Dr. rer. pol. Marlis Moleski-Müller

(* 19. Dezember 1914 in Bergneustadt - † 8. November 2006 in Bergneustadt)

Sozialfürsorgerin, Diplom-Volkswirtin, Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlerin

Bereits während ihrer Ausbildung zur Sozialfürsorgerin in den 30er Jahren in Gummersbach kam Marlis Moleski-Müller mit der Rehabilitation in Berührung. Sie betreute die Gruppenreisen körperbehinderter Kinder nach Köln zu Prof. Matthias Hackenbroch, Landesarzt für Körperbehinderte und hauptverantwortlicher Gutachter für die medizinische Rehabilitationsplanung Betroffener. Zwischen 1938 und 1941 leistete sie Sozialarbeit im Wilhelmshavener Marineartillerie-Zeugamt, wo sie sich um zahlreiche zur Rüstungsproduktion abgestellte junge Frauen und deren Kinder kümmerte. 1941 begann sie an der Universität Köln ein Studium der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, das sie Mitte Februar 1945 als diplomierte Volkswirtin abschloss.1949 promovierte sie dort unter ihrem beruflichen Förderer, dem Kölner Arzt und Ministerialdirektor Prof. Dr. Josef Stralau, über den sie in Kontakt mit der Deutschen Vereinigung kam.

Anfang der 50er Jahre arbeitete sie wissenschaftlich in der Arbeitsgemeinschaft für soziale Betriebsgestaltung in Heidelberg, daneben beschäftigte sie sich praktisch im mittelständischen elterlichen Familienunternehmen Hermann E. Müller KG, Bergneustadt, mit der betrieblichen Integration gesundheitlich belasteter Mitarbeiter.

1955 löste sie als erste und zunächst einzige Angestellte der Deutschen Vereinigung unter dem Vorsitzenden Prof. Kurt Lindemann den ehrenamtlichen Geschäftsführer Landesrat Dr. Paul Szajkowski ab. Die mit einem spärlichen Budget ausgestattete Geschäftsstelle war zunächst in einem Büro in der ehemaligen Badischen Krüppelanstalt „Wielandheim“ in Heidelberg-Schlierbach untergebracht, bis Ende der 50er Jahre im Zuge personeller Erweiterungen die noch heute genutzten Räume in der Heidelberger Innenstadt bezogen wurden.

Mit der Rückkehr der Deutschen Vereinigung auf die internationale Bühne im Jahr 1957 wurde das Amt der deutschen Nationalsekretärin bei der International Society for the Welfare of Cripples (heute: Rehabilitation International) übertragen, das sie bis 1978 ausübte.

Als Geschäftsführerin der Deutschen Vereinigung war sie aktiv an der administrativen Konsolidierung der Vereinigung in den 60er Jahren und der inhaltlichen Erweiterung des ursprünglich auf Körperbehinderte fokussierten Fachverbandes hin zur Rehabilitation aller Behindertengruppen beteiligt. Im Mai 1978 trat Frau Dr. Moleski-Müller, die 23 Jahre lang mit großem Engagement und hervorragendem Sachverstand die Geschäftsstelle der Deutschen Vereinigung geleitet hatte, in den Ruhestand. Nachfolger wurde Diplom-Volkswirt Gerhard André.

Von der Gründung der Zeitschrift „Die Rehabilitation – Zeitschrift für alle Fragen der medizinischen, schulisch-beruflichen und sozialen Eingliederung“ im Jahre 1962, die der in „Deutsche Vereinigung für die Rehabilitation Behinderter“ umbenannten Organisation als interdisziplinäres Publikationsorgan dienen sollte, trug sie bis 1998 als korrespondenzführendes Mitglied der Schriftleitung redaktionelle Verantwortung. 

Im November 2006 verstarb Marlis Moleski-Müller, der es als eine der wenigen Frauen gelungen war, ihren Einfluss in einem von Männern dominierten Bereich geltend zu machen, im Alter von 91 Jahren in ihrer Heimatstadt Bergneustadt.