Pastor Rudolf Lotze

(* 12. März 1920 in Leipzig, † 22. Dezember 2005 in Wetter (Ruhr))

Leiter der Orthopädischen Anstalten Volmarstein

Aufgewachsen in Leipzig, begann Rudolf Lotze dort 1938/39 sein Studium der evangelischen Theologie und der Philosophie, das er – unterbrochen durch Kriegsdienst und russische Kriegsgefangenschaft – 1949 fortsetzte. Nach dem Examen Anfang der 1950er Jahre arbeitete er kurz als Vikar in Witten und ab 1955 als Gemeindepfarrer in Wengern. Schon damals wurde sein Interesse geweckt, für Menschen mit körperlichen und mehrfachen Behinderungen Chancen auf ein erfülltes Leben und eine sinnvolle Entwicklung in der sozialen Gemeinschaft zu erschließen. Seiner Überzeugung nach war der entscheidende Schlüssel für die Integration von Menschen mit Behinderungen vor allem die berufliche Bildung.

Von 1967 bis 1988 leitete Lotze die orthopädisch ausgerichteten Einrichtungen der Behindertenhilfe in Wetter-Volmarstein (heute: Evangelische Stiftung Volmarstein, ESV), wo er eine Reihe von beruflichen Ausbildungsangeboten für junge behinderte Menschen schuf: 1976 wurde das Berufsbildungswerk Volmarstein, 1978 eine Werkstatt für Menschen mit Behinderungen eingerichtet.

Als langjähriger Vorsitzender des Verbandes Evangelischer Einrichtungen für die Rehabilitation Behinderter von 1971 bis 1991 (heute: Bundesverband evangelische Behindertenhilfe, BeB) und vor allem als Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft der Berufsbildungswerke von 1972 bis 1989 wurde er zu einem bundesweit anerkannten Mitgestalter der Entwicklung der beruflichen Rehabilitation.

Von 1979 bis 1994 vertrat Lotze zahlreiche Verbände, auch die Deutsche Vereinigung, im Koordinierungsausschuss für institutionelle Fragen der Rehabilitation bei der Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation. Von 1982 bis 1988 arbeitete er im Arbeitskreis für Fragen Behinderter beim Berliner Bundesinstitut für Berufsbildung mit, von 1983 bis 1988 war er im Beirat für die Rehabilitation der Behinderten beim Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung tätig.

Als kompetenter „Netzwerker“ wirkte er von 1974 bis 1996 im Hauptvorstand und von 1979 bis 1996 im Geschäftsführenden Vorstand der Deutschen Vereinigung, davon neun Jahre als Schatzmeister und die letzten acht Jahre als erster stellvertretender Vorsitzender.

Mehrmals vertrat Lotze die Deutsche Vereinigung auf Weltkongressen und Europäischen Konferenzen von Rehabilitation International. Er setzte sich auch für die Zusammenführung von Deutscher Vereinigung und Gesellschaft für Rehabilitation (GfR) nach der deutsch-deutschen Wiedervereinigung ein. 1991 moderierte er das Baunataler „Symposium Ost/West“, das im Rahmen des 30. Kongresses der Deutschen Vereinigung mit einer kritischen Bestandsaufnahme von bundesdeutschen und aus der ehemaligen DDR überkommenen Rehabilitationskonzepten einen wichtigen Impuls für die Zusammenarbeit von Rehabilitationsfachleuten aus den alten und den neuen Bundesländern gab.

Zum 90-jährigen Jubiläum der Deutschen Vereinigung erarbeitete er 1999 die Broschüre „Von der ‚Krüppelfürsorge‘ zur Rehabilitation von Menschen mit Behinderungen“, die auch einen Beitrag von Klaus-Peter Becker zur Geschichte der Gesellschaft für Rehabilitation in der DDR enthielt.

Bereits 1997 hatte die Deutsche Vereinigung Pastor Lotze in Anerkennung seiner großen Verdienste und seines herausragenden Engagements die Ehrenmitgliedschaft verliehen.