26.01.2018

Behindertenbeauftragte erinnert an die Opfer der NS-„Euthanasie“-Morde

Anlässlich des Tages des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar 2018 stellt die Beauftragte der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen, Verena Bentele, fest: „Immer wieder muss ich auch heutzutage erleben, dass Menschen darüber urteilen, welches Leben als lebenswert oder besonders wertvoll angesehen wird und welches nicht. Das ist in meinen Augen die Grundlage für Gräueltaten, wie sie im Nationalsozialismus geschehen konnten. Mit dem Gedenken setzen wir ein wichtiges Zeichen für Respekt und Toleranz, damit sich die Geschichte nicht wiederholt.“

Zu den Opfern systematischer Ermordung der Nationalsozialisten gehörten Menschen, die als wertlos, als „lebensunwert“, als „nutzlose Esser“ deklariert wurden. Bis zu 300.000 Menschen mit sogenannten geistigen, psychischen oder körperlichen Behinderungen wurden im sogenannten „Euthanasie“-Programm ermordet, zuvor oftmals zwangssterilisiert wie noch einige tausend Menschen mit Beeinträchtigungen darüber hinaus. Im letzten Jahr stand besonders der hunderttausendfache Mord an unschuldigen kranken oder beeinträchtigten Menschen im Mittelpunkt des Gedenkens im Deutschen Bundestag.

Dieses Jahr findet die Gedenkstunde im Deutschen Bundestag für die Opfer der nationalsozialistischen Verbrechen am 31. Januar statt. Am gleichen Tag legt die Beauftragte der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen im Gedenken der Opfer mit Beeinträchtigungen um 11 Uhr am Gedenk- und Informationsort für die Opfer der nationalsozialistischen „Euthanasie“-Morde einen Kranz nieder. In der Tiergartenstraße 4, dem heutigen Standort des Gedenk- und Informationsortes, ist während der NS-Zeit die „Aktion T4“ geplant und koordiniert worden.

Am Abend des gleichen Tages lädt Verena Bentele zu einem Theaterabend ins Kleisthaus, ihrem Dienstsitz, ein. Das Ensemble Weltenbrecher der Lebenshilfe Lüneburg zeigt sein Stück „Wo der Pfeffer wächst“. Das Stück ist eine Eigenentwicklung und wurde bereits auf internationalen Festivals im In- und Ausland ausgezeichnet. Es erforscht Lebensträume von Menschen mit sogenannter geistiger Behinderung. Visionen und Träume, welche während der NS-Zeit undenkbar gewesen wären entfalten sich an diesem Abend vor den Augen der Zuschauer. Im Mittelpunkt steht hier der Mensch. Die Schauspieler schaffen mit einfachsten Mitteln, starkem Ausdruck und Bühnenpräsenz ein besonderes Theatererlebnis.

„Jeder Mensch in Deutschland hat das Recht zu bestimmen, wie er sein Leben gestalten möchte. Die Träume von Menschen mit Behinderungen werden zu oft noch nicht gehört. Ich wünsche mir, dass Menschen mit Behinderungen noch selbstbestimmter an unserer Gesellschaft teilhaben können und beispielsweise selbst bestimmen, wo sie leben möchten“, so Verena Bentele.

Weitere Informationen

Termine am 31. Januar 2018:

11 Uhr Kranzniederlegung an der Blauen Wand, dem Gedenk- und Informationsort für die Opfer der NS-„Euthanasie“-Morde, Tiergartenstraße 4, 10785 Berlin

19 Uhr Weltenbrecher Theater “Wo der Pfeffer wächst“ im Kleisthaus, Mauerstraße 53, 10117 Berlin

Anmeldung zum Theaterstück erbeten unter kleisthaus@behindertenbeauftragte.de

(Quelle: Die Beauftragte der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen)