Eingliederungshilfe, was Teilhabe und Rehabilitation anbelangt, zu verbessern. Aus dem Plenum wies Dr. Warnach auf den Missstand hin, dass in Pflegeheimen nicht formuliert werde, welche Ziele die Patienten erreichen sollen.
Mehr Flexibilität im System
In drei Workshops wurde die MoRe anschließend unter verschiedenen Gesichtspunkten erörtert. Ein Workshop befasste sich mit der MoRe im Rahmen der aktuellen Gesetzgebung. Die Arbeitsgruppe schlug mehr Flexibilität im System vor. Am Ende einer stationären medizinischen Reha könnten z. B. auch mobile Einheiten stehen, sofern dies erforderlich sei, beispielsweise bei weiterbestehender Pflegebedürftigkeit. Dadurch könnte die Nachhaltigkeit der stationären Reha beim Übergang in das häusliche Umfeld gesichert werden. Vorteile dieser wohnortnahen Leistungen sind die Übertragung des Rehaerfolgs in den Alltag und die Möglichkeit der unmittelbaren Einflussnahme auf Kontextfaktoren. Unbeschadet dieser Option sei aber mobile Rehabilitation ein eigenständiges Angebot, das es flächendeckend anzubieten gelte.
MoRe und Pflege müssen enger zusammenarbeiten
Der zweite Workshop beschäftigte sich mit der Bedeutung der MoRe für die Altenhilfe. Ziel müsse sein, dass MoRe und Pflege enger zusammenarbeiten, fasste Prof. Dr. Johann Behrens von der Universität Halle zusammen. Es sei ein Missstand, dass mobile Rehabilitation meist nur in der Klinik und nicht auch aus der ambulanten Versorgung durch die Pflege initiiert werde. „Man muss sich im Pflegeheim erst den Oberschenkelhals brechen, damit in der Klinik ein Bedarf an mobiler Reha festgestellt werden kann“, spitzte er zu.
MoRe als wichtiges Teilhabeangebot für Menschen mit erworbenen Hirnschädigungen
Dr. Schmidt-Ohlemann resümierte die Ergebnisse des dritten Workshops, der sich der MoRe für Patienten mit erworbenen Hirnschädigungen und für Menschen mit Behinderungen zuwandte. MoRe biete für diese Personengruppe hervorragende Möglichkeiten. Sie sei als wichtige Brücke in der gesamten neurologischen Rehabilitation zu sehen, um die Teilhabe zu Hause tatsächlich zu erreichen. Sie könne auch ergänzend Elemente für eine Teilhabeplanung erarbeiten. In vielen Fällen ist eine weitere Rehafähigkeit erst mit Hilfe der mobilen Rehabilitation gegeben. Auch für Menschen mit psychischer Begleiterkrankung könne die mobile Rehabilitation eine Chance darstellen.
Weitere Informationen zur Bundesarbeitsgemeinschaft MoRe erhalten sie hier: www.bag-more.de